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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Heerführer.« Sie drehte sich um, schlug die Zeltbahnen wütend beiseite und verließ ihn.
    Sie zog sich ins Lager ihrer Kämpen zurück, das sich entlang der östlichen Klippen zog, in einen Bereich, in dem wundersame Dinge geschahen, wenn man den Worten der Einheimischen glauben durfte.
    Metcairn Nife entspannte seine Muskeln. Er hatte befürchtet, dass es diesmal so weit sein würde. Dass sich die Frau an ihm reiben und ihn herausfordern würde. Doch sie hatte einmal mehr nachgegeben, was sie in seinen Augen umso gefährlicher machte. Die Linke hatte sich besser in der Gewalt, als es bislang den Anschein gehabt hatte. Dies verkomplizierte die Dinge. Sie würde den bestmöglichen Zeitpunkt abwarten und ihn keinesfalls frontal angreifen, sondern mit heimtückisch gezücktem Messer. Nicht so wie Marmer Dunne, der dazumal mit der Waffe in der Hand auf ihn losgestürzt war und ihn mit der Kraft seines Schwertarms hatte besiegen wollen. Metcairn Nife hatte ihn in den Staub geschickt, ihm dann in allen Ehren das Leben geschenkt – und von diesem Tag an einen Freund an seiner Seite gewusst, der ihm niemals in den Rücken fallen würde.
    »Ein Bote möchte dich sprechen, Herr.«
    Metcairn Nife betrachtete den jungen Mann, der ihn angesprochen hatte. Er wirkte wie ein Bauernbursche, den man etwas vorschnell in die glänzende Uniform eines Leibgardisten gesteckt hatte. Er wirkte linkisch und unsicher.
    »Wie heißt du?«, fragte er.
    »Varcio Achde, Heerführer.«
    »Du stammst aus dem Hinterland der Stadtstädte? Aus Merce?«
    »Ja, Heerführer.«
    »Was hat dich dazu bewogen, den Truppen des Gottbettlers beizutreten?«
    »Ich … bin mir nicht ganz sicher.« Varcio Achde trat von einem Bein auf das andere. Er hatte gewiss nicht damit gerechnet, ihm Rede und Antwort stehen zu müssen.
    »Denk nach, Bursche.«
    »Ich beobachtete den Heereszug aus der Ferne. Ich sah glänzende Rüstungen, leuchtende Helme, bunte Wimpel, feurige Kriegshengste. Soldaten sangen Lieder, in der nachfolgenden Wagenkolonne wurde unter den Frauen geschäkert und gescherzt. Es war etwas, das ich niemals zuvor gesehen hatte.«
    »Du bist uns also nachgelaufen und hast dich freiwillig gemeldet wegen einiger weniger Lichtreflexe auf zerbeulten Rüstungsteilen.«
    »Sie sind nicht verbeult!«, rief der Junge aus, zuckte dann aber zusammen, weil er sich bewusst wurde, dass er es an Respekt mangeln ließ, und fügte leise hinzu: »… Heerführer.«
    Metcairn Nife achtete nicht weiter darauf. Weniger Ehrerbietung und etwas mehr Selbstbewusstsein hätte Varcio Achde nicht geschadet. Doch was wollte man von einem Bauernjungen erwarten? »Wie hast du die Kämpfe um Poitrea miterlebt?«
    »Ich hatte Dienst, Herr. Im Zeltlager. Ich musste Runden schieben.« Der Junge ballte die Hände zu Fäusten. Es war ihm anzusehen, dass er verärgert war und viel lieber an vorderster Front mitgemischt hätte. Um Köpfe einzuschlagen, Gliedmaßen abzuhacken, in Blut und Tränen zu waten.
    Weil er es nicht besser weiß. Weil er die hehre Vorstellung hat, einer guten Sache zu dienen. Weil er nicht ahnen kann, dass seine Begeisterung zu einem Großteil den Magicae zu verdanken ist. Wohin wir auch ziehen, diese Krüppel verbreiten mittels ihrer Kräfte den Wunsch, uns zu begleiten. Nicht jedermann spricht auf diesen Zauber an, doch sehr wohl ein einfacher Bauernlümmel, der kaum jemals die Grenzen seines heimatlichen Dorfes überschritten hat und die Sehnsucht nach Abenteuern in sich trägt.
    Metcairns Gedanken wurden jäh unterbrochen. Der Bote, von dem der Junge sprach, wurde ungeduldig. Er hatte nicht vor, länger zu warten.
    »Im hinteren Bereich des Zelts befindet sich ein Mädchen, etwa so alt wie du«, sagte er zu Varcio Achde. »Ich möchte, dass du Gunguelle mit dir nimmst und sie während der nächsten Stunden unterhältst.«
    »Aber …«
    »Habe ich mich etwa unklar ausgedrückt? Nein? Schnapp sie dir und mach dich auf den Weg. Rasch!« Er schob den Bauerntölpel vor sich her, hin zu seinem Lager, rüttelte Gunguelle, die dort schlafend lag, an der Schulter und übergab sie der Obhut seines Soldaten. Es war nicht gut, wenn der Bote das Mädchen hier entdeckte, gar nicht gut …
    Die jungen Leute verschwanden so rasch es ging, beide wirkten sie verstört. Er konnte sich nicht länger um dieses kleine Problem kümmern. Die Sibylle ließ sich nicht länger vertrösten und näherte sich seinem Zelt.
    Er schob die Zeltbahnen beiseite und trat ihr entgegen. Sie hielt

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