Der Gott von Tarot
Amaranth hereingekommen, ihn zu warnen, nachdem der Transmitter versagt hatte, und war zu jenem stummen Bildnis geworden? Es gab einige Hinweise, daß Erscheinungen ganz gewöhnliche, nur wahrnehmungsmäßig transformierte Dinge waren; vielleicht war also eine Erscheinung zugleich eine reale Person, die eine Rolle spielte. Aber auch das ergab keinen Sinn; warum sollte irgendeine Person eine solche Rolle spielen? Niemand behauptete, die Erscheinungen berührten die inneren Funktionen des Verstandes; sie veränderten lediglich die Wahrnehmung äußerer Dinge.
Vielleicht war Amaranth hereingekommen, war durch die verschiedenen von ihm herbeigezauberten Gestalten getäuscht worden und hatte sich verirrt. Und nun waren sie und er – und wahrscheinlich die verschiedenen verborgenen Beobachter – im Animationsgebiet einem Sturm ausgesetzt, es sei denn, er geriete rasch hinaus und brächte sie mit sich.
Was sollte er tun? Er mußte natürlich rufen! Mit denen draußen einen Kontakt herstellen, sich orientieren. „Pastor Runford!“ sagte er in den Transmitter.
Es gab Geräusche, doch keine Antwort. Das überraschte ihn nicht; die Reichweite des kleinen Stabes war nur begrenzt, und das Gebiet sowie das Wetter verursachten Störungen. Wahrscheinlich hatten sich die Beobachter gezwungen gesehen, sich vor dem Sturm zurückzuziehen, um nicht in dem ausgedehnten Gebiet gefangen zu werden.
Seine mißliche Lage war seine eigene Schuld. Er war unvorsichtig gewesen, wo er hätte aufpassen sollen. Es tat ihm nun leid, daß er andere hineingezogen hatte, und er nahm an, sie hatten nicht heil herausgefunden. Was nun?
Nun, das Tarotspiel hatte ihn hier hineingezogen, zu einem gewissen Maße zumindest. Vielleicht konnte es ihn auch wieder herausbringen. Er zog die Karten hervor und sah sie durch.
Vielleicht eine der Fünfen …
Die erste Fünf, die er fand, war die Kelch-Fünf, gebildet aus drei umgekippten und zwei aufrecht stehenden Kelchen. Symbole des Verlustes, der Enttäuschung und des müßigen Bedauerns.
Genau.
Er studierte die Karte und war sich nicht sicher, was er nun tun konnte. Und vor ihm entstand das Bild. Dort stand ein Mann in schwarzem Umhang, den Kopf in Richtung der umgekippten Gefäße geneigt, und ignorierte die stehengebliebenen. Im Hintergrund floß ein Fluß vorbei – der Strom des Unbewußten, symbolisch gesehen –, und auf der anderen Seite, verbunden mit einer Brücke, lag ein Schloß. Konnte dies das gleiche Schloß sein, das er beim Stab-As gesehen hatte? Wenn dies der Fall war, konnte er es als Orientierungspunkt nutzen. Es war wahrscheinlich bloß der Hintergrund, wie eine Kulisse, die lediglich die Orientierung des Bildes darstellte. Doch wenn er sich an die Szene erinnerte und die Realität aufrechterhielt, konnten sich die anderen, die in diesem Gebiet gefangen waren, daran orientieren, und dann konnten sie alle ihren Weg hinaus finden. Die Kolonisten würden die Gegend besser kennen als er.
War das verrückt? Wahrscheinlich ja, aber es war einen Versuch wert. Wenn er auf das ferne Schloß zugehen konnte, dann konnten sie es auch. Vielleicht kannten sie den Ausgang und versuchten, ihn zu finden, um auch ihn hinauszuführen, und das Schloß konnte als Treffpunkt dienen. Immerhin konnte er diese Hypothese überprüfen.
Zuerst würde er die schwarzumhüllte Gestalt untersuchen. Vielleicht war es nur der Hierophant in einer neuen Rolle. Auf der anderen Seite konnte es einer der Beobachter sein, den man in diese Rolle gezwängt hatte, wenn das möglich war.
Bruder Paul tat einen Schritt nach vorn. Und plötzlich befand er sich innerhalb des Bildes und ging auf die Brücke zu.
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