Der Gott von Tarot
Ägypter organisieren und sie vertreiben konnten. Daher nennst du dieses Atu ‚ Der Eroberer’. Joseph war ein vom Pöbel gezeugter Tyrann, ein Dieb und Mörder. Das bißchen Zivilisation, das er sich äußerlich zugelegt hatte, war ägyptisch, ebenso wie die Qabalah …“
„Kabbala?“ fragte Licht.
„Qabalah. Gestohlen aus den ägyptischen Lehren, ebenso wie der Goldschmuck aus den ägyptischen Häusern gestohlen wurde. Der gleiche Schmuck, den sie einschmolzen, um das Goldene Kalb daraus zu formen, eine bessere Gottheit als sie verdienten, ehe sie sich nach dem Rat Moses auf den blutrünstigen, ehrgeizigen, neureichen Gott einigten, dessen Namen auszusprechen sie sich schämten.“
„Das brauche ich mir wirklich nicht anzuhören!“ rief Licht aus. Das Bild begann sich zu verändern.
„Warte!“ rief Bruder Paul und erlitt eine doppelte Offenbarung. Diese unnachgiebigen Angriffe auf die judaisch-christliche Religion – dieses Thema kannte er von irgendwo.
„Waite? Das ist aber genug!“ schnappte die weiße Sphinx. Sie sprang zur Seite und brachte die Kutsche gefährlich ins Schlingern.
Warum hatte er nur Therion als Führer gewählt anstatt Licht? Um wie vieles besser er doch mit ihr harmonierte! Und nun, als er sie fast zurückgewonnen hatte, ging sie wieder fort. Die Kutsche schwankte gefährlich, drohte umzustürzen, ein Opfer der religiösen Diskussion. Die Sphinxe verwandelten sich in zwei riesige Pferde, wiederum schwarz und weiß, und dann zerlegten sie sich in die vielteiligen Ungeheuer von Therions Thoth Atu. Wiederum umklammerte Bruder Paul den riesigen Kelch, den er, wie ihm vage bewußt war, um keinen Preis fallen lassen durfte.
„Sieben!“ rief er. „Ich decke die Kelch-Sieben auf.“
Der Kelch in seinen Händen, der ihm diese Eingebung in letzter Not gegeben hatte, vergrößerte sich. Er bestand aus reinem Amethyst und war im Innern blutrot. Es war der Heilige Gral.
Der Kelch vergrößerte sich so, daß er ihn umgab; seine Strahlen leuchteten wie bei einem Sonnenaufgang. Bruder Paul spürte, wie er hineinfiel …
Und es spritzte auf, er schwamm in einem Meer aus Blut. Dicke, klebrige, grünliche Flüssigkeit – das Blut eines fremden Wesens, vielleicht aus der Sphäre Antares’, aber nicht von einem Menschen. Dicke, zusammengeklumpte Tropfen rannen herab und bildeten in dem Meer kleine Wellen. Die Tropfen fielen aus anderen Kelchen: verzierten blauen Gefäßen, sechs an der Zahl, die in eine Metallaufhängung eingelassen waren, die sich über einem größeren Kelch erhob, welche auf der Oberfläche dieses grauenhaften Meeres stand. Aus jedem Kelch floß die grüne Flüssigkeit über, insbesondere aus dem großen. Auf jedem Kelch schwammen umgedrehte Blumen, Tigerlilien oder Lotus, und aus ihnen schien der Schleim zu stammen. Der Verwesungsgeruch war entsetzlich.
„So wird der Heilige Gral durch Ausschweifung profanisiert“, sagte Therions Stimme. Sie schien aus dem größten Kelch zu kommen, dem siebten, als befinde sich der Mann in dieser widerlichen Flüssigkeit.
„Ich interessiere mich nicht für Ausschweifung“, protestierte Bruder Paul keuchend. Seine Rüstung zog ihn herab. Er versuchte sich gegen das Wasser zu wehren, doch der Gestank erschwerte ihm das Atmen. „Ich habe die Kelch-Sieben aufgedeckt.“
„Das hast du in der Tat! Sieh doch, wie die heiligen Mysterien der Natur zu den obszönen und schamlosen Geheimnissen eines schuldigen Bewußtseins werden.“
Bruder Paul öffnete erneut den Mund, um zu protestieren, doch dann plötzlich erkannte er die Bedeutung des Gestells, in dem die Kelche hingen. Es war ein zusammengerolltes, einander
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