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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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kos­te­ten, als sich die Ge­sund­heits­äm­ter leis­ten konn­ten. Da­her war der Ge­brauch recht si­cher, und es wur­de viel da­nach ver­langt.
    Es gab ei­gent­lich nur drei Nach­tei­le von Mnem: Zu­nächst ein­mal war es il­le­gal. Das mach­te aber nur we­ni­gen et­was aus; wann im­mer die Mo­ral in Kon­flikt mit der Be­quem­lich­keit ge­riet, un­ter­lag die Mo­ral. Zwei­tens war es wie al­le ab­hän­gig ma­chen­den, il­le­ga­len Dro­gen teu­er; die Kos­ten ent­stan­den nicht bei der Pro­duk­ti­on, son­dern bei dem il­le­ga­len Ver­tei­lungs­sys­tem. Das mach­te schon mehr Leu­ten et­was aus, aber nicht so vie­len, um den Ge­brauch ernst­haft zu un­ter­bin­den. Das kri­mi­nel­le Ele­ment, wie auch das Busi­neß-Ele­ment, hat­ten ein schar­fes Au­ge da­für, was der Markt her­gab. Ei­gent­lich wa­ren sich die Fä­hig­kei­ten und Skru­pel bei­der Ele­men­te ähn­lich und über­lapp­ten sich be­trächt­lich. Das Mnem-Kar­tell bot je­nen mit ei­nem kri­ti­schen Be­dürf­nis da­nach an­re­gen­de Mög­lich­kei­ten an, wie auch Paul sel­ber. Denn er hat­te nach der Uni­ver­si­täts­zeit einen Nut­zen für Mnem ge­fun­den. Drit­tens: Mnem-Ent­zug ver­ur­sach­te nicht al­lein den Ver­lust der durch Dro­gen in­ten­si­vier­ten Ge­dächt­nis­leis­tung, son­dern einen all­ge­mei­ne­ren mne­mo­ni­schen Ver­fall, der zu Des­ori­en­tie­rung und un­re­gel­mä­ßi­gen Krank­heits­bil­dern führ­te. So war die Sucht al­so we­der psy­chisch noch phy­sio­lo­gisch, son­dern prak­tisch: Ein­mal süch­tig ge­wor­den, konn­te ein Be­nut­zer oh­ne Mnem nicht mehr rich­tig funk­tio­nie­ren. Das mach­te den meis­ten Leu­ten et­was aus, aber sie neig­ten da­zu, nicht dar­über nach­zu­den­ken. Es war das Pa­ra­do­xon von Mnem, The­ma vie­ler Spä­ße, daß es die Leu­te da­zu brach­te, den Haupt­nach­teil zu ver­ges­sen, wäh­rend es ihr Ge­dächt­nis un­ge­heu­er schärf­te.
    Da­her ris­kier­te Paul sei­ne Frei­heit, in­dem er die­se La­dung über die Staats­gren­zen fuhr. Er hat­te die Dro­ge be­nutzt, um auf die­sem Ge­biet Ex­per­te zu wer­den; nun konn­te er die­se Ge­wohn­heit nur auf­recht­er­hal­ten, in­dem er mit den Lie­fe­ran­ten ko­ope­rier­te. Glück­li­cher­wei­se war es nicht nö­tig, daß ei­ne be­stimm­te Per­son dies oft­mals un­ter­nahm; der Grund war al­ler­dings nicht die Sor­ge um das Wohl­er­ge­hen die­ser Per­son, son­dern ei­ne Vor­sichts­maß­nah­me ge­gen­über den Be­hör­den. Es wür­de bis zu ei­nem Jahr dau­ern, bis Paul wie­der fah­ren muß­te, und in der Zwi­schen­zeit wur­de er kos­ten­los mit Mnem ver­sorgt. Das war wirk­lich ein gu­tes Ge­schäft.
    Am Rand der Au­to­bahn stand je­mand; es schi­en ei­ne weib­li­che Ge­stalt zu sein. Die an­de­ren Au­tos fuh­ren vor­bei, na­tür­lich, denn es war ge­fähr­lich, einen Tram­per mit­zu­neh­men, ob nun Frau oder Mann. Paul al­ler­dings wur­de manch­mal un­ru­hig, wenn er auch nicht oft fuhr, denn die­se lan­ge Fahrt lang­weil­te ihn. Mit ein we­nig Ge­sell­schaft wä­re es an­ders, be­son­ders mit weib­li­cher Ge­sell­schaft.
    Er hielt an. Das Mäd­chen sah ihn und rann­te her­bei. Sie war jung, wahr­schein­lich noch un­ter zwan­zig, aber über­ra­schend gut ent­wi­ckelt. Ih­re Klei­der wa­ren un­or­dent­lich und ko­misch; ei­gent­lich trug sie nur ei­ne Art dün­nes Nacht­hemd, das ih­re wo­gen­de Brust ero­ti­scher um­hüll­te, als ha­be sie sich be­wußt ent­klei­det. Ein na­tür­li­ches Mäd­chen in un­na­tür­li­cher Um­ge­bung.
    „Oh, dan­ke!“ keuch­te sie, als sie auf den Bei­fah­rer­sitz stieg. „Ich hat­te schon Angst, nie­mand wür­de an­hal­ten, ehe die Po­li­zei kommt.“
    „Die Po­li­zei?“ frag­te er, plötz­lich ner­vös. Wenn sie ei­ne Kri­mi­nel­le war …
    „Oh, bit­te, Sir … fah­ren Sie los!“ rief sie. „Ich wer­de al­les er­klä­ren. Es ist al­les in Ord­nung. Es wird kei­nen Är­ger für Sie ge­ben – aber fah­ren Sie bit­te wei­ter. Bit­te!“
    Aber er zö­ger­te und blieb wei­ter ste­hen. „Ich ha­be nicht ge­nug Geld bei mir, daß es sich loh­nen wür­de, nur ei­ne ver­schlüs­sel­te Kre­dit­kar­te, die Ih­nen

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