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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Der Her­zog mach­te ei­ne Hand­be­we­gung, und ei­ne wei­te­re Sze­ne ma­te­ria­li­sier­te sich. In die­ser be­fan­den sich nur drei Fi­gu­ren: das jun­ge Paar und ein ge­flü­gel­ter Cu­pi­do auf ei­nem Po­dest zwi­schen den bei­den – über das der ar­me Mensch aus sei­ner Wol­ke her­ab­stei­gen konn­te –, aber dem Cu­pi­do wa­ren die Au­gen ver­bun­den, und er hielt einen Pfeil in je­der Hand, den er auf die Leu­te un­ter sich schleu­dern woll­te. Lie­be ist blindl dach­te Bru­der Paul.
    „Fran­ces­co Sfor­za … Bian­ca Ma­ria Vis­con­ti …“ Die­se Na­men wa­ren aus dem un­deut­li­chen Kom­men­tar zu er­ken­nen. Das ver­lob­te Paar, das die bei­den mäch­ti­gen Fa­mi­li­en ein­te. Ein wahr­haft hüb­sches Bild. Aber der al­te Fil­ip­po Ma­ria Vis­con­ti kam als Füh­rer eben­falls nicht in Fra­ge.
    „Der nächs­te“, sag­te Bru­der Paul.
    Die­ses Mal er­schi­en ei­ne klei­ne Ge­stalt: ein Kind. Es war Bru­der Paul auf un­heim­li­che Wei­se ver­traut. Kann­te er es? Bru­der Paul schüt­tel­te den Kopf. Die­ses Kind war viel­leicht vier oder fünf Jah­re alt, höchs­tens sechs, und sah kei­nem Kind ähn­lich, das Bru­der Paul je­mals auf der Er­de ge­se­hen hat­te.
    Das Kind sprach fran­zö­sisch, und wenn Bru­der Paul auch mehr Wor­te als zu­vor be­griff, be­deu­te­te dies doch ei­ne zu große Her­aus­for­de­rung für ihn. Sei­ne Neu­gier auf die­ses Kind ließ ihn je­doch auf­merk­sam zu­hö­ren. War es ein Mäd­chen oder ein Jun­ge? Weib­lich, ent­schied er.
    Sie mach­te ei­ne Hand­be­we­gung, und es ent­stand ei­ne Sze­ne. „Mar­seil­le“, sag­te sie deut­lich. Und dies kam dem ur­sprüng­li­chen, ver­schwom­me­nen Bild am nächs­ten: ein jun­ger Mann zwi­schen zwei Frau­en mit ei­nem ge­flü­gel­ten Cu­pi­do dar­über, der den Bo­gen ge­spannt hielt und einen Pfeil ab­sen­den woll­te. Wenn Bru­der Paul den Mann nicht bald si­cher aus sei­ner Wol­ke be­kam, könn­te er sich pro­vo­ziert füh­len, den Pfeil auch wirk­lich ab­zu­schi­cken!
    Aber die­ses Bild war eher wie ein Bil­der­bo­gen als die bei­den vor­he­ri­gen. Dies war ei­ne Sze­ne, die ein Kind schön fin­den wür­de und der fast sämt­li­che Fein­hei­ten der Kunst fehl­ten. Doch auf die glei­che Wei­se wur­de auch die Be­deu­tung klar: Der Mann muß­te sich zwi­schen der hüb­schen jun­gen Frau und der häß­li­chen Al­ten ent­schei­den. Oder war die al­te Schach­tel die Mut­ter, die groß­mü­tig über dem Glück ih­res Soh­nes oder ih­rer Toch­ter thron­te? Oh­ne Zwei­fel schil­der­te das Kind dies, aber Bru­der Paul ver­stand nicht ge­nug. Be­dau­ernd lehn­te er auch die­sen po­ten­ti­el­len Füh­rer ab. „Ich bin si­cher, dei­ne Ge­sell­schaft wür­de mir ge­fal­len, Kind“, sag­te er sanft. „Aber da ich dei­ne Wor­te nicht ver­ste­he, muß ich mich nach ei­nem an­de­ren Füh­rer um­se­hen. Der nächs­te!“
    Es er­schi­en ei­ne Da­me, die gänz­lich an­ders ge­klei­det war. Sie schi­en Ägyp­te­rin zu sein und trug einen alt­mo­di­schen Kopf­putz, der durch ein Schmuck­stück in Ge­stalt ei­ner Schlan­ge an Ort und Stel­le ge­hal­ten wur­de, so­wie ein knö­chel­lan­ges Ge­wand mit schwar­zen, quer dar­über ge­leg­ten Bän­dern. Sie blick­te zur Sei­te, um das Ge­sicht im Pro­fil zu zei­gen, wie auf ägyp­ti­schen Ma­le­rei­en.
    „Ich hof­fe, du sprichst mei­ne Spra­che“, mur­mel­te Bru­der Paul. Ägyp­tisch lag ihm über­haupt nicht!
    „Oh ja“, sag­te sie und setz­te ihn in Er­stau­nen. „Ich ste­he für das Hei­li­ge Ta­rot der Bru­der­schaft vom Licht.“
    Bru­der Paul war das Ta­rot der Licht­brü­der ei­ni­ger­ma­ßen ver­traut, doch es un­ter­schied sich in ei­ni­gen grund­sätz­li­chen Aspek­ten von dem des Vi­si­ons­or­dens. Zum einen wa­ren die he­bräi­schen Buch­sta­ben, die mit die­ser Ar­ka­ne zu­sam­men­hin­gen, an­ders. Bru­der Paul kann­te es als Zain, was Schwert be­deu­te­te; das Spiel der Licht­brü­der nann­te es Vau, was Na­gel be­deu­te­te.
    Die Frau mach­te ei­ne Hand­be­we­gung, wo­bei sich ihr Arm auf tän­ze­ri­sche Wei­se be­weg­te, und ih­re Kar­te ma­ni­fes­tier­te sich. Ein Mann stand zwi­schen zwei

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