Der Gott von Tarot
Manifestationen, die Dekan Brown gestern abend herbeirief, zugeben, daß meine Objektivität offensichtlich kein ausreichender Wall gegenüber diesen Dingen ist. Daher danke ich Ihnen für Ihre Bemühungen. Ich halte sie für wohlbegründet, und die Warnung des Swami werde ich rechtzeitig berücksichtigen. Heute werde ich mich am Rande aufhalten und sogleich auf Ihre Signale und Boten reagieren.“
„Wir schätzen Ihre Haltung sehr“, sagte Mrs. Eilend mit einem Lächeln, das ihn wärmte. Was für eine angenehme Dame! „Wenn Sie Ihre anfänglichen Untersuchungen auf eine Stunde beschränken würden, würde dies eine weitere Sicherheitsmaßnahme bedeuten.“
„Eine Stunde.“ Bruder Paul stellte seinen Zeitmesser entsprechend ein. „Ich würde noch eine Maßnahme ergreifen. Da wir es hier ja mit objektiver Realität zu tun haben, hat man mich mit elektronischen Geräten ausgestattet, damit ich mit Personen außerhalb des Animationsgebietes kommunizieren kann. Ich schlage vor, den Transmitter bei Ihnen zu lassen, damit wir in Kontakt bleiben.“ Er zog einen Stab aus der Tasche. „Er wird durch Druck aktiviert; drücken Sie einfach zwischen Daumen und Zeigefinger, um zu senden, und geben Sie nach, wenn Sie empfangen wollen.“
„Ich kenne diesen Typus“, sagte Pastor Runford und nahm das Gerät entgegen. „Auf der Erde haben wir es benutzt, um unsere Fischzüge zu organisieren.“
Fischzüge? Ach ja, die Zeugen Jehovas waren die hartnäckigsten Bekehrer, die ihre Botschaft und entsprechende Literatur in jeden Haushalt trugen. Sie glaubten, das Ende der Welt sei nahe, und der Einsatz der Materieübertragung hatte diesen Glauben verstärkt. Bruder Paul hatte keine Lust, dies zu diskutieren. „Man hat mich auch gewarnt, die Aktivierung der Großen Arkanen zu versuchen, aber mit den Tarotsymbolen wie Stab, Schwert und Kelch kann ich nicht viel mehr anfangen, als ich bislang schon gesehen habe. Ich würde gerne komplexere Bilder animieren, die durch existierende Regeln umschrieben sind. Mir scheint, die Bildersymbolik der Kleineren Arkanen im sogenannten Waite-Spiel …“
„Sie sind ein kluger Mann“, sagte Mrs. Eilend. „Bitte nehmen Sie zu diesem Zweck meine Karten. Es ist das Standard-Rider-Waite-Tarotspiel.“ Sie hielt es ihm entgegen.
„Danke.“ Bruder Paul nahm die Karten, wandte sich nach Norden und begann loszugehen. Die vier Kolonisten blieben stehen und beobachteten ihn stumm.
Eigentlich fühlte er sich ein wenig schuldig, weil er sie nicht über die Bedeutung des Armbandes informiert hatte. Aber es schien ihm immer noch am besten, den stummen Aufzeichner arbeiten zu lassen und ihn ansonsten zu ignorieren. Er würde den letztendlichen Beweis liefern, wenn er wieder auf der Erde war, ob seine Ergebnisse der Wahrheit entsprachen. Hier auf dem Planeten Tarot konnte er ihn nicht abspielen lassen; daher war es auch eigentlich unwichtig.
Er fragte sich, wo die anderen drei Beobachter waren – diejenigen innerhalb des Gebietes. Versteckten sie sich? Er hätte wirklich nichts dagegen, sie bei sich zu haben; ein objektives Experiment sollte ohne Rücksicht auf die Teilnehmer Gültigkeit besitzen, und die Erscheinungen schienen nicht publikumsscheu zu sein. Vielleicht warteten sie dort unter dem Baum in dreißig Metern Entfernung …
Es war ein wunderbarer Baum, vielleicht fünfundsiebzig Meter hoch und somit größer als die meisten auf der Erde verbliebenen. Die Blätter bildeten einen so dichten Schirm, daß der Schatten dunkel wie die Nacht war. Unter dem nächtlichen Schutzdach ballten sich die hübschen Tarotblasen, die hier
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