Der Gott von Tarot
durcheinanderbringen, aber wenn ich meinen Auftrag ordentlich erfüllen soll …“
Mit verzweifelter Grimasse zog ihn der Mann in ein Gebäude. Drinnen befand sich ein Telephon. „Lassen Sie neue Batterien bringen“, bellte er und reichte Bruder Paul den Hörer.
Das war Effizienz! Bruder Paul hatte in den letzten Jahren verlernt, mit dem Telephon umzugehen. In welchen Teil mußte man sprechen? Er schloß einen Kompromiß, indem er so laut sprach, daß es in beide Enden gleichzeitig tönte. Er beschrieb die Batterien. „Gestattet“, antwortete der obere Teil des Hörers nach einem Klicken. „Bitte beim Lager abholen.“
„Lager?“ Aber die Verbindung war schon unterbrochen. Das schien hier in der Zivilisation der Umgangsstil zu sein.
„Kommen Sie“, sagte der Funktionär. „Wir holen es auf dem Weg ab.“ Und das taten sie auch. Die gewünschten Zellen konnte man kurz im Vorübergehen in einem anderen Gebäude abholen. Diese Leute hier waren nicht sonderlich freundlich, aber es wurde alles erledigt.
„Und dies hier“, sagte der Mann an dem Schalter und hielt ein schweres Metallband hoch.
„Oh, Mönche tragen keinen Schmuck, nur das Kreuz“, protestierte Bruder Paul. „Wir haben den Eid der Armut geschworen …“
„Schmuck! Quatsch“, schnaubte der Mann. „Das ist ein Molekular-Recorder. Bei der Rückkehr wird es vollständig bespielt sein, mit allem, was Sie gesehen oder gehört haben, und auch dem, was Sie nicht mitbekommen haben. Dieses Gerät reagiert empfindlich auf bestimmte Strahlungen und chemische Verbindungen. Halten Sie es am linken Handgelenk befestigt und vergessen Sie es einfach. Aber es darf nicht bedeckt werden.“
Bruder Paul war hell erstaunt. „Ich hatte gedacht, dies sei eine persönliche Untersuchung und erfordere auch einen persönlichen Bericht. Schließlich kann man von einer Maschine nicht erwarten, Gott zu ergründen.“
„Haha“, meinte der Lagerist ohne Humor. „Schnallen Sie es an.“
Zögernd hielt Bruder Paul den linken Arm hoch. Der Mann schnallte ihm das Armband um und rückte es an die richtige Stelle. Er hätte wissen müssen, daß die Säkularmächte, die die Materieübertragung kontrollierten, nicht kooperieren würden, wenn sie nicht auch ihre säkularen Geräte einsetzen konnten. Es war ihnen egal, ob sich Gott auf dem Planeten Tarot manifestiert hatte oder nicht. Ihr Gott war eine Maschine. Diese Maschine umfaßte Zeit und Macht und regierte alles. Aber vielleicht war es nur recht, denn wer konnte schon von vornherein wissen, ob nicht der Gott von Tarot ebenfalls eine Maschine war. Daher war es nur angemessen, daß auch die Maschine ihren Repräsentanten schickte.
„ Und das hier“, sagte der Lagerist und reichte ihm eine Reihe kleiner Stäbe. „Das ist ein Sender für den Nahbereich. Man hält es so, spricht, und die andere Einheit empfängt. Und andersherum. Ist Pflichtausrüstung für alle Angestellten.“
„Ich bin nicht Ihr Angestellter“, sagte Bruder Paul so sanft er nur konnte. Man hielt ihn immerhin, daran mußte er denken, für einen friedlichen Menschen.
„Und wer bezahlt Ihnen die Rückfahrkarte?“ fragte der Mann.
Bruder Paul seufzte. Der Mann, der den Musiker bezahlte, konnte sich auch die Melodie wünschen. Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und so weiter. Er nahm den Sender und steckte ihn in die Tasche. Er konnte ihn mitnehmen, gebrauchen mußte er ihn ja nicht.
„Denken Sie daran“, sagte der Mann noch stirnrunzelnd. „Wir erwarten, alle Gegenstände in gutem Zustand zurückzubekommen.“
„Sie können es gleich zurückbekommen“, sagte Bruder Paul.
Niemand antwortete ihm. Man scheuchte ihn in ein anderes Gebäude und unterwarf ihn einer
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