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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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war nicht der Tu­mult oder ein an­de­rer kör­per­li­cher Grund?“
    „Die­se Er­schei­nun­gen oder was im­mer es auch war, was je­ne Men­schen wahr­nah­men, ha­ben wirk­lich Ge­mü­ter ver­wirrt und mensch­li­ches Le­ben zer­stört.“ Sie blick­te Bru­der Paul di­rekt an, und ih­re Sor­ge um ihn ließ sie rich­tig er­strah­len. Er wuß­te, mit der glei­chen Mie­ne wür­de sie sich ei­ner ver­wun­de­ten Klap­per­schlan­ge oder ei­nem zer­ris­se­nen Ma­nu­skript zu­wen­den, aber das mach­te sie so lieb­rei­zend. „Nun weißt du, wo­vor ich Angst ha­be. Bist du be­reit, in die­se Höl­le zu ge­ben?“
    Be­reit? Er brann­te dar­auf. „Es klingt fas­zi­nie­rend. Aber wie wür­de mei­ne Missi­on ge­nau aus­se­hen? Müß­te ich den Teu­fel von Ta­rot ex­or­zie­ren?“
    „Nein, ich fürch­te, das liegt jen­seits dei­ner Kräf­te und auch mei­ner und al­ler an­de­ren aus dem Or­den.“ Sie lä­chel­te flüch­tig. „Die hei­li­gen Män­ner, die ge­schei­tert sind, wa­ren be­rühm­te, gläu­bi­ge Men­schen, de­ren Glau­ben ge­prüft und wahr­haf­tig war. Ich fin­de es son­der­bar, daß sie so ge­lit­ten ha­ben, wäh­rend die Mehr­zahl der Ko­lo­nis­ten, die nur ei­ne zu­fäl­li­ge Mi­schung der Er­den­be­völ­ke­rung dar­stel­len, nur we­ni­ge der­ar­ti­ger Pro­ble­me hat­te.“
    Bru­der Paul nick­te. „Viel­leicht doch nicht so merk­wür­dig. Kann sein, daß Aus­bil­dung und Glau­ben für die­se Si­tua­tio­nen prä­des­ti­nie­ren.“
    „Viel­leicht. Es stimmt, daß wir, die wir ein star­kes Ge­fühl zur Re­li­gi­on ha­ben, auch die stärks­te Re­ak­ti­on vom Pla­ne­ten Ta­rot er­hal­ten. Je­ne, de­ren Haupt­be­dürf­nis es ist, ein­fach ih­ren Au­gen zu trau­en – tun das auch ein­fach.“
    Wie das Glück es so woll­te, durch­zog den Raum der in­ten­si­ve Duft von Bru­der Pe­ters heißem Brot und ließ Paul das Was­ser im Mun­de zu­sam­men­lau­fen. „Wollt Ihr da­mit sa­gen, ich fol­ge ein­fach mei­nen Be­dürf­nis­sen?“ frag­te er lä­chelnd. Nun, als ihm die Be­deu­tung sei­ner Missi­on klar­ge­wor­den war, war auch sei­ne Span­nung ver­schwun­den.
    „Du weißt es bes­ser, Paul! Aber du bist kein be­son­ders gött­li­cher Mensch. Dein Back­ground ist brei­ter und kennt vie­le Aspek­te mensch­li­chen Le­bens. Du kennst die Be­deu­tung von Ge­be­ten – und auch, wie man einen Ab­fluß re­pa­riert. Du weißt von Hei­lig­keit – und Glückss­pie­len.“
    „Das sind pas­sen­de Par­al­le­len.“
    „Dan­ke. Du nimmst Din­ge wahr, die jen­seits mei­nes Auf­fas­sungs­ver­mö­gens lie­gen.“ Das hoff­te Bru­der Paul in­brüns­tig. Wenn sie auch nur die lei­ses­te Ah­nung von dem Misch­masch an Ge­dan­ken hat­te, die sein Hirn durch­zo­gen, wä­re sie scho­ckiert ge­we­sen. Er er­in­ner­te sich an ein Kin­der­spiel, das er frü­her mit sei­nen Freun­den ge­spielt hat­te. Es hieß Him­mel und Höl­le. Aus ei­ner Grup­pe wur­den ein Mäd­chen und ein Jun­ge aus­ge­wählt, und sie muß­ten sich in einen dunklen Schrank be­ge­ben. Ei­ne Mi­nu­te lang muß­te er sie ent­we­der küs­sen (Him­mel) oder sie schla­gen (Höl­le). Ein­mal hat­te Bru­der Paul ge­träumt, er näh­me die Pries­te­rin mit in einen sol­chen Schrank, und er war in Schweiß ge­ba­det und ent­setzt wie­der auf­ge­wacht. Die blo­ße Er­in­ne­rung dar­an ekel­te ihn nun an. Bis die­se Er­in­ne­rung ver­schwun­den war, wür­de es kein ge­eig­ne­tes Ma­te­ri­al sein für einen Auf­stieg in­ner­halb des Hei­li­gen Or­dens der Vi­si­on.
    Aber die­sen Ab­grund in ihm kann­te sie nicht – ei­ne Nai­vi­tät, für die er Gott dank­te. „Ich ha­be den Ein­druck, als wür­dest du dich nicht aus­schließ­lich um die re­li­gi­ösen Im­pli­ka­tio­nen des Pro­blems küm­mern“, fuhr sie mun­ter fort. „Du wür­dest dich auch mit den an­de­ren Pro­ble­men der Ko­lo­nis­ten be­fas­sen. Viel­leicht be­kommst du so­gar her­aus, warum das, was den Pries­tern ge­sche­hen ist, nicht auch den Ko­lo­nis­ten zu­stieß, und warum Glau­be ein sol­ches Ri­si­ko be­deu­tet. Aber noch wich­ti­ger …“
    „Ich glau­be, ich weiß, was Ihr sa­gen wollt“, mur­mel­te Paul.
    „Wir wol­len

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