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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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er hat­te an ei­ne Mann-ge­gen-Mann-Sa­che ge­glaubt. Die­se Si­tua­ti­on Mann ge­gen Kind fand er un­ge­heu­er fremd­ar­tig.
    Doch sie hat­ten es so be­stimmt. Wenn er hier rein­kom­men woll­te, muß­te er sich schon be­wäh­ren.
    Er kon­zen­trier­te sich auf das Kind Kar­rie. Sie hat­te mit scho­ckie­ren­der Di­rekt­heit ih­re Kampf­be­reit­schaft kund­ge­tan. Das war ei­ne eben­so ech­te Aus­ein­an­der­set­zung, wie es der Ju­do­kampf mit dem Gel­ben ge­we­sen wä­re, und der Sa­che noch an­ge­mes­se­ner. Die klei­ne Kar­rie hat­te ihn auf­ge­for­dert, sich aus dem Staub zu ma­chen und zwar mit Hil­fe ei­ner un­freund­li­chen Be­zeich­nung der Far­be sei­nes Hin­ter­teils. Das muß­te er zu­rück­wei­sen, die Be­lei­di­gung ge­gen den An­grei­fer wen­den so­wie einen Reim fin­den, falls das mög­lich wä­re.
    „Ich kneif den Arsch zu­samm’n, wenn du be­nutzt ’nen Kamm“, sag­te er – und ver­spür­te so­fort Ekel vor sich sel­ber. Die Zu­rück­wei­sung und den Reim hat­te er hin­ge­kriegt, doch es war ein schwa­cher An­griff. Ein Mäd­chen ih­res Al­ters wür­de das so ma­chen wie sie woll­te. Oft­mals war es Punkt des Stol­zes, sich nicht zu käm­men; da­her hat­te er ei­gent­lich kei­nen Punkt ge­macht. Er hat­te nur de­mons­triert, daß er mit­ma­chen woll­te.
    Sie schnapp­te zu­rück: „Ich neh­me den Kamm schon, schieb ihn dir in den Chrom.“ Sie hielt in­ne und schlug dann wei­ter zu: „Mit Schaum.“
    Das war nicht sehr kind­lich, trotz ih­res Al­ters. Chrom spie­gel­te näm­lich weiß und nicht schwarz, und Schaum­mit­tel wur­den von Min­der­hei­ten zur Ver­hü­tung an­ge­wen­det. Punkt für sie; sie hat­te sein Kon­zept zu sei­nem Nach­teil über­nom­men.
    „Wenn dei­ne Ma­ma Schaum rein­ge­steckt hät­te, wä­rest du nie raus­ge­kom­men“, sag­te er. Kein Reim, aber die Be­lei­di­gung war schär­fer; leg­te na­he, sie sei ein Be­triebs­un­fall ge­we­sen, ein un­ge­woll­tes Kind. Es war schwie­rig, al­les un­ter einen Hut zu be­kom­men: Schlag­kraft, Reim, Be­lei­di­gung, oh­ne groß­ar­tig Zeit zum Nach­den­ken zu ha­ben. Aber ge­nau das mach­te es zu ei­ner sol­chen Her­aus­for­de­rung. Auch die meis­ten Schwar­zen wa­ren dar­in nicht wirk­lich gut, weil es ih­nen an Geis­tes­ge­gen­wart fehl­te. Wenn er da­mit fer­tig wur­de, wür­de das mehr als aus­rei­chen, sei­nen ge­ne­ti­schen Man­gel aus­zu­glei­chen. Aber zu spät fiel ihm nun der Reim ein: „Und du hät­test hier nie rum­ge­spon­nen.“
    Um sie her­um ver­sam­mel­te sich ei­ne Men­schen­men­ge. Das war ih­re Art von Un­ter­hal­tung. Nicht al­le stan­den ge­gen ihn; er be­gann sich durch sei­nen Stil zu be­wei­sen, und ei­ne gan­ze Rei­he von Leu­ten hat­ten hel­le Haut wie er. Et­wa ein Dut­zend oder so. Das war viel­leicht auch ein Wort­spiel; das ‚Dut­zend’ hat­te mit der Zahl Zwölf nicht viel zu tun. Es stamm­te von ei­nem wei­ßen Aus­druck ab, den man für ‚er­staun­lich’ oder ‚ver­blüf­fend’ ge­brauch­te. Wenn er die­sen Wett­be­werb ge­wann, wür­de er auch Freun­de ge­won­nen ha­ben, und sei­ne Zu­kunft wä­re ab­schätz­bar, wenn auch nicht ab­so­lut si­cher. „Gut ge­macht“, mur­mel­te ei­ner.
    Ge­trof­fen schlug Kar­rie hef­tig zu­rück. „Bei dei­ner Ma kam der Schaum her­aus, als sie vö­gel­te die wei­ße Laus.“
    „Patt“, kom­men­tier­te ein Zu­schau­er mit pro­fes­sio­nel­ler Schär­fe. Er mein­te, sie ha­be Pauls Be­lei­di­gung auf­ge­fan­gen und ge­gen ihn ge­wen­det, durch einen Reim und einen wei­te­ren ras­si­schen Be­zug ver­stärkt. Die­se An­grif­fe auf sein Weiß­sein ver­letz­ten ihn hier.
    Er muß­te mit här­te­ren Ban­da­gen kämp­fen. Er konn­te es sich nicht leis­ten, Kar­rie als Kind oder als Frau an­zu­se­hen; sie war sein Feind und woll­te ihn ver­nich­ten. „Das war kei­ne Laus, das war ihr Mann, dei­ne Ma hat zwei Bö­cke, da­mit sie über­haupt kann.“
    Kur­z­er Ap­plaus. Paul hat­te auf ih­ren Vers sei­nen ent­geg­net und an­ge­deu­tet, ih­re Mut­ter sei ei­ne Hu­re. Bei sol­chen Wett­be­wer­ben war die Mut­ter häu­fig das Ziel der Be­lei­di­gun­gen, der schwa­che Punkt in je­dem Men­schen.

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