Der Gottbettler: Roman (German Edition)
Marmer Dunne blickte ihn von der Seite her an. »Was geschieht mit uns, Freund, wenn die Arbeit getan ist? Was fangen wir mit diesen Arschlöchern an, die gerade vor uns das Knie beugen? Sie leben für den Kampf, denken nur noch ans Plündern und daran, wie sie ihre ungewaschenen Dinger in irgendwelche alten Mütterchen versenken können, die sich nicht rechtzeitig genug in Sicherheit gebracht haben.«
»Es wird sie nicht mehr geben. Die Heerscharen werden aufgelöst, die Veteranen nach Hause geschickt. Damit sie ein Leben in Frieden leben und ihre Felder bestellen können.«
»Kannst du dir Pae Loriander als liebendes Weib am Herd vorstellen, als Frau des Dorflehrers? Kuchen backend und Rezepte mit ihrer Nachbarin austauschend?« Marmer Dunne schüttelte den Kopf. »Du kannst den Wolf töten, aber du kannst kein Schaf aus ihm machen.«
»Ich weiß.«
»Du wirst sie beseitigen müssen.«
»Ich werde viele schwere Entscheidungen treffen müssen, wenn alles vorbei ist.«
»Auch eine, die mich betrifft, nicht wahr?«
»Ja«, sagte Metcairn Nife ohne Zögern. Der Freund hatte die Wahrheit stets geschätzt, und er hatte sie verdient.
»Dann werden wir uns eines Tages gegenüberstehen.«
»Wenn du weiterhin so säufst, brauche ich mich um dich gewiss nicht mehr zu kümmern.«
Marmer Dunne lachte dröhnend, wurde aber gleich wieder ernst. »Was ist mit dir selbst? Mit dem Leitwolf, den plötzlich keiner mehr benötigt?«
»Er ist müde geworden, und wer weiß, vielleicht sehnt er sich ja nach Ruhe. Nach einer reizenden kleinen Wölfin und einem Haufen Welpen, die über seinen fetten Bauch trampeln.«
»Lüg dir nicht selbst ins Hemd!«
»Es ist zumindest eine schöne Wunschvorstellung, der ich in manchen Nächten nachhänge.«
Etwa dreißig Parveniden trippelten leisen Schritts vorbei. Ihre Gesichter waren hassverzerrt, sie hatten sich kaum noch unter Kontrolle. Es war höchste Zeit, dass sie ins Gefecht geführt wurden.
»Also sag mir, was dich erwartet, sobald diese Arbeit erledigt ist«, verlangte Marmer Dunne.
»Ich werde mich vor dem Gottbettler verantworten müssen und die verdiente Strafe für all meine Untaten ohne zu zögern annehmen«, antwortete Metcairn Nife und hörte dann nicht länger dem Freund zu, der ihn mit weiteren Fragen löchern wollte. Seine Gedanken schweiften ab. Er hatte einen Auftrag zu erledigen, eine Stadt zu vernichten. So, wie es sich für einen guten Soldaten gehörte. Alles andere zählte nicht.
Mit dem pünktlich zur Schlacht einsetzenden Regen wurde alles zu Schlamm, der mit dem beginnenden Morden bunte Farbtupfer erhielt. Rotes Blut vermengte sich mit dem grünen der Nachtkrappen, das Geschrei der Angreifer mit dem der Verteidiger Moinas.
Metcairn Nife beobachtete die Schlacht aus sicherer Entfernung. Meldereiter kamen, lieferten ihm Informationen über die Geschehnisse entlang der nördlichen Wehr der Stadt und über einen Ausfall, den verzweifelte Bürger in Richtung Fluss wagten. Hier war eine Dutzendschaft des Kleinen Volks einem Geschoss aus Pech und Feuer zum Opfer gefallen, dort waren die Parveniden über die hölzernen Barrikaden ins Innere Moinas gelangt.
Metcairn Nife brauchte nicht viel nachzudenken, bevor er seine Anweisungen gab. Er hatte Sturmangriffe wie diesen oft genug mitgemacht und befehligt. Die Muster waren stets die gleichen. Die Verteidiger kämpften mit dem Mut der Verzweiflung, so lange, bis sich irgendwo eine Lücke auftat, in die die Heerscharen des Gottbettlers stießen, um diese dann Schritt für Schritt zu vergrößern. Anschließend wurden die Kriegsveteranen nach vorn geschickt. Die grausamsten und verschlagensten Kämpfer setzten sich fest, unterstützt von den Zaubersprüchen der Magicae und dem Gesang der Parveniden, um einen Brückenkopf zu bilden, von dem aus sich weitere Angreifer über die Stadt ausbreiteten wie ein Geschwür, das mit rasanter Geschwindigkeit einen gesunden Körper in Beschlag nahm.
Die Meldereiter hörten ihm aufmerksam zu, während sie rasch ein Stück angekohltes Fleisch hinabschlangen und aus ihren Weinschläuchen tranken, um dann wieder davonzugaloppieren und Metcairn Nifes Befehle an die kleineren und größeren Kampfeinheiten weiterzugeben. Manche von ihnen kamen niemals am Ziel an, von Bogenschützen oder versprengten Einheiten der Gegner gemordet, andere fanden im allgemeinen Durcheinander nicht die Kommandostände der Generäle. Dies spielte kaum eine Rolle. Das Heer des Gottbettlers war wie eine gut
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