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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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letzte Bastion im Land Lirballem, die den Heerscharen des Gottbettlers noch Widerstand leistet. Ich erwarte, dass ihr eure Arbeit gründlich und sauber erledigt.«
    Wiederum Gegrunze, Gebrüll, Gezischel.
    »Dann befindet sich das Land Lirballem endgültig in unserer Hand. Es wird aufhören zu existieren. Es wird Teil des Reichs des Gottbettlers sein.«
    Weitere Beifallskundgebungen.
    »Unsere Feinde mögen dumm und engstirnig sein – aber wir dürfen sie niemals unterschätzen. Befolgt die Befehle der Heeresführer, gehorcht den Anweisungen eurer Gruppenführer, auch wenn sie euch noch so unsinnig erscheinen.«
    Wenig Applaus, nur ein klein wenig Geklatsche und Geklapper.
    »Den Heerscharen des Gottbettlers kann niemand Widerstand leisten. Wir werden den Feind überrennen, und wir werden ihm zeigen, was wir von ihm halten. Keine Gnade! Keine Rücksicht! Kein Erbarmen!«
    O ja, jetzt hatte er sie. Diese Horde von Sadisten, Mördern und Vergewaltigern, der schlimmste Haufen an Verrückten, den die Götter jemals durch die sogenannten zivilisierten Länder hatten wandeln sehen. Die Parveniden und die Sibyllen blieben ruhig, die Magicae hielten sich wie stets zurück, die Älteren rührten sich nicht einmal, wie immer, die Füße ihrer nackten Beine tief ins schlammige Erdreich gegraben. Doch alle anderen Heeresteile schrien ihre Lust an Blut und noch mehr Blut laut hinaus.
    Metcairn Nife ließ sich schwer auf den bereitgestellten Stuhl fallen und hob von Zeit zu Zeit den Arm, während verdiente Mitglieder einzelner Truppenteile an ihm vorbeizogen und ihn grüßten. Ihn dürstete nach mehr Wein. Nach viel mehr vom roten Rebensaft. Doch er musste an sich halten und mit finsterem Gesicht auf seine Leute hinabstarren. Ihnen einmal mehr Respekt vor dem Amt des Heerführers einflößen.
    »Wie heißt das verfluchte Nest, das wir niederbrennen werden?«, fragte Marmer Dunne flüsternd.
    »Moina.«
    »Der Name kommt mir bekannt vor. Waren wir etwa schon einmal hier? Haben wir uns im Kreis bewegt und fangen mit unserer Vernichtungsarbeit nun wieder von vorn an?«
    »Ich habe dir von der Stadt erzählt. Ich bin hier aufgewachsen.« Metcairn Nife nickte einem der wenigen Hoboken zu, die in Diensten des Gottbettlers standen. Sie waren wackere Kämpfer mit viel Elan und wenig Hirn.
    »Oha! Gibt es jemanden, den wir schonen müssen? Sollen wir bestimmte Häuser oder gar Straßenzüge so belassen, wie wir sie vorfinden? Damit diejenigen, die nach uns kommen, eines Tages den Ursprüngen des Mythos um Metcairn Nife auf den Grund gehen können?«
    »Alles vernichten«, sagte sein Heerführer kurz angebunden.
    »Wirklich alles? Gibt es denn nichts, was …«
    »Weg damit. Macht die Stadt dem Erdboden gleich.«
    »Aber …«
    »Sie haben es gewagt, dem Gottbettler die Stirn zu bieten. Sie sind zu eitel und zu selbstgefällig, um seine Argumente zu begreifen.«
    »Begreifen wir sie denn?«
    »Ich tu’s. Dass du hingegen ein dummer Holzkopf bist, lässt sich nicht verleugnen.«
    »Dann sag mir bitteschön, warum wir seit einer Ewigkeit durch die Lande ziehen, Städte erobern, Dörfer auslöschen und fruchtbares Land verwüsten.«
    »Stellst du den Sinn unserer Aufgabe etwa in Zweifel?«
    »Natürlich nicht«, sagte Marmer Dunne düster. »Aber es schadet nichts, wenn du von Zeit zu Zeit mein Gedächtnis auffrischst.«
    Sein Rechter wurde in der Tat alt und senil. Und er sprach Dinge aus, für die er andere längst hätte hinrichten lassen. »Wir führen einen Krieg, der keinen weiteren Krieg nach sich ziehen wird. Wir suchen nach den wenigen, die dem Gottbettler gefährlich werden könnten, und wir vernichten jene, die sich ihm in den Weg stellen. Wenn wir unsere Arbeit getan haben, wird unser Herr unangreifbar sein. Gottähnlich. Und kein Mensch, kein Hoboke, kein Magicus wird mehr die Macht oder den Willen haben, ihm zu Leibe rücken zu können. Wir töten all jene, die den Krieg wünschen.«
    Der Rechte brüllte einen Gruß in Richtung mehrerer Veteranen aus der Norde, die Teil seiner Regimenter waren.
    »Wir vernichten allen Widerstand«, setzte Metcairn Nife seine Rede fort. »Wir töten die Wölfe und züchten uns Herden mit Lämmern. Es wird keine Landesgrenzen mehr geben, keine Familienfehden, keinen Grund für Streitigkeiten mehr, von den Eisbereichen der Norde bis hinab in die Sümpfe des zivilisierten Südens.«
    »Jetzt kann ich mich wieder erinnern – und ich weiß, warum an dieser Stelle mein Denken stets aussetzt.«

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