Der Gott von Tarot
auch aus unterschiedlichen Gründen.
„Dann werde ich Sie zu Ehren dieses wunderschönen Feldes, in dem wir uns zuerst trafen, Amaranth nennen“, beschloß Bruder Paul, denn körperliche Komplimente konnten kaum falsch sein, wenn sie sich auf Frauen bezogen.
„Oh, das gefällt mir!“ rief sie und schmolz dahin. „Amaranth! Darf ich ihn behalten?“
„Er gehört Ihnen“, sagte Bruder Paul großmütig. Er mochte ihre Spiele, und er mochte sie. „Sie haben gedacht, ich sei eine Animation des Teufels, und ich hielt Sie für die Animation der Herrscherin. Kein Zweifel, daß wir beide recht hatten.“
Sie lachte und ließ die Vulkane gefährlich zittern. „Und ich dachte, Mitglieder des Ordens der Vision hätten keinen Humor!“
„Haben einige auch nicht“, gab Bruder Paul zu. „Lassen Sie mich nun den Swami zu Ende anhören, dann bin ich frei, mich mit Ihnen zu unterhalten.“ Köstliche Vorstellung!
„Meine Warnung kann bis zu einer besseren Gelegenheit warten“, sagte der Swami säuerlich. „Sie betrifft das Nordloch.“
„Das ist ein sonderbarer Name“, bemerkte Bruder Paul in der Hoffnung, die Spannung abzubauen.
„Wir haben nur eine simple Art der Namensgebung“, sagte Amaranth. „Das ist der Südhügel, von dem ihr gekommen seid; dies ist das Westfeld; die Erscheinungssenke ist das Nordloch, und das Wasser östlich vom Dorf ist …“
„… der Ostsee“, beendete Bruder Paul den Satz für sie. „Ja, das klingt vernünftig. Was wollten Sie mich fragen?“
„Nichts“, entgegnete sie.
„Vielleicht habe ich Sie mißverstanden. Hatten Sie nicht gesagt …?“
„Nehmen Sie es niemals so wichtig, was eine Frau alles sagt“, meinte der Swami.
Sie ignorierte ihn auf elegante Weise. „Ich sagte, ich wollte mit Ihnen reden. Das tue ich jetzt.“
Bruder Paul lächelte verdutzt. „Gewiß. Aber …“
„Sie haben meinen Knochenbrecher mit bloßen Händen besiegt, ohne ihn oder sich zu verletzen. Ich muß Sie untersuchen, wie ich auch den Brecher untersuche. Das ist meine Arbeit – das Wesen meines Untersuchungsobjektes vollständig zu verstehen.“
„Ah. Sie müssen also den Typ verstehen, der das Tier schlägt, unter was für Umständen oder Zufällen auch immer“, sagte Bruder Paul. Er hatte den Eindruck gehabt, daß sie persönlich an ihm interessiert sei, aber das war nun realistischer. Was für ein wirkliches Interesse konnte ein Mädchen von ihrer Anziehungskraft an einem ruhigen Fremden schon haben? „Aber ich bin verwirrt“, fuhr er fort.
„Das ist schon in Ordnung“, sagte sie strahlend.
Der Swami ließ sich soweit herab, eine Erklärung abzugeben. „Das Überleben ist hier manchmal schwer“, sagte er. „Wir müssen fleißig arbeiten, um das Holz für den harten Winter zusammenzubringen, und alles, was dieser Herbeischaffung von Brennmaterial entgegensteht, ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Der Knochenbrecher stört uns und zwingt uns, uns in bewaffneten Gruppen zu bewegen – eine ruinös verschwenderische Verschwendung von Menschenkraft. Daher studieren wir den Knochenbrecher in der Hoffnung, ihn neutralisieren zu können.“
„Wäre es nicht einfacher, ihn zu töten?“ fragte Bruder Paul.
„Töten?“ fragte der Swami höchst verdutzt.
Nun war es an der Reihe des Mädchens, eine Erklärung abzugeben. „Viele unserer Sekten haben Einwände, natürliche Lebewesen zu töten. Es ist eine moralische Frage und ebenso eine praktische. Es ist unmöglich zu wissen, wie die Folgen einer nicht notwendigen Tötung aussehen würden. Wenn wir diesen Knochenbrecher hier töten, könnte vielleicht ein anderer an seine Stelle treten. Ein klügerer oder ein grausamerer. Wenn wir sie alle
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