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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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heim­lich ein we­nig Vul­ka­na­sche zu ei­ner kran­ken Pflan­ze, wenn ich das ei­gent­lich auch nicht darf. Un­ter den Pflan­zen gibt es noch an­de­re We­sen, In­sek­ten und so­gar Schlan­gen, die durch den nied­ri­gen Gras-Bal­da­chin ge­schützt wer­den. Das gibt mir ein rich­ti­ges Hei­mat­ge­fühl.“
    „Die meis­ten Mäd­chen auf der Er­de mö­gen kei­ne Schlan­gen, so nütz­lich die­se Rep­ti­le auch sein mö­gen“, mein­te Bru­der Paul.
    „Die meis­ten Mäd­chen auf der Er­de ver­eh­ren auch nicht Ab­ra­xas, den schlan­gen­fü­ßi­gen Gott“, er­wi­der­te sie. „Die Furcht vor Schlan­gen ist üb­ri­gens re­la­tiv jung, his­to­risch ge­se­hen. In der Bi­bel galt die Schlan­ge als Sym­bol der Weis­heit, die …“
    „Vor­sich­tig“, er­in­ner­te sie der Swa­mi. „Denk an den Ver­trag.“
    „Tut mir leid“, sag­te sie. „Wir  dür­fen uns nicht über un­se­ren je­wei­li­gen Glau­ben ver­brei­ten, im In­ter­es­se Ih­rer Ob­jek­ti­vi­tät. Das ist är­ger­lich. Je­den­falls ha­be ich hier im Ge­bir­ge un­über­treff­li­che Kunst­wer­ke ge­fun­den in den Son­nen­un­ter­gän­gen und Stür­men die­ses un­ver­dor­be­nen Pla­ne­ten. Ha­ben Sie schon ein­mal ge­se­hen, wie der Wind die Ta­rot­bla­sen vor sich her­treibt? Ich glau­be, in die­sem Teil der Ga­la­xis ha­ben wir die schöns­ten Stür­me! Ich ha­be die­se Schön­heit in die We­be­rei zu über­tra­gen ver­sucht, die ich in der Frei­zeit be­trei­be.“
    „We­ben tun Sie auch?“ frag­te Bru­der Paul.
    „Oh ja. Wir al­le we­ben mit den Fa­sern vom Baum des Le­bens, denn wir brau­chen Klei­der und De­cken ge­gen die Käl­te. Sie ha­ben noch kei­nen rich­ti­gen Win­ter er­lebt, bis Sie hier einen über­stan­den ha­ben. Aber selbst im Som­mer muß ich län­ge­re Zeit al­lein hier sit­zen, und We­ben und Sti­cken hel­fen mir da­bei. Die­ses Kleid ha­be ich sel­ber ent­wor­fen und her­ge­stellt“, sag­te sie stolz und hol­te so tief Luft, daß sie die bei­den Vul­ka­ne fast zum Aus­bruch brach­te. „Es ist ei­ne ge­nau Um­riß­kar­te der Re­gi­on, ge­se­hen von mei­ner Sta­ti­on aus.“ Sie zuck­te die Ach­seln und ver­ur­sach­te ein wei­te­res Erd­be­ben um die Ber­ge her­um. „Na­tür­lich müß­te es auch im rich­ti­gen Win­kel dar­ge­stellt sein. Ge­nau ge­nom­men müß­te ich mit den Fü­ßen nach Nor­den lie­gen …“
    „Scham­los!“ zisch­te der Swa­mi.
    „Oh, komm schon, Swa­mi“, sag­te sie. „Ver­bin­det Kun­da­li­ni nicht eben­so Pra­na mit der Se­xu­al­kraft, wie es mein Gott Ab­ra­xas auch tut? Es ist doch nicht scham­los, wenn man die Frau mit der Na­tur in Ver­bin­dung bringt.“
    „Ich wuß­te nicht, daß es zwei Vul­ka­ne sind“, sag­te Bru­der Paul in dem Be­stre­ben, die­se De­bat­te am bes­ten ab­zu­bre­chen. Er hät­te es nie für mög­lich ge­hal­ten, daß die Re­li­gi­on ei­ne so große Rol­le im täg­li­chen Le­ben der Men­schen spie­len konn­te, aber ihm er­wuch­sen auch Zwei­fel. Bei je­der per­sön­li­chen Zu­sam­men­kunft hier auf dem Pla­ne­ten Ta­rot wur­den die Feind­se­lig­kei­ten der re­li­gi­ösen Un­duld­sam­keit kaum ver­schlei­ert.
    „Oh ja“, sag­te sie. „Es ist ein Vul­kan mit zwei Gip­feln. Nor­ma­ler­wei­se bre­chen sie zu­gleich aus. Vom Dorf aus ge­se­hen ver­deckt der ei­ne den an­de­ren, und manch­mal ver­schlei­ert der Mor­gen­dunst bei­de, aber von hier aus …“ Sie wand­te sich um und schritt rasch zu­rück, um nicht ih­ren Weg zum Nord­loch zu be­hin­dern. „Ja, jetzt kann man bei­de se­hen. Lin­ker Süd­berg und Rech­ter Süd­berg.“ Sie deu­te­te auf die ent­spre­chen­den Stel­len auf der Kar­te und hin­ter­ließ einen mo­men­ta­nen Ein­druck in den wei­chen Hü­geln.
    Bru­der Paul müh­te sei­nen Blick von den Ein­drücken fort und sah zu­rück. Deut­lich wa­ren nun die zwei Ke­gel zu se­hen, und sie äh­nel­ten de­nen der Um­riß­kar­te: Voll und rund und nicht sehr ke­gel­för­mig. „Wo ist der Ge­birgs­gar­ten?“ frag­te er.
    „Hier in der Schlucht“, sag­te sie und deu­te­te auf ei­ne Stel­le auf der Kar­te zwi­schen den Ke­geln. „Der Weg vom Dorf aus führt über den Ost­hang. Hier.“ Sie fuhr

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