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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Ama­ranth-Feld, kor­ri­gier­te sich Bru­der Paul. Die­ses Mal floh sie nicht vor ihm, und da­für war er dank­bar. Nun konn­te er fest­stel­len, wer sie war.
    Sie trug ein ein­tei­li­ges Ge­wand, ei­ne Tu­ni­ka mit Gür­tel, die mit Mo­ti­ven der hie­si­gen Land­schaft be­stickt war. Bei je­dem Ko­lo­nis­ten konn­te man an sei­ner Klei­dung er­ken­nen, wel­cher Re­li­gi­on er an­ge­hör­te, doch dies hier war an­ders. Man sah bun­te Hü­gel und Tä­ler und zwei Vul­ka­ne im Vor­der­grund: ei­ne rich­ti­ge plas­ti­sche Kar­te. Bru­der Paul ver­such­te, sei­nen Blick ab­zu­wen­den. Es wa­ren un­ge­wöhn­lich ho­he und wohl­ge­form­te Vul­ka­ne.
    „Wir sind nur auf dem Vor­bei­marsch“, sag­te der Swa­mi.
    „Und ringt auf dem Bo­den und walzt die Ern­te platt und macht ein Ge­schrei?“ frag­te sie. „Swa­mi, ich ha­be dich im­mer schon für ver­rückt ge­hal­ten, aber …“
    „Das ist mei­ne Schuld“, un­ter­brach sie Bru­der Paul. „Ich ha­be ver­sucht, ihm klarzu­ma­chen, wie ich den Kno­chen­bre­cher be­siegt ha­be.“
    Be­wun­dernd zog sie die schö­nen Au­gen zu­sam­men. „Dann muß ich mit Ih­nen spre­chen“, sag­te sie fest. Ei­gent­lich war al­les an ihr fest; sie war ei­ne un­ge­wöhn­lich schö­ne jun­ge Frau mit gol­de­nem Haar und Au­gen, Haut und Ge­sichts­zü­gen, die die Er­zäh­ler aus Tau­send­und­ei­ner Nacht als ein ‚Wun­der an Sym­me­trie’ be­schrie­ben hät­ten. Viel­leicht hat­te Bru­der Paul ir­gend­wann in sei­nem Le­ben schon ein­mal ei­ne schö­ne­re Frau ge­se­hen, aber im Mo­ment hat­te er Schwie­rig­kei­ten, sich die­se Mög­lich­keit über­haupt vor Au­gen zu füh­ren.
    „Es ist mei­ne Auf­ga­be, die­sen Mann her­um­zu­füh­ren“, sag­te der Swa­mi grob, wäh­rend er auf­stand und sich den Staub ab­klopf­te. „Wir müs­sen bald zum Nord­loch kom­men.“
    „Dann wer­de ich euch be­glei­ten“, ant­wor­te­te sie. „Es ist wich­tig für mich, mit dem Gast von der Er­de zu spre­chen.“
    „Du darfst dei­nen Pos­ten nicht ver­las­sen.“
    „Mein Pos­ten heißt Kno­chen­bre­cher. Und der ist heu­te nicht da“, sag­te sie ent­schie­den.
    Bru­der Paul schwieg. Es schi­en, daß der Swa­mi eben­so ab­ser­viert wür­de, wie er sel­ber den Pfar­rer ver­drängt hat­te; es wä­re auch von ver­füh­re­ri­schem Reiz, die­se bild­schö­ne Frau bei sich zu ha­ben. Er hat­te schon be­fürch­tet, sie nicht wie­der­zu­se­hen, aber hier stand sie und zwang ihm förm­lich ih­re Ge­sell­schaft auf. Of­fen­sicht­lich ak­zep­tier­te sie kei­ne un­ter­le­ge­ne Rol­le; viel­leicht wa­ren Frau­en den Män­nern hier doch gleich­ge­stellt. Das wä­re nett.
    Der Swa­mi zuck­te die Ach­seln und un­ter­drück­te of­fen­sicht­lich sei­nen Är­ger. „Die­se Frau ist der Er­satz für den Kno­chen­bre­cher“, sag­te er mit ei­ner vor­stel­len­den Ges­te. „Sie al­lein hat kei­ne Angst vor dem Un­ge­heu­er. Das merkt man schon an ih­rem Auf­tre­ten.“
    „Der Swa­mi hat sei­ne folg­sa­me Toch­ter lie­ber“, ent­geg­ne­te sie, „die nur ei­ne ge­rin­ge Vor­stel­lung von In­di­vi­dua­li­tät hat.“
    Schlag und Ge­gen­hieb. „Wie hei­ßen Sie, Kno­chen­bre­cher­la­dy?“ frag­te Bru­der Paul. „Warum sind Sie vor mir ge­flüch­tet, wenn Sie so we­nig Furcht ha­ben?“
    „Ich ha­be Sie für ei­ne Er­schei­nung ge­hal­ten“, ant­wor­te­te sie. „Die ein­zig mög­li­che Hand­lungs­wei­se ge­gen­über ei­ner Er­schei­nung ist, so schnell wie mög­lich fort­zu­lau­fen.“
    Hmm. Ei­ne kla­re, freund­li­che Ant­wort, die viel von sei­ner vor­he­ri­gen Vor­stel­lung von ihr als ei­ner Herr­sche­rin ent­kräf­te­te. „Und Ihr Na­me?“
    „Nen­nen Sie sie wie Sie wol­len“, sag­te der Swa­mi. „Bei den Gro­ben ist Höf­lich­keit fehl am Plat­ze.“
    Das Mäd­chen lä­chel­te nur, durch die Un­freund­lich­keit des Swa­mi in kei­ner Wei­se pein­lich be­rührt. Wenn sie al­ler­dings vor­ge­habt ha­ben soll­te, ih­ren Na­men zu nen­nen, dann war die­ser Plan nun ver­schwun­den. Ir­gend­wie muß­te Bru­der Paul die­se klei­ne ge­sell­schaft­li­che Kri­se über­win­den, weil er mit bei­den aus­kom­men woll­te, wenn

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