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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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ge­schafft. Auch nicht die Fünf-Mi­nu­ten-Mei­le. Aber ein­mal ha­be ich an ei­nem Ge­stell in der Kir­che fünf­zehn eh­ren­wer­te Klimm­zü­ge in drei­ßig Se­kun­den ge­schafft.“ Er lä­chel­te ver­schmitzt. „Aber der Kaplan hat mich er­wi­scht. Er hat kei­nen Ton ge­sagt, aber wie er mich an­ge­se­hen hat! Nie­mals wie­der hät­te ich mich das noch ein­mal ge­traut. Aber ich bin si­cher, du hät­test ei­ne so bil­li­ge Ent­schul­di­gung bei dei­nen Übun­gen nie­mals gel­ten las­sen.“
    Of­fen­sicht­lich wuß­te der Mann et­was über Bru­der Pauls Ver­gan­gen­heit – ins­be­son­de­re über sei­ne gym­nas­ti­schen Übun­gen, wenn er sich un­be­ob­ach­tet glaub­te. Paul hoff­te nur, er wür­de nicht er­rö­ten.
    „Die Missi­on, die dir nun be­vor­steht, ver­langt al­ler­dings we­sent­lich stär­ke­re Ner­ven als das“, fuhr Bi­schof Crow­der fort. „Du hast Ner­ven­stär­ke, Geis­tes­ge­gen­wart, große Kör­per­kraft und einen ge­wis­sen er­fri­schen­den Ob­jek­ti­vis­mus. Das sind ge­nau die Cha­rak­te­ris­ti­ka, nach de­nen wir ge­sucht ha­ben. Doch es wird nicht leicht wer­den. Du wirst nicht al­lein Gott ge­gen­über­tre­ten – du mußt auch ein Ur­teil über sei­nen Wert er­tra­gen kön­nen. Ich be­nei­de dich nicht um die­sen Auf­trag.“ Er dreh­te sich um und leg­te sei­ne kräf­ti­gen, wet­ter­ge­gerb­ten Hän­de auf Bru­der Pauls Schul­tern. „Gott seg­ne dich und mö­ge dir Kraft ver­lei­hen“, sag­te er auf­rich­tig.
    Gott seg­ne dich … Bru­der Paul schwank­te und schloß un­ter ei­nem plötz­li­chen Schmerz die Au­gen.
    „Ge­mach, Bru­der“, sag­te der Bi­schof und stütz­te ihn. „Ich weiß, du bist nach der an­stren­gen­den Rei­se mü­de. Geh und ru­he dich aus. Mor­gen früh wer­den wir dich zum Bus in die Ma­te­rie­über­tra­gungs­sta­ti­on brin­gen.“
    Der Bi­schof war na­tür­lich so gut wie sei­ne Wor­te. Nach­dem sich Bru­der Paul aus­ge­ruht und gut ge­speist hat­te, brach­te man ihn in den Bus, der ihn in vier Stun­den ins Kern­land der Zi­vi­li­sa­ti­on brach­te. So ge­lang­te er recht un­ver­mit­telt zur MÜ-Sta­ti­on: ins Ame­ri­ka des ein­und­zwan­zigs­ten Jahr­hun­derts.
    Als er aus dem Bus sprang, kam ein Re­prä­sen­tant des MÜ mit of­fi­zi­el­ler, prun­ken­der blau­er Uni­form auf ihn zu. „Sehr gut“, sag­te der jun­ge Mann schnei­dig und be­äug­te miß­bil­li­gend Bru­der Pauls Or­dens­ha­bit, der un­ter der Rei­se arg ge­lit­ten hat­te. „Sie sind der Re­prä­sen­tant des Vi­sual­or­dens …“
    „Des Hei­li­gen Or­dens der Vi­si­on“, kor­ri­gier­te ihn Bru­der Paul ge­dul­dig. Ei­nem Drui­den wä­re ein sol­cher Irr­tum nie­mals un­ter­lau­fen, aber dies hier war ja auch nur ein Lai­en­be­am­ter. „Hei­lig, denn wir ver­su­chen, den ge­sam­ten Geist des …“
    „Ja, Sir. Bit­te fol­gen Sie mir hier ent­lang.“
    „Nicht ‚Sir’. Ich bin ein Mönch. Bru­der Paul. Al­le Men­schen sind Brü­der …“ Aber der ein­drucks­vol­le Funk­tio­när war schon ge­gan­gen und zwang so­mit Bru­der Paul, hin­ter ihm her­zu­ei­len.
    Das tat er auch. „Ehe ich auf die Ko­lo­nie­welt rei­se, wer­de ich ei­ne di­rek­te Ener­gie­quel­le be­nö­ti­gen, um mei­nen Rech­ner auf­zu­la­den“, sag­te er. „Ich bin kein gu­ter Ma­the­ma­ti­ker, und es gibt dort viel­leicht Kom­ple­xi­tä­ten, die …“
    „Da­für ist kei­ne Zeit mehr“, schnapp­te der Mann. „Man hat den Ab­flug schon um Stun­den hin­aus­ge­zö­gert, weil wir auf Ih­re An­kunft ge­war­tet ha­ben, und es hat un­ser Pro­gramm voll­stän­dig durch­ein­an­der­ge­bracht. Nun ist al­les schon seit mehr als drei­ßig Mi­nu­ten ver­sie­gelt. Wir kön­nen kaum …“
    Dar­an hät­te er den­ken sol­len: Zeit in Form von Plä­nen war ei­ner der Haupt­göt­ter der MÜ, gleich auf die Macht fol­gend. Bru­der Paul war dar­an ge­wöhnt, sich ei­nem an der Son­ne aus­ge­rich­te­ten Ta­ges­ab­lauf un­ter­zu­ord­nen. Man hat­te ihm zu­sam­men mit dem Rech­ner ei­ne gu­te Uhr ge­lie­hen, aber er hat­te sich noch nicht an­ge­wöhnt, auch dar­auf zu schau­en. „Ich will si­cher­lich Ih­ren Zeit­plan nicht

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