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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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bald ent­völ­kert sein. Aber es war nicht Sa­che des Hei­li­gen Or­dens der Vi­si­on, sich in welt­li­che An­ge­le­gen­hei­ten ein­zu­mi­schen. Bru­der Paul konn­te sei­nen pri­va­ten Ge­dan­ken nach­hän­gen, aber er durf­te nie­mals an­de­ren sei­ne po­li­ti­sche oder öko­no­mi­sche Mei­nung auf­zwin­gen. Und auch nicht sei­ne re­li­gi­öse Ein­stel­lung.
    Er schlug sich al­so durch die Wild­nis an der Nä­he der Sta­ti­on, an den Stahl­ske­let­ten der einst hoch in den Him­mel ra­gen­den Ge­bäu­de vor­bei, die sich wie Ske­let­te von Di­no­sau­ri­ern auf­türm­ten. Wenn Schnee lag, war der Ef­fekt nicht so dras­tisch, denn die Kno­chen wa­ren zu­ge­deckt. Aber nun war Som­mer. Sein Ziel war die klei­ner wer­den­de tech­no­lo­gi­sche Zi­vi­li­sa­ti­ons­ära des Pla­ne­ten. Die wu­chern­den Bü­sche und Sträu­cher wur­den mit je­dem Ki­lo­me­ter dich­ter und hö­her, als wüch­sen sie pro­por­tio­nal zu sei­nem Fort­kom­men, und dann ga­ben sie manch­mal einen Platz für ei­ne Grup­pe von Ge­bäu­den frei, die wie ein mit­tel­al­ter­li­ches Dorf wirk­ten. Je­des Dörf­chen dräng­te sich um ei­ne letz­te Bas­ti­on von Zi­vi­li­sa­ti­on: wo Strom durch ein Was­ser­rad er­zeugt wur­de, um einen holz­be­trie­be­nen Bren­no­fen oder ein Wind­rad mit In­dus­trie­ka­pa­zi­tät.
    Vil­la­ge, Dorf, dach­te er. Vom glei­chen la­tei­ni­schen Stamm wie Vil­la, die Be­hau­sung ei­nes Feu­dal­herrn. Be­wohnt von Feu­dals­kla­ven, die man Vil­lains nann­te und de­ren un­ge­bil­de­tes We­sen spä­ter dem Wort zu an­de­rer Be­deu­tung (Schur­ke) ver­half. Die Ge­sell­schaft lös­te sich un­ter der Be­las­tung durch den Ener­gie­man­gel in ih­re ur­sprüng­li­chen Be­stand­tei­le auf. Im Hin­ter­land galt die Elek­tri­zi­tät in der Tat als ei­ne to­te Wis­sen­schaft, denn es gab kei­ne mehr; die Au­to­mo­bil-Tech­no­lo­gie war pas­se, denn es gab kein Ben­zin. Pfer­de und Men­schen­kraft hat­ten bald wie­der die al­te Vor­macht­stel­lung er­run­gen, und Bru­der Paul war nicht be­reit, dies als schlimm an­zu­se­hen. Um­welt­ver­schmut­zung ge­hör­te der Ver­gan­gen­heit an, au­ßer in den Berg­bau­ge­bie­ten, und die Kin­der wuß­ten heut­zu­ta­ge nicht mehr, was ‚In­fla­ti­on’ be­deu­te­te, da Tausch­han­del an der Ta­ges­ord­nung war.
    Das Le­ben war schwe­rer ge­wor­den, aber ge­sün­der, trotz des Rück­schritts in der Me­di­zin­tech­no­lo­gie. Der ver­stärk­te Ge­mein­schafts­sinn in den Klein­ge­mein­den galt als ein Se­gen; der Nach­bar half wie­der dem Nach­barn, und die Un­zu­frie­de­nen wa­ren fort­ge­gan­gen. Licht­jah­re weit fort.
    Je­doch nä­her­te sich Bru­der Paul je­dem Dorf vor­sich­tig, denn die Dörf­ler konn­ten Frem­den ge­gen­über recht bru­tal sein. Er war grund­sätz­lich ein fried­lie­ben­der Mensch, aber we­der ein Schwäch­ling noch ein Dumm­kopf. Er leg­te sei­nen Ha­bit an, wenn er sich ei­nem be­völ­ker­ten Teil nä­her­te, um sich bes­ser er­kenn­bar zu ma­chen. Er wür­de sich mit ei­nem Lä­cheln und Wor­ten ver­tei­di­gen und De­mü­ti­gun­gen er­tra­gen, wo im­mer er nur konn­te, und wenn das al­les ver­sag­te, wür­de er sich auch mit kör­per­li­chen Mit­teln weh­ren.
    Wenn er auch Bru­der ei­nes Or­dens mit re­li­gi­öser In­ten­ti­on war, konn­te er Vor­tei­le da­für we­der er­war­ten, noch emp­fing er sie. Er bot für die nächt­li­che Un­ter­kunft und Ver­pfle­gung sei­ne Diens­te an, denn man such­te im­mer nach je­man­dem mit hand­werk­li­chen und tech­ni­schen Fer­tig­kei­ten. Mit je­dem Haus­be­woh­ner tausch­te er die Neu­ig­kei­ten aus und er­hielt Rat und An­wei­sun­gen be­züg­lich der ört­li­chen Ge­ge­ben­hei­ten. Je­der kann­te den Weg zum MÜ. Je­de Nacht fand er einen an­de­ren Un­ter­schlupf. In ei­ni­gen Ge­gen­den des Lan­des do­mi­nier­ten wil­de Stäm­me, die sich Sach­sen, Hun­nen, Cim­me­ri­er, Kel­ten oder Pik­ten nann­ten, und in vie­ler Hin­sicht äh­nel­ten sie ih­ren his­to­ri­schen Vor­bil­dern. Die Sach­sen wa­ren die Ame­ri­ka­ner nord­eu­ro­päi­scher Ab­stam­mung, die Hun­nen Ame­ri­ka­ner aus

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