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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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konnte. Er wusste, dass er in das unmittelbare Herrschaftsgebiet des Gottbettlers vordrang. Eine falsche Bewegung oder ein falsches Wort kamen hier einem Todesurteil gleich.
    Er achtete nicht weiter auf seine Begleiter, denn er spürte, dass ihn sein Herr zu sich rief. Er teilte Metcairn Nife mit, wo er ihn treffen wollte, und zwar wie erwartet am Eingang zur Zitadelle.
    »Dann gehen wir’s an«, sagte Metcairn zu sich selbst, gab dem Pferd einen sachten Schenkeldruck und ritt dem Schicksal entgegen. Er spürte die Magie, die Nontwede und seine Gehilfen auf ihn ausübten. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er ihr vollends erlag. Doch das spielte keine Rolle mehr.

20. Entscheidungen
    Die Soldaten sind hier«, sagte Terca. Ihre Sinne warnten sie vor unzähligen Gefahren. Sie drohten auf Schritt und Tritt. Jedes fünfte oder sechste Wesen in den Straßen war Teil eines dicht gewobenen Netzes, auf dessen Zentrum sie zumarschierten. »Der Gottbettler geht keinerlei Risiko ein.«
    »Tut er doch«, widersprach Pirmen. »Warum hat er uns nicht bereits am Tor aufhalten lassen?«
    »Vielleicht ist es Überheblichkeit. Oder aber er weiß, dass wir ihm nichts anhaben können, und möchte bloß einen kleinen Plausch mit uns abhalten. Von Welteneroberer zu Weltenretter, sozusagen.«
    »Deine Art von Humor werde ich wohl nie verstehen.«
    »Werde einmal so alt wie ich, dann lernst du, wie sehr einem der Zynismus das Leben erleichtert.«
    Sie ließen die Pferde bei einem Stall zurück. Terca war versucht, die Gäule dem mageren Burschen, der sie betreute, zu schenken. Doch sie tat es nicht.
    Ich darf meinen Tod nicht einfach so hinnehmen. Es gibt eine Chance. Sonst hätte ich niemals diesen Mythos von der Rettung des Weltenkreises durch den Stummen Jungen in die Welt gesetzt. Du meine Güte, was muss ich an diesem Abend betrunken oder eingeraucht gewesen sein, dass ich mich nicht einmal mehr daran zurückerinnern kann.
    Die Spuren des Gottbettlers waren überall zu sehen. Hier hatte er Kupfermünzen in Empfang genommen, dort unten am Fluss hatte er für eine Weile geruht, in diesem Gebäude hatte er sich mit einigen Vertrauten getroffen. Den Ziegeln und den Mauern haftete das Odeur ihres Gegners an. Es roch nach Bitterkeit, Verlust und Trauer. Alles zusammen ergab ein Gemenge an Antrieb und Kraft, das ganze Reiche zerstören konnte.
    »Wohin?«, fragte Pirmen. Er hielt sich am Stummen Jungen fest, oder der Stumme Junge an ihm, wer wusste das schon zu sagen.
    »Zur Insel. Dort wartet der Gottbettler. Er hat alles für unser Kommen vorbereitet.«
    »Werden wir es überhaupt bis dorthin schaffen?«
    »Ja. Er will es so. Seine Leute flankieren uns, aber sie tun uns nichts.« Terca ahnte, dass zu jeder Zeit zehn oder mehr Armbrüste auf sie ausgerichtet waren. Eine falsche Bewegung, und sie würden mit Geschossen gespickt sein.
    »Ich habe Angst«, gestand Pirmen.
    »Angst ist gut. Sie macht, dass du konzentriert bleibst. Aber lass dich nicht in Panik versetzen. Denk dran, solange wir beide zusammenarbeiten, kann uns kaum etwas zustoßen.«
    So lautete die Theorie. Wenn sich die Kräfte der Hexe mit denen eines Magicus verbanden, entstand etwas ganz Besonderes. Doch dieses Besondere hatte bloß flüchtigen Bestand, wie Terca nur zu gut wusste. Es war Gafelay und ihr nicht gelungen, die Faszination dieses seltenen und seltsamen Amalgams aufrechtzuerhalten. Pirmen und sie würden es ebenfalls nicht schaffen. Es erforderte zu viel Kraft, und die Versuchung war groß, die gemeinsam aufgebauten Kräfte zum eigenen Vorteil zu nutzen.
    Sie beobachtete den Stummen Jungen mit wachsender Sorge. Er wirkte frisch wie noch nie. Man hätte glauben können, dass er völlig normal wäre. Er nahm seine Umgebung wahr und lauschte angestrengt ihrer beider Unterhaltung, jedoch ohne sich einzumischen. Auch er wusste wohl, dass eine Entscheidung bevorstand.
    Die Spaltbrücke kam in Sicht. Sie war das Nadelöhr auf ihrem Weg zum Gottbettler. Wenn sie die Brücke überquert hatten, gab es kein Zurück mehr.
    Der Stumme Junge marschierte mit einem Mal vorneweg. Er nahm ihnen die letzte Entscheidung ab, indem er auf die Brücke trat und sie zügig querte. Er schritt an Hausruinen vorbei, ging tief hinein in ein dicht verbautes Viertel, in dem es von Gesindel nur so wimmelte. Es war, als hätten sich in diesem Teil Gallwars alle Halunken der Stadt versammelt, um den Gottbettler wie ein lebender Schutzwall zu umgeben.
    »Nicht so rasch!«, keuchte

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