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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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zu­las­sen; er muß­te die Kon­trol­le be­wah­ren.
    Bru­der Paul hob die Kar­ten, die er noch in der Hand hielt, hoch – zö­ger­te je­doch. Es gab vie­le an­er­kann­te Ver­sio­nen der Ta­rot­kar­ten, und die Großen Ar­ka­nen wa­ren macht­voll. Wel­che Va­ri­an­te der Ar­ka­ne Sechs wä­re wohl die bes­te?
    Sei­ne ei­ge­ne Ver­si­on vom Hei­li­gen Or­den der Vi­si­on na­tür­lich! Die Ge­lehr­ten des Or­dens hat­ten den Sym­bo­lis­mus ver­fei­nert, den die For­scher von der Gol­de­nen Däm­me­rung ent­wi­ckelt hat­ten, und die Il­lus­tra­tio­nen ver­bes­sert, bis sie so prä­zi­se wa­ren, wie es sich für Ta­rot ge­hör­te: ein wun­der­ba­res Mit­tel zur Selbst­auf­klä­rung.
    Doch der Hei­li­ge Or­den der Vi­si­on be­schränk­te sei­ne Brü­der und Schwes­tern nicht auf­sein ei­ge­nes Sys­tem, ge­nau­so­we­nig wie er sie auf ein be­stimm­tes re­li­gi­öses Sys­tem fest­leg­te. Das Herz sei­ner Phi­lo­so­phie, wie die von Je­sus Chris­tus und des Apo­stels Pau­lus, war der Dienst am Men­schen. Ei­ner die­ser Diens­te war die Frei­heit des Glau­bens. Je­ne, die die Po­si­ti­on des Or­dens zu ver­tre­ten such­ten, konn­ten dies na­tür­lich tun und Mi­nis­te­ri­el­le des Vi­si­ons­or­dens wer­den. Doch ein­zel­ne Mit­glie­der wie Bru­der Paul wur­den er­mu­tigt, ihr ei­ge­nes Ver­ständ­nis zu ent­wi­ckeln, denn die Hin­ga­be an den Or­den muß­te frei­wil­lig er­fol­gen. Der Or­den stell­te si­cher, daß es kei­ne Frei­heit oh­ne Auf­klä­rung gab; da­her er­war­te­te man von je­dem, daß er sich um­fas­send bil­de­te, ehe er sich an ei­ner be­stimm­ten Glau­bens­rich­tung ori­en­tier­te. So hat­te Bru­der Paul vie­le Aspek­te re­li­gi­ösen Le­bens un­ter­sucht, wenn auch bis­lang die­se Stu­di­en not­wen­di­ger­wei­se ober­fläch­lich ge­we­sen wa­ren: Es gab in ei­nem ein­zi­gen Men­schen­le­ben ein­fach zu we­nig Zeit, um die Ver­zwei­gun­gen al­ler mensch­li­chen Glau­bens­rich­tun­gen auf der Er­de zu er­fas­sen. Wenn er sein In­ter­es­se bes­ser kon­zen­triert hät­te, dann hät­te er den Sta­tus ei­nes Bru­ders be­reits hin­ter sich ge­las­sen – aber das war nicht sei­ne Art. Nun muß­te er sich fra­gen: Soll­te er die ver­trau­te Ver­si­on des Ta­rots be­nut­zen oder das weit­ge­hend ähn­li­che Wai­te-Spiel in sei­ner Hand, oder soll­te er ernst­haft an­de­re Ta­rot­spie­le in Er­wä­gung zie­hen?
    Wenn man die Fra­ge so stell­te, so er­laub­te sie nur ei­ne Ant­wort. Wenn er über­haupt mit Ta­rot um­ging, soll­te er das je­weils pas­sends­te Spiel neh­men. Er ver­such­te stets, ein Pro­blem voll­stän­dig ab­zu­de­cken und ak­zep­tier­te nie­mals blind­lings nur ei­ne Lö­sung. Das Vi­si­ons-Ta­rot­spiel war gut, dar­an be­stand kein Zwei­fel, aber war es das der Si­tua­ti­on ent­spre­chen­de? Da an­de­re Spie­le an­de­re Glau­bens­sys­te­me re­flek­tier­ten und das Pro­blem des Pla­ne­ten Ta­rot das der in Kon­flikt lie­gen­den Glau­bens­rich­tun­gen war, konn­te er kei­ne schnel­le Ent­schei­dung tref­fen.
    Er hat­te ei­gent­lich nicht vor­ge­habt, sich bei die­sem ers­ten Ver­such so weit auf die­se Er­schei­nun­gen ein­zu­las­sen. Als ihm dies be­wußt wur­de, spür­te er den Im­puls, sich so­gleich zu­rück­zu­zie­hen, um sich Ge­le­gen­heit zu ver­schaf­fen, ob­jek­ti­ver und ge­las­se­ner zu über­den­ken, was er ent­deckt hat­te, und ein sys­te­ma­ti­sche­res Un­ter­su­chungs­pro­gramm auf­zu­stel­len. Er hat­te im­mer noch das Ge­fühl, Ei­le sei dumm. Er ver­spür­te auch das Ge­fühl, daß – wenn er die bei­den Frau­en an­re­den wür­de und sie auch ant­wor­te­ten – die­ses Mal die Ant­wor­ten be­deut­sa­mer sein wür­den als die des Hie­rophan­ten. Das be­deu­te­te je­doch nicht, daß er nun spre­chen wür­de; er muß­te erst über­le­gen, wel­che Per­son er was fra­gen woll­te. Die Wahl der Per­son konn­te höchs­te Be­deu­tung ha­ben. Da­her soll­te er sich zu­rück­zie­hen und die­se Sze­ne erst wie­der­be­le­ben, wenn er aus­rei­chend dar­auf vor­be­rei­tet war.
    Ein Pro­blem blieb je­doch be­ste­hen: Wie konn­te er den Weg

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