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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Alles an ihm war Schmerz, selbst das Denken tat weh.
    Plötzlich war er wieder bei sich. Er lag da, atmete wunderbar frische Luft, blickte in den Himmel. Diese eine Wolkenbank über ihm ähnelte einem Schlitten, wie er sie in der Norde kennengelernt hatte.
    Die Alte beugte sich über ihn. Sie lächelte. »Du hast geschworen. Das ist gut. Ein Zauberer ist nicht in der Lage, seinen Schwur zu brechen.«
    »Ich habe was? «, krächzte Pirmen. Seine Stimme war die eines alten Mannes. Mühsam zog er sich mit einem Arm an der Krücke hoch, bis er stand. Ihn schwindelte.
    »Du hast versprochen, meinen Anweisungen zu folgen. Es wird keine weiteren Diskussionen über unser Reiseziel und über unser Vorhaben geben. Keine Fragen, keine Zweifel, kein Aufbegehren. Es ist schön, dass du zur Vernunft gekommen bist.«
    »Aber ich habe doch gar nicht …«
    »Horch in dein Inneres. Du wirst erkennen, dass ich die Wahrheit sage.«
    Pirmen tat es, und tatsächlich, da war der Schwur verankert, saß eisern fest. Er war an die Befehle der Hexe gebunden. »Du hast mich dazu gezwungen!«, schrie er und wollte zu einem weiteren Angriff ansetzen – doch seine magische Energie verpuffte, stand ihm nicht länger zur Verfügung.
    »Du gehörst mir, Kleiner.« Terca trat näher an ihn heran. »Ab heute werden wir beide ein ausgezeichnetes Gespann abgeben.«
    »Du kannst mich nicht zwingen …«
    »Und ob ich das kann!« Sie war ihm nun so nahe, dass er jede einzelne Runzel in ihrem Gesicht sehen konnte, das wie die Scherben eines zersprungenen Spiegels wirkte.
    »Du hast eben einen großen Fehler begangen.« Er betrachtete sie genau. Er wollte sich jedes einzelne Stück dieses Mosaikgesichts einprägen. Damit er sie wiedererkannte, sobald er sie im Reich des Großen Gleichmachers wiedertraf. Denn dass dieses Abenteuer kein gutes Ende nehmen würde, war ihnen beiden klar.
    »Mein Leben besteht ausschließlich aus Fehlern, mein Lieber. Leider.«
    Sie klang … traurig. Was stimmte bloß nicht mit dieser Frau?
    Sie gaben den Pferden zu fressen, versorgten den Stummen Jungen und aßen ihr karges Mittagsmahl. Dann ritten sie schweigend weiter, vorbei an Bauernhöfen, Weilern, Dörfern, kleineren Städten. Im Reich des Gottbettlers war es friedlich und ruhig.
    »Keine Soldaten, keine Versorgungsstationen. Nirgendwo gibt es Sammelstellen für die Pferde oder Betriebe, in denen Waffen gehortet, ausgebessert oder verbessert werden. Das gefällt mir ganz und gar nicht.«
    »Lebt keine Schwester in der Blume von Oriath, die uns Auskunft geben könnte?«
    »Nein. Sie wurden allesamt vertrieben oder getötet. Metcairn Nife ging gründlich und unerbittlich gegen die meinen vor.«
    »Weil er auf uns Magicae setzte«, sagte Pirmen, nicht ohne Häme.
    »Er nahm den Weg des geringeren Widerstands«, erklärte Terca, »denn er wusste, dass wir im Gegensatz zu euch Magicae nicht käuflich sind.«
    Pirmen schluckte seine Widerworte hinunter. Diese endlosen Sticheleien langweilten ihn allmählich. Zumal Terca dann immer wieder Larex’ Verrat zur Sprache brachte. Gegen dieses Argument konnte und wollte er nicht anreden.
    Immer mehr Häuser standen entlang der Straßen. Die Bewohner grüßten freundlich, blieben aber reserviert. Niemand fragte sie nach ihrem Begehr oder dem Ziel ihrer Reise. Dass sie nach Gallwar wollten, der Heimatstadt des Gottbettlers, war offensichtlich, denn dahin führte ihr Weg.
    »Ich kann ihn spüren«, sagte Terca unvermittelt.
    »So?« Pirmen horchte in sich hinein. »Ich spüre gar nichts.«
    »Er ist da. Er hockt wie eine Spinne im Netz und wartet auf seine Opfer.«
    »Die dumm genug sind, ihm in die Falle zu laufen.«
    Sie erreichten die Abbruchkante eines schroffen Bergs, der ganz und gar nicht zu dieser sonst so friedlich wirkenden Gegend passte. Sie hielten an und blickten auf die Ebene unter ihnen hinab. Selbst die Pferde wirkten beeindruckt, denn dort breitete sich eine paradiesische Landschaft aus, wie Pirmen sie niemals zuvor gesehen hatte. Das Getreide war goldgelb und stand hoch, Wind fuhr durch die Felder. Raine waren durch Blumengewächse markiert; von hier oben wirkten sie wie Umrahmungen einer Vielzahl von großen und kleinen, kurzen und langen Flecken, die einander begrenzten und sich über die sanfte Hügellandschaft in Richtung Stadt erstreckten. Und die Stadt …
    »Fantastisch«, murmelte Pirmen. »Sieh doch! Alles blüht, alles wirkt so dick und fett und gesund.«
    »Weil die Bewohner der Blume auf Kosten anderer

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