Der Gott von Tarot
Gedächtnis vernebelt, und nun brachte die Animation seine schmutzigsten Geheimnisse zurück. Er war absolut wertlos.
In einem Fenster leuchtete Licht auf. Er stand vor einem Wohnhaus, und bei dieser Öffnung im Parterre war kein Vorhang vorgezogen, andernfalls hätte er nicht schnüffelnd auf der Feuertreppe gestanden. Das Fenster war schmutzig, aber das war nicht wichtig. Er spähte hinein und sah Therion nackt dort stehen, während das Mädchen angekleidet in der Ecke hockte. Nenn sie Amaranth, Licht, Schwester Beth, die Kartellsekretärin oder eine anonyme Kasinokellnerin; sie war ein namenloses Mädchen, das Ziel eines jeden Mannes’ Auge und Penis. Dies war das Schloß der Entdeckungen von menschlichen Beziehungen.
Irgend etwas beunruhigte ihn an der Position der beiden in dem Zimmer. Es war der gleiche Raum, den er mit ihnen geteilt hatte, und er begriff, warum er selbst nicht anwesend war, weil er nun hier draußen stand und alles aus anderer Perspektive sah. Aber er hatte in der Mitte mit ihr geschlafen, nicht in einer Ecke.
Und sie war nackt gewesen, nicht angekleidet. Hier stand Therion in der Mitte, war nackt.
Nun hörte Paul Therions Stimme: „Stich dein dämonisches Lächeln in mein Hirn, weich mich in Cognac, Mose und Kokain ein.“ Und der dickleibige Mann schob sein flabbriges Hinterteil nach vorn.
Der Geruch nach Scheiße wurde überwältigend. Paul wurde übel; er versuchte, den Drang zu unterdrücken, doch es gelang ihm nicht. Er wandte sich ab von dem Fenster und erbrach sich in die darunterliegende Straße. Erbrochenes strömte ihm in mehreren Schüben aus Nase und Rachen, braun anzusehen in diesem Licht, mit gelben Schleimspuren, die sich kaum lösen ließen. Doch immer noch roch er die Scheiße.
Der Pfeil, im Dunkeln nur schlecht gezielt, traf seinen Gürtel und prallte ab. Die Nadel war durch bloßen Zufall und die Bewegung seines würgenden Körpers nicht in sein Fleisch eingedrungen. Aber Paul schlug sich mit der Hand auf die Seite und schrie auf.
Aus dem Schatten tauchte ein Mann auf. „Ist nicht persönlich gemeint“, sagte er. „Wahrscheinlich hast du gedacht, du könntest einfach beim Kartell kündigen und würdest dich in ein paar Tagen an nichts mehr erinnern.“
Paul merkte, daß ihm ein weiterer Teil seines Gedächtnisses abhanden gekommen war. Es war jetzt Nacht, und die Kotzflecken auf seinem Hemd waren getrocknet. Nur noch schwach roch er den Kot. Was hatte er in den letzten Stunden getan? Er hatte keine Ahnung; Mnem hatte es ausgelöscht, so säuberlich, wie das Messer dem Knaben die Vorhaut abschnitt. Der Pfeil hatte ihn zu vollem Bewußtsein gebracht; er kannte auch seine Bedeutung. Der Überlebensinstinkt war tiefliegender als es die Routineereignisse waren. All seine Fähigkeiten wurden mobilisiert, um dieser Bedrohung entgegenzustehen. Der Pfeil war mit einem Betäubungsmittel versehen, um seinen Körper träge und unkoordiniert zu machen, damit man sich seiner bequem entledigen konnte. Auch anderen war dies geschehen, das wußte er.
„Komm doch einfach mit“, sagte der Mann, der nicht gemerkt hatte, daß sein Pfeil nicht getroffen hatte und daß ihm ein wacher, gefährlicher Mann gegenüberstand. „Eine nette kleine Fahrt. Wenn du mit einem Mnem-Kater herumläufst, würde dich die Polizei sofort aufspüren und erwischen, und dann wüßten sie, daß du süchtig bist. Und das wäre für uns alle schlimm. Wir können es uns einfach nicht leisten, daß sie dich finden. Niemals.“ Er griff nach Pauls Schulter.
Paul streckte den rechten Arm aus, um ihn von sich fernzuhalten, Unterarm gegen Unterarm. Er wirbelte nach rechts, hielt den Mann auf Abstand, überwand ihn und umschloß mit der Rechten dessen rechte Hand. Die
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