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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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engsten Vertrauten. Die Ordonnanzen und Adjutanten, die Generäle und Obersten des großen Heers des Gottbettlers. Sie hatte für diese Leute niemals etwas übriggehabt. Am liebsten hätte die Linke ihre Kämpfe und Kriege ganz allein geführt.
    Wird sie es denn niemals lernen? Habe ich auf das falsche Pferd gesetzt, als ich sie aus einer Schar junger, hoffnungsvoller Kämpen auswählte, um den vakant gewordenen Posten des Linken neu zu besetzen?
    »Wir werden bereit sein«, sagte Metcairn Nife. »Lass uns jetzt allein. Wir haben wichtige Dinge zu besprechen.«
    »Aber …«
    »Ich sagte: Lass uns allein!«
    Pae Loriander setzte zu einer Entgegnung an, ließ es dann aber bleiben. Sie drehte sich um, der metallene Waffenrock schlug gegen das lederne Unterkleid. »Wir sehen uns«, sagte sie kaum verständlich und verließ das Zelt.
    »Wann habe ich dir das letzte Mal gesagt, dass du sie niemals zu deiner Linken hättest machen dürfen?«
    »Vor etwa einer Stunde. Du erinnerst mich etwa fünf Mal am Tag daran, und das seit nunmehr acht Jahren.«
    »Weil ich recht habe!«
    »Es steckt so viel Richtiges in ihr. Wenn ich bloß wüsste, wie ich es abrufen könnte …« Metcairn Nife trank. Der Becher war schon wieder leer, er rief nach mehr Wein.
    »Wie war es, als du sie gefickt hast?«
    »Du meinst Pae?«
    »Wen denn sonst?«
    Warum diese Frage? Seit Jahren stand sie im Raum, niemals hatte der Rechte sie zu stellen gewagt. Und nun, auf einmal, kam sie ihm über die Lippen?
    »Es war sonderbar.«
    »Sonderbar gut oder sonderbar schlecht?«
    »Sonderbar. Mehr wirst du nicht von mir zu hören bekommen.«
    Marmer Dunne und er leerten zwei weitere Becher, stritten und zankten sich wie ein altes Ehepaar und kämpften sich irgendwann auf die Beine, als außerhalb des schlecht durchlüfteten Zelts Trompetenstöße den Beginn des Zeremoniells verkündeten. Sie halfen einander beim Aufstehen und wankten nebeneinanderher auf den Ausgang zu.
    »Du stinkst«, sagte Marmer Dunne.
    »Du nicht minder.« Metcairn Nife straffte und konzentrierte sich. Von seinem Rechten wurde ein Lotterleben erwartet. Er verbrüderte sich mit den gemeinen Soldaten, mischte sich unters Volk und verkörperte die lebenslustige Seite der Heeresführung, während Pae Loriander all die Gemeinheiten und Grausamkeiten des seit beinahe zwei Jahrzehnten andauernden Kriegszugs zelebrierte. Und er, eingesetzt von Gnaden des Gottbettlers, hatte über den Dingen zu stehen. Weit oben, einsam, entrückt, von kühler Beherrschtheit.
    Wie würde es sein, wenn eines nicht mehr allzu fernen Tages Marmer Dunne seines Postens verlustig ging? Wenn er den Kampf gegen den Feind oder gegen den Alkohol verlor? Metcairn Nife verdrängte den Gedanken gleich wieder. Er war zu unerträglich, um in aller Konsequenz zu Ende gedacht zu werden.
    Er trat vor das Zelt, während die Bläser die letzten Töne aus ihren verbeulten Instrumenten quetschten. Rings um ihn hatte sich eine bedrohlich wirkende Menge an Adjutanten versammelt, allesamt verabscheuungswürdige, speichelleckerische Hurensöhne. Es war keiner unter ihnen, dem er die Heeresführung anvertraut hätte. Pae Loriander, die abseits stand, gegen den Pflock eines Mannschaftszelts gelehnt, war die Einzige, die in der Lage gewesen wäre, die Soldaten und die verschiedenen Truppenkörper zusammenzuhalten.
    Er winkte den Gimpeln in ihren Fantasieuniformen, ihm den Weg frei zu machen. Den aufdringlichsten von ihnen, Mert von Stein, drängelte er weg, doch der verschlagene Kerl glitt gleich wieder an seine Seite, und es hätte Metcairn Nife nicht gewundert, hätte er sich für die grobe Behandlung auch noch bedankt.
    »Verschwinde, du Wurm!«, brüllte der Rechte und stieß Mert von Stein zu Boden. »Du bist im Weg!«
    Er machte sich mehr Feinde, als gut für ihn war. Metcairn Nife war Marmer unendlich dankbar, dass er den Hass all dieser Intriganten auf sich zog, doch eines Tages – oder eines Nachts – würde er dafür bezahlen müssen.
    Gemeinsam traten sie durch die Menge und blickten vom kleinen Hügel der Kommandantur auf die Versammelten hinab. Schreie und Gezischel und unmenschliches Gebrüll schlugen ihm entgegen, als er die Faust weit in den Himmel reckte. Krieger schlugen mit den Schwertern gegen ihre Schilde, Parveniden stimmten einen harmlosen Gesang an, einige Sibyllen wanden ihre Körper und zischelten dazu ihre so fremd klingenden Lieder.
    »In den nächsten Tagen geht es gegen eine sogenannte Freie Stadt. Gegen die

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