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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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uns Auskunft geben?«, hakte Terca nach.
    »Nein. Er hat sich bloß für sie interessiert. Für einige Augenblicke. Dann ging er weiter, dem Licht entgegen.« Ah. Er besaß also Kräfte, die nicht zum Repertoire der Hexe gehörten. Wenn er Larex’ Worten vertrauen konnte, dann entwickelten sich die besonderen Fähigkeiten eines Magicus recht bald nach … nach …
    Und wieder schweiften seine Gedanken ab, hin zum Kampf bei Colean, und er meinte, seine fehlenden Glieder schmerzhaft zu spüren.
    Grelles, blendendes Licht. Es kam aus allen Häusern ringsum, es beleuchtete die breite Straße. Spiegel verstärkten es und warfen es zurück, hin zur anderen Seite, wo es wiederum aufgefangen wurde, in einem raffiniert angelegten System, das Blicke in eine scheinbare Unendlichkeit erlaubte.
    »Was haben diese Menschen bloß alle mit ihren Waffen?«, fragte Terca. »Die Dinger sind gefährlich.«
    Sie deutete auf eine Gruppe von Söldnern, die laut grölend auf ein Gasthaus zusteuerten. Die Frauen und Männer wurden von Angehörigen der Stadtgarde verfolgt, die demselben Gesindel angehörten. Der einzige Unterschied zwischen den beiden Gruppen war, dass die eine von den Regierenden als Ordnungskraft legitimiert worden war.
    »Ich habe Rudynar Poles Spur!«, sagte Pirmen. »Dort entlang.« Seine Aufregung stieg. Er fühlte sich wie ein Jagdhund, der die Witterung aufgenommen hatte. Es war ein ungemein starkes Gefühl, das sich in ihm breitmachte. Es schmeckte nach noch viel mehr Macht, als sich ohnedies schon in ihm konzentrierte.
    Sie schritten an einem Hurenhaus vorbei, an das sich ein Konkurrenzunternehmen anschloss. Die Nutten schrien sich gegenseitig Schmähungen zu, mögliche Kunden lauschten amüsiert. Auf der anderen Straßenseite beobachteten Passanten einen Faustkampf, der innerhalb eines willkürlich abgesteckten Areals ausgetragen wurde. Wagte einer der beiden Männer, es zu verlassen, wurde er von den blutgierigen Zuschauern zurückgestoßen. Dieses böse Spiel würde erst dann ein Ende finden, wenn einer von ihnen bewusstlos am Boden lag.
    Hier standen Holzsärge in der Auslage, dort wurden die schlimmsten Störenfriede der Stadt in ein steinernes und mit Metallbarren gesichertes Haus geschleppt. Ein Prediger schrie das Ende der Welt herbei, und er konkurrierte dabei in der Lautstärke mit einem Händler, der ein Wundermittel gegen Liebeskummer und Krätze anpries. Beide waren sie der Mittelpunkt des Gespötts der Leute, doch sie kümmerten sich nicht weiter um den Hohn, der ihnen entgegenschlug. Denn ihre Kunden würden später angeschlichen kommen, verschämt und das Gesicht hinter Tüchern versteckt. Um sich Trost fürs Seelenheil zu holen oder die Aussicht auf ein klein wenig mehr Gesundheit.
    »Irgendetwas stimmt hier nicht«, sagte Terca. Sie blickte nach links und rechts. »Manche der Leute im Gewimmel gehören nicht dazu. Sie bewegen sich … anders. Sie wirken viel zu nüchtern für diese Umgebung.«
    »Ich spüre nichts.« Pirmen log. Da war Unbehagen, und sein Herz schlug rascher als noch vorhin, obwohl er da auch schon aufgeregt gewesen war.
    »Dann mach deine Augen auf, Magicus!« Terca zog den Stummen Jungen näher an sich heran und legte ihm wie einem jugendlichen Liebhaber eine Hand auf die Schulter.
    Pirmen wollte aufbrausen und hatte alle Mühe, seinen Zorn zu unterdrücken. Doch dann bemerkte auch er inmitten dieses bunten Treibens jene Gestalten, die sich nicht bewegten, die wie Fremdkörper wirkten. Sie standen bloß da oder taten, als wären sie Teil des Geschehens, ohne daran teilzunehmen. »Bewaffnete«, sagte er leise. »Armbrustschützen. Schwertträger. Beobachter. Und Leute, die Kommandos geben.« Er deutete beiläufig nach oben, in Richtung des Balkons eines Bürgerhauses rechts von ihm, das im Gegensatz zu den anderen ringsum dunkel war. »Die Gefahr geht von dort aus.«
    Terca kniff die Augen zusammen. »Du hast recht. Sind sie unsertwegen hier? Ich sehe nirgendwo die goldene Faust Metcairn Nifes.« Sie seufzte. »Vielleicht sind wir bloß zufällig in ein Intrigenspiel geraten, das der hiesige Adel gegen den ach so geliebten König laufen hat.«
    »Das glaubst du doch selbst nicht. Diese Kerle sind unsertwegen hier. Wir sollten machen, dass wir wegkommen.«
    »Ohne Rudynar Pole? Du hast die Prophezeiung meiner Schwester gehört, dass …«
    »Pfeif auf deine Schwester! Wer weiß schon, ob sie damit richtig lag. Außerdem ist mir mein eigenes Leben weitaus wichtiger als das des

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