Der Gott von Tarot
mit dem Finger an der rechten Seite entlang. „Er ist steil, aber der kürzeste.“ Das war er sicher! „Jetzt sind wir ungefähr hier …“ Sie deutete auf die Nabelregion. „In Richtung auf …“
„Genug!“ schrie der Swami.
„… das Nordloch zu“, endete sie. „Die Grube der Leidenschaft.“
„Du bist eine verfluchte Schlampe!“ rief der Swami. Sein Gesicht war rot angelaufen. Die Kontrolle, die er über seine intellektuellen und körperlichen Kräfte auszuüben in der Lage war, erstreckte sich nicht auf seine Gefühle. Das war ein zutiefst zerrissener Mensch mit erkennbaren ungelösten Konflikten.
„Ich leide an nichts, was ein guter Mann nicht heilen kann“, meinte Amaranth fröhlich. Nun, der Swami hatte den Streit begonnen; sie beendete ihn nun.
„Sie haben noch nichts über den Knochenbrecher erzählt“, erinnerte sie Bruder Paul.
„Ach ja. Als ich den Brecher studierte, merkte ich bald, daß dies das interessanteste Phänomen überhaupt war. Zuerst hatte ich vor ihm Angst und habe meinen Thron wie eine Festung verbarrikadiert, doch nach einer Weile habe ich mich daran gewöhnt. Allmählich habe ich seinen Respekt gewonnen, habe ihn gezähmt, und nun würde er mich nicht mehr angreifen, weil er mich kennt. Er kennt mich. Ich stelle mir den Knochenbrecher als einen Mann vor.“
„Natürlich“, murmelte der Swami.
„Wir sind Freunde, auf unsere Weise“, fuhr sie fort. „Ich bin dem Erfolg näher als andere glauben. Der Knochenbrecher kommt auf mein Pfeifen hin, und ich kann ihn berühren. Ich denke, er würde sogar für mich kämpfen, wenn ich bedroht würde. Vielleicht ist er deshalb hinter Ihnen hergejagt, weil er dachte, Sie setzten mir nach.“
„Das tat ich auch“, meinte Bruder Paul.
„Ich möchte bestimmt nicht, daß er getötet wird. Ich glaube, in einiger Zeit werde ich seine Kräfte für unsere Zwecke einsetzen können. Es ist ein ungeheures Projekt, und ich bin mittlerweile froh, daß das Los auf mich fiel. Schade, daß Sie den Knochenbrecher vertrieben haben.“
„Ich wußte es nicht …“
„Oh, Ihnen kommt keine Schuld zu! Sie mußten sich verteidigen und haben das getan, ohne den Brecher zu verletzen. In ein paar Tagen wird er zurückkehren. Übrigens könnten Sie mir zeigen, wie Sie es angestellt haben.“
„Ich habe die Prinzipien des Judo angewendet“, begann Bruder Paul, bemerkte aber den warnenden Blick von dem Swami. Vielleicht war es besser, so etwas wie Aura oder ki noch nicht zu erwähnen. „Sieroku zenyo, maximale Kraft.“
Sie unterbrach ihn. „Tun Sie mal so, als sei ich der Knochenbrecher und würde Sie angreifen. Wie reagieren Sie?“
Déjà vu. „Es bedeutet körperlichen Kontakt, wenn ich das zeige, und ich habe es bereits mit dem Swami durchexerziert. Ich bin nicht sicher …“
„Dieser Vamp will Sie verführen“, sagte der Swami.
Bruder Paul war sich ganz und gar nicht sicher, ob dies nur eine leere Warnung war. Eine kecke Frau, die frei über Schlangen und Sexualität sprach und ihre Brüste so offensichtlich darstellte … „Vielleicht ein anderes Mal“, sagte er. „Ich habe den Eindruck, daß Sie Ihre Aufgabe hier nicht als einen Fehler betrachten.“ Das hatte sie bereits gesagt, war aber einen Moment lang um eine passende Antwort verlegen.
„Es war eine Offenbarung“, sagte sie ehrlich und nahm wieder ihre kecke Haltung ein. Sie paßte sich verschiedenen Umständen leicht an, ob diese nun körperlicher Natur oder eine Frage der Konversation waren. Eine aufregende Frau! „Das Los hat meine Berufslaufbahn besser ausgesucht, als ich das gekonnt hätte. Ich glaube, es war der Wille Abraxas’.“
„Ein heidnischer Dämon“, murmelte der Swami.
„Sehen Sie sich diesen impertinenten Yogi
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