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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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ver­wirrt bin. Das ist nicht fair!“
    The­ri­on blick­te auf. „Ich bin zu­frie­den, weil ich mei­ne wah­re Na­tur ken­ne“, sag­te er. „Ich weiß, was ich bin und wem ich die­ne. Ich bin im Frie­den mit mir selbst. Kein Sieg, Reich­tum oder ei­ne Frau kommt da­ge­gen an. ‚Tu, was du willst’ lau­tet das gan­ze Ge­setz.“
    „Dann zeig mir, wie ich mei­ne wah­re Na­tur be­grei­fe“, rief Bru­der Paul. „Da liegt der Schlüs­sel zur größ­ten Macht.“
    „Du mußt sie in dir sel­ber su­chen und dich sel­ber aus dem Ge­fäng­nis dei­ner Sin­ne be­frei­en“, ent­geg­ne­te The­ri­on. „Me­di­ta­ti­on, wie es Yo­ga be­für­wor­tet …“
    „Nein! Dar­auf kann ich nicht war­ten. Ich will es jetzt!“
    „Dann nimm die Ab­kür­zung.“ The­ri­on hielt ei­ne klei­ne Kap­sel hoch. „LSD.“
    Bru­der Paul schnapp­te da­nach und schluck­te sie hin­un­ter.
    Es war ein Kopf­sprung in einen Mahl­strom. Aus al­len Rich­tun­gen ström­te es auf ihn ein und schi­en eben­so von ihm aus­zu­strö­men: Bil­der, Ge­räusche, Ge­rü­che, Aro­men und Be­rüh­run­gen. Er sah den Raum. Das Mäd­chen lag im­mer noch mit of­fe­nem Mund auf dem Flur. The­ri­on kau­er­te im­mer noch über ihr. Er sah die Mö­bel. Den Son­nen fleck vom Fens­ter. Er hör­te den Wind um den Ab­grund pfei­fen, ein Tier in der Fer­ne heu­len, ei­ne un­sicht­ba­re Uhr ti­cken. Er roch die Le­der­couch und das Me­tall von der In­nen­sei­te des großen Kel­ches, den Staub vom Bo­den und den schwa­chen süß­li­chen Duft ei­ner Blu­me ir­gend­wo drau­ßen. Er spür­te die Über­res­te der Kap­sel­flüs­sig­keit, das Strei­cheln ei­ner sanf­ten Bri­se über sei­nen nack­ten Kör­per. Ab­len­kun­gen, mit de­nen er fer­tig wer­den muß­te.
    Er zwang sei­ne Wahr­neh­mung zur Kon­zen­tra­ti­on, schloß al­le äu­ße­ren Sti­mu­li aus. Nun sah er Licht hin­ter den Au­gen­li­dern, denn sie wa­ren nicht dick ge­nug, um ihm to­ta­le Dun­kel­heit zu ge­wäh­ren. Er hör­te sei­nen ei­ge­nen Atem und Herz­schlag. Er roch sei­nen Atem mit ei­nem Hauch Whis­key da­bei. Whis­key? Oh, von die­sem ers­ten Schluck bei der Ver­su­chung. Sei­ne Zun­ge schmeck­te leicht bit­ter. Er fühl­te die Span­nung sei­ner Mus­keln, die sich ver­krampf­ten, um ihn auf­recht zu hal­ten.
    Es gab üb­ri­gens mehr als nur fünf Sin­ne, doch die meis­ten na­men­lo­sen konn­te man un­ter ‚Be­rüh­rung’ sub­su­mie­ren: un­be­hag­li­ches Ge­fühl, Mus­kel­span­nung, Ori­en­tie­rung. Ab­len­kun­gen.
    Er setz­te sich auf den Bo­den und nahm die Stel­lung mit ge­kreuz­ten Bei­nen ein, die am bes­ten für Me­di­ta­ti­on ge­eig­net ist. Ganz be­wußt ent­spann­te er sich. All­mäh­lich ver­flog die Kör­per­span­nung und gab sei­ne Ge­dan­ken frei.
    Es war, als flö­ge er in nied­ri­ger Hö­he über ei­ne Land­schaft auf den Son­nen­un­ter­gang zu. Sei­ne halb­ge­ord­ne­ten Ge­dan­ken flo­gen vor­bei wie Wol­ken in Tech­ni­co­lor, ei­ni­ge form­los, an­de­re wun­der­schön, ei­ni­ge be­droh­lich. Un­ter ihm lag das Schloß mit der Pries­te­rin wie ei­nem Dorn­rös­chen dar­in, das auf den Kuß war­tet, der ihr das Be­wußt­sein zu­rück­brin­gen soll. Nur, daß es ei­ne Rei­ni­gung be­deu­te­te. Es war wirk­lich der Se­xualakt, der sie zum Auf­ste­hen brin­gen wür­de, der ihr Le­ben wie­der er­we­cken wür­de. Al­ler­dings konn­te man das Kin­dern nicht er­zäh­len (warum zum Teu­fel ei­gent­lich nicht?), und in die­sem Fall hat­te sie der Akt statt des­sen zum Schla­fen ge­bracht. Pries­te­rin des Ab­ra­xas? Was war ei­ne sol­che Tem­pel­ver­eh­rung an­de­res als ri­tua­li­sier­te Pro­sti­tu­ti­on? Pro­sti­tu­ti­on, der äl­tes­te Be­ruf der Frau. Er wür­de so lan­ge exis­tie­ren, so­lan­ge Män­ner Geld und einen Trieb hat­ten und die Frau bei­des nicht. Wel­che Iro­nie, daß er mit der Re­li­gi­on ver­bun­den wur­de. Doch die Re­li­gi­on heg­te ei­ne eben­so große Af­fi­ni­tät zu den Las­tern der Men­schen wie vie­le an­de­re In­sti­tu­tio­nen.
    Die Dro­ge in­ten­si­vier­te al­les und ver­schaff­te ihm ei­ne phä­no­me­na­le vi­su­el­le, au­di­ti­ve und tak­ti­le Er­fah­rung. Der

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