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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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über die Län­der des Mit­tel­meer­rau­mes ver­streut. Das war die Dia­spo­ra – we­der die ers­te noch die letz­te jü­di­sche Ver­trei­bung, denn ei­ne gan­ze Rei­he von Er­obe­rern be­nutz­ten die­se Me­tho­de, um die­ses wi­der­spens­ti­ge Volk in den Griff zu be­kom­men. Das war in­so­fern be­deut­sam, als gleich­zei­tig die Zeit um et­wa 300 A. D. das Ein­schnitts­da­tum für die Bi­bel dar­stell­te. Vie­le ver­trie­be­ne Ju­den spra­chen nun eher Grie­chisch als He­brä­isch, und in Alex­an­dria gab es so­gar mehr Ju­den als in Je­ru­sa­lem. Doch für die Bi­bel, so wie sie zu dem Zeit­punkt aus­sah, wur­den nur ge­nau de­fi­nier­te, he­bräi­sche Tex­te ak­zep­tiert. So wur­de so­wohl von den Chris­ten als auch von den Ju­den viel Ma­te­ri­al aus­ge­schlos­sen, wenn man es auch all­ge­mein als den Tex­ten des Bu­ches an­ge­mes­sen emp­fand. Die voll­stän­di­ge Samm­lung be­steht aus neun­und­drei­ßig Bü­chern des Al­ten Tes­ta­ments, vier­zehn Bü­chern der Apo­kry­phe (was, ver­bor­gen’ be­deu­tet), und sie­ben­und­zwan­zig Bü­chern des Neu­en Tes­ta­men­tes. So ist die Auf­zeich­nung lücken­los.
     
    Die Kut­sche ras­te über die Ebe­ne. Bru­der Paul ver­such­te, sich fest­zu­hal­ten, aber sei­ne Hän­de hiel­ten den mons­trö­sen Kelch. Es gab kei­ne Zü­gel.
    Er stemm­te die Bei­ne ge­gen die me­tal­le­nen Stüt­zen des Bal­dachins über der Kut­sche und be­merk­te, daß er ei­ne Rüs­tung trug. Sein Vi­sier stand of­fen, und die Arm­schie­nen wa­ren bieg­sam. Es war ei­ne gu­te Rüs­tung. Für den Kampf. Die Kut­sche war so­li­de und gut ge­baut; es be­stand kei­ne Ge­fahr, daß sie trotz der ra­sen­den Schnel­lig­keit aus­ein­an­der­brach. Die Pfer­de …
    Pfer­de? Nein, das wa­ren vier un­glaub­li­che ge­har­nisch­te Un­ge­heu­er. Ei­nes hat­te den Kopf ei­nes Bul­len, das an­de­re den ei­nes Ad­lers, das drit­te einen Men­schen­kopf und das vier­te ein Lö­wen­haupt. Die vier Sym­bo­le der vier Ele­men­te! Doch die Kör­per paß­ten nicht da­zu. Der Men­schen­kopf hat­te Adler­klau­en, der Lö­we Ad­ler­flü­gel, Frau­en­brüs­te und Bul­len­fü­ße. Al­le Be­stand­tei­le der Sphinx, doch kei­nes von ih­nen war die Sphinx.
    „Was tue ich hier?“ rief Bru­der Paul ver­wirrt.
    Der Men­schen­kopf dreh­te sich zu ihm um und zeig­te, um­ge­ben von ei­nem ägyp­ti­schen Kopf­putz, das Ge­sicht The­ri­ons. „Du lenkst die Kut­sche!“ rief das Un­ge­heu­er. „Ich füh­re dich durch das Ta­rot, wie du es ge­wollt hast.“
    „Aber doch nicht …“ Bru­der Paul brach ab. Was hat­te er denn ge­wollt? Er hat­te um Füh­rung ge­be­ten, und die Kut­sche war die nächs­te Kar­te. Ar­ka­ne Sie­ben. Das Sym­bol des Sie­ges oder der Rä­der des He­se­kiel, ge­zo­gen von zwei Sphin­xen, die die Sin­ne re­prä­sen­tie­ren: teils Lö­we, teils Frau. Die ok­kul­ten Kräf­ten muß­ten so be­herrscht wer­den, daß sie die Kut­sche des Men­schen an­trie­ben. Oh­ne die­se Kon­trol­le konn­te er sei­nen Weg aus die­sem Mo­rast nicht mehr her­aus­fin­den, in den ihn die Ani­ma­tio­nen ge­trie­ben hat­ten, ganz zu schwei­gen von dem Vor­ha­ben, Gott aus dem Cha­os zu tren­nen.
    Warum aber wa­ren es vier Zug­tie­re statt nur zwei? Weil dies nicht die Bru­der Paul be­kann­te Kar­te war, son­dern die The­ri­ons.
    Kein Wun­der, daß er Schwie­rig­kei­ten hat­te! „Gib mir die an­de­re Va­ri­an­te!“ rief Bru­der Paul.
    Die zu­sam­men­ge­setz­ten We­sen ver­än­der­ten sich und ver­schmol­zen zu zwei wei­ßen Pfer­den. Die Kut­sche nahm ein mit­tel­al­ter­li­ches Aus­se­hen an. „Nein, die auch nicht!“ Wei­te­re Ver­än­de­run­gen, und es er­schie­nen zwei Sphin­xe, die ei­ne schwarz, die an­de­re weiß. „Ja, ge­nau die!“ rief er, und das Bild ver­fes­tig­te sich.
    Die wei­ße Sphinx dreh­te den Kopf zu ihm um. „Nett, dich wie­der­zu­se­hen“, sag­te sie.
    „Licht!“ rief Bru­der Paul wie­der­er­ken­nend. „Ich mei­ne, den Apo­lo­ge­ten für das Ta­rot der Bru­der­schaft vom Licht! Ich dach­te, dies sei das Wai­te-Spiel?“
    Sie kräu­sel­te die ke­cke Na­se. „Ich hat­te ge­hofft, du hät­test die­se

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