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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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wahr?«
    »J–ja.«
    »Glaubst du, einen hoch dekorierten Hohen Herrn einzig und allein mit Habanea zufriedenstellen zu können? Ich verlange einen Lohn, wenn ich dich begleite. Silber. Oder Gold.«
    »Ich habe nichts bei mir. «
    »Schade. Und ich dachte, wir könnten gute Freunde werden.«
    »Aber mein Meister in Griam … Er wird dich reich belohnen, wenn du mich begleitest und den Stummen Jungen beschützt und dein Wissen an ihn weitergibst.«
    »Glaubst du denn, dass ich der richtige Lehrmeister für ein Kind bin?«
    »Es handelt sich um kein normales Kind. Der Stumme Junge ist – wie soll ich sagen? – ein probates Mittel gegen den Gottbettler. Angeblich wird er diesen gnadenlosen Eroberer eines Tages stürzen. Aber nur dann, wenn er zuvor von einem Mann mit goldenen Augen unterrichtet wurde.«
    »Was für ein Schwachsinn. Ich habe von dieser Legende gehört. Reisende erzählen derartige Märchen, um ein paar Münzen abzugreifen, und Frauen, die ihren greinenden Kindern ein wenig Hoffnung geben wollen, wenn ihr Vater nicht mehr aus der Schlacht zurückkehrt.«
    »Du glaubst nicht an die Worte eines Magicus?«
    »Ich glaube an den Wein, ans Schwert und an den Großen Gleichmacher.«
    »Ich habe beinahe unerträgliche Mühen auf mich genommen, um dich zu finden«, sagte Pirmen leise. »Weil auf dir die Hoffnungen einer ganzen Welt ruhen.«
    »Mach dich nicht lächerlich, Herr Lehrling.«
    »Ich bitte dich, komm mit mir und hilf uns!«
    »Wenn du meine Bedingungen erfüllst. Ich will Gold, so viel ich tragen kann. Weiber, so viele, wie ich stemmen kann. Wein. Habanea …«
    »Larex wird dich so gut wie möglich belohnen. Aber ich hätte etwas viel Wertvolleres zu bieten.«
    »Und zwar?«
    »Absolution.«
    »Hä? Könntest du’s so sagen, dass ich’s auch verstehe?«
    »Es gibt Gründe, warum du völlig verkommen in der Gosse gelegen hast, als ich dich gestern sah. Dich belastet etwas. Fehler, die du begangen hast. Vertrauen, das du gebrochen hast.«
    »Und?«
    »Tu, was ich und Larex von dir verlangen, und du wirst dem Großen Gleichmacher mit reinem Gewissen gegenübertreten, wenn es irgendwann einmal so weit ist.«
    »Ich wusste nicht, dass Magicae mit dem Tod Handel treiben.«
    »Du weißt vieles nicht, Hoher Herr. Aber ich schwöre dir, dass es wahr ist«, log Pirmen. »Bei meiner Ehre.«
    Der Latrinenputzer schwankte in seiner Entscheidung. Er wollte etwas sagen, überlegte es sich dann anders, dachte nach und setzte erneut an. »Also schön, einverstanden. Ich helfe dir und diesem Jungen«, sagte er achselzuckend. »Mein Leben kann ohnedies nicht schlimmer werden, als es derzeit ist.«

6. Heeresschau
    Wein!«, verlangte Metcairn Nife.
    Eine Magd kam dienstbeflissen herbeigeeilt und füllte den Humpen. Er nahm einen Schluck. Der Rebensaft war süß und schwer und schmeckte nach einem Sommer seiner Jugendtage. Er erinnerte ihn an harte Arbeit auf dem Feld des Vaters. An Holzschwerter, mit denen seine Brüder und er gegeneinander gefochten hatten. An junge Liebe und Unschuld, die in einem baufälligen Heuschober verloren gegangen war. Damals, bevor die Familie nach Moina gezogen und alles grässlich geworden war.
    »Der beste Sommer meines Lebens«, murmelte er und setzte den Humpen wieder an.
    »Wie bitte?« Marmer Dunne schreckte aus seinem düsteren Brüten hoch.
    »Ich denke an die vielen Tage, die hinter uns, und an die wenigen, die noch vor uns liegen.«
    »Bist mal wieder schlechter Laune, wie?« Der Rechte rülpste.
    »Ich denke nach.«
    »Ich war immer schon der Meinung, dass dieses Grüblerische an dir eine verdammt schlechte Eigenschaft ist.«
    »Nicht, wenn man ein Heer mit mehreren tausend Kämpfern befehligen muss; dann schadet ein klein wenig Nachdenken nicht.«
    »Ein klein wenig. Stimmt. Aber du hast viel zu viele schlaue Gedanken in deinem Kopf.« Marmer Dunne hieb sich mit einer Faust gegen die Brust und stieß dann erneut lautstark auf.
    Metcairn Nife bedachte seinen Waffenkameraden mit einem düsteren Blick. War das seine Zukunft? So wie Marmer Dunne auf einem Stuhl zu hocken, mit offener Hose, über die im Laufe der Jahre eine stetig größer werdende Wampe quoll? Wirres graues Haar, ein vom Wein gerötetes Gesicht, derbe Haut, ledrig und narbig?
    Sie betrat das Zelt des Kommandanten. Ohne zu grüßen, sagte sie: »Die Heerschau beginnt in einer Stunde. Danach wartet eine Besprechung mit euren Wixern. Ihr solltet euch bereit machen.«
    Eure Wixer. So nannte Pae Loriander die

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