Der Gott von Tarot
herausfinden, ob dieses Phänomen letztendlich materiell oder spirituell ist. Wir haben bislang nur die Grenzen erkunden können, aber es scheint Elemente von beidem zu haben. Eine Erklärung lautet, daß es eine Probe für die Menschheit bedeutet für das kommende Zeitalter, daß es Gott, wenn man so will, gefallen hat, sich den Menschen in dieser herausfordernden Gestalt zu zeigen. Wir wollen diese Herausforderung nicht ignorieren und sicher nicht riskieren, Christus erneut zu kreuzigen! Aber wir können uns auch die Verlegenheit nicht gestatten, ein Phänomen, das gänzlich weltlichen Ursprungs ist, als allzu ernsthaft anzusehen.“
„Auch Gott hat gänzlich weltlichen Ursprung“, bemerkte Bruder Paul ohne negative Absicht.
„Aber Er hat auch absolut göttliche Züge. Das eine ohne das andere …“
„Ja, ich erkenne die Kompliziertheit des Problems.“
„Wenn diese Manifestationen wirklich von Gott stammen sollten, müssen wir sie anerkennen und den Ruf beantworten“, sagte die Ehrwürdige Mutter. „Wenn es eine rein materielle Sache ist, möchten wir gern genau wissen, welcher Art sie ist und wie sie funktioniert und warum die Religion dadurch so verletzbar ist. Das wird sicher keine leichte Aufgabe sein!“ Sie hielt inne. „Warum ich so aufgeregt bin, Bruder Paul, warum so ängstlich? Ich habe dich gedrängt, nicht zu gehen, doch zugleich …“
Bruder Paul lächelte. „Ihr habt Angst, ich könnte versagen. Oder daß ich Gott wirklich dort finde. Beides würde höchst peinlich sein, denn natürlich ist der Gott von Tarot zugleich der Erdengott, der Gott der Menschen.“
„Ja“, sagte sie unsicher. „Aber können wir nach all den Jahrhunderten unseres Glaubens wirklich der Realität ins Auge sehen? Gott paßt vielleicht nicht zu unseren Vorstellungen von Ihm, aber wie könnten wir Ihn zurückweisen? Wir müssen Ihn erkennen! Es macht mir Angst. Kurz gesagt …“
„Kurz gesagt“, unterbrach sie Bruder Paul, „Ihr wollt, daß ich in die Hölle gehe, um nachzusehen, ob Gott dort ist.“
Unbekannt
Man hat das Bewußtsein mit einem Spiegel verglichen, in dem der Körper seine Aktivitäten überdenkt. Ein passenderer Vergleich wäre es wohl, es mit einem Spiegelsaal zu vergleichen, wo der eine Spiegel sich in einem anderen und so weiter spiegelt. Wir können dem Unendlichen nicht entrinnen. Es starrt uns in Gesicht, ob wir auf Atome blicken oder auf Sterne oder auf die Gründe hinter den Gründen bis zurück in die Ewigkeit. Die Wissenschaft der flachen Erde hat dafür kaum mehr Nutzen als die Flache-Erde-Theologen in dunklen Zeiten; aber die wahre Wissenschaft vom Lebendigen muß die Unendlichkeit einbeziehen und darf sie niemals aus dem Auge verlieren … In allen Zeiten waren sich die großen Entdecker immerzu der Transparenz der Phänomene im Hinblick auf eine andere Realitätsordnung hin bewußt, der Allgegenwart des Geistes in der Maschine – selbst bei einer so simplen Maschine wie dem Magnetkompaß oder der Leidener Flasche. Wenn ein Wissenschaftler einmal diesen Sinn für das Geheimnisvolle verliert, kann er ein exzellenter Techniker sein, aber er ist kein Weiser mehr.
Arthur Koestler: Der Geist in der Maschine
Bruder Paul wurde automatisch ins Bewußtsein gebracht, daß sich die Station des Heiligen Ordens der Vision in gutem Zustand befand. Es war nicht immer so gewesen. Dies war einst ein Gettogebiet. Innerhalb der fünf Jahre des Materieübertragungsprogramms, das offiziell und allgemein als MÜ oder Leerung bekannt war, hatte man einige Milliarden Menschen auf etwa eintausend Kolonieplaneten transportiert. Bei Fortsetzung dieser Quote würde die Erde
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