Der Gottbettler: Roman (German Edition)
gut riechend, kam herangeflogen, landete auf Pero Krotvies Schoß und riss den Mann beinahe von dem wurzeldurchzogenen Herrschaftsstuhl, auf dem er saß. »Aber, Onkelchen. Wie sollen wir bloß ohne dich schlafen?«
»Deine beiden Nichten?«, fragte Terca. Sie grinste, während sich ihr Gegenüber der Liebesbekundungen der jungen Frau erwehrte. »Wie zuvorkommend, dass diese bezaubernde Schönheit und ihre Schwester das Bettlager mit dir teilen dürfen. Hast du bei der Planung deines Hauses etwa nicht an genug Schlafzimmer gedacht?«
»Wir sind zu dritt«, sagte das Dummchen und streckte vier Finger hoch in die Luft. »Madja, Sabha und ich …« Verwirrt betrachtete sie den übrigen Finger.
»Eine Großfamilie. Wie nett!«
»Ja, ja, schon gut!« Pero Krotvie scheuchte das Mädchen weg. »Sag deinen … Schwestern, dass ich mich bald um euch kümmern werde. Jetzt aber gehen die Geschäfte vor.«
»Geschäfte, immer nur Geschäfte. Du kümmerst dich kaum noch um uns.« Das junge Mädchen zog eine Schnute, um gleich darauf wieder ein Lächeln zu zeigen. »Kaufst du uns was Schönes, wenn du hier fertig bist, Onkelchen?«
»Nur wenn ihr euch ruhig verhaltet.« Der Weinhändler klatschte der Schwarzhaarigen auf den Po, und sie verschwand mit einem Kichern hinter einem Pflanzenvorhang. Aufgeregtes Getuschel verriet, dass sie sich mit seinen anderen Bettgespielinnen über die versprochenen Geschenke unterhielt.
»Ich hatte schon immer ein Herz für arme, mittellose Mädchen«, sagte Pero.
»Ich kann mich erinnern. Einige dieser armen, mittellosen Mädchen trugen Schuld daran, dass unsere gemeinsame Zeit ein recht abruptes Ende nahm.«
»Lassen wir die Vergangenheit.« Er winkte ab, dann tunkte er zwei Finger in eine Schokoladensoße und leckte sie ab. »Ich habe dich nicht hergebeten, um mich bei dir für meinen Lebensstil zu entschuldigen.«
»Dann lass uns also zur Sache kommen. Was brauchst du von mir?«
»Brauchen?« Er lachte. »Die Hohen Herren sind auf die selbsternannte Herrscherin der Unterstadt kaum angewiesen. Aber wir wären bereit, angesichts der heraufdräuenden Gefahren einen zeitlich begrenzten Solidar-Pakt einzugehen.«
»Es geht um die Truppen des Gottbettlers, nicht wahr? Euch geht der Arsch auf Grundeis.«
»Einen Pakt, der für eine gewisse Zeitspanne bestehen wird und den Bürgern der Unterwelt gewisse Rechte und Freiheiten zugesteht, sollten sie notwendige Lasten und Bürden auf sich nehmen.«
»Bürden? Redest du etwa von Frondienst im Kampf gegen Metcairn Nife?« Terca lachte bitter. »Ich wüsste nicht, dass die Hohen Herren jemals um Erlaubnis gefragt hätten, bevor sie neue Soldaten rekrutierten.«
»Es geht auch nicht darum, ein Heer aufzustellen. Die Hohen Herren haben anderes im Sinn.«
»Du bist also befugt, für alle Hohen Herren zu sprechen?« Sie machte eine weit ausholende Geste, die alle in den Felsspalten und Schluchten verborgenen Besitztümer umfassen sollte, all die Hängehäuser, Vogelnester, Sturz- und Etagenbauten, die ins Gestein gehauenen Weingärten, Aquädukte, Treppen und Labyrinthe, die einen schier unermesslichen Reichtum zum Ausdruck brachten.
»Ja, das bin ich. Wir sind zu einer Einigung gekommen.«
»Wie ungewöhnlich! Es gibt doch das Sprichwort, dass eher die Cabrische See zufriert, als dass drei Hohe Herren zu einer Meinung finden.«
»Nun, vielleicht ist sie ja zugefroren. Oder aber es ist bald so weit.« Pero naschte weiterhin am Schokoladentopf, ohne Terca eines Blicks zu würdigen.
Sie kannte die Spielchen des Mannes gut genug. Er wollte sie nervös machen und ihre Geduld auf die Probe stellen.
Sie wartete und beugte sich ihrerseits über den Tisch, um nun doch ein klein wenig von den angebotenen Lukullitäten zu naschen. Auch sie war gut am Verhandlungstisch. Zwar sagte man ihr eine gewisse Grobheit nach und dass sie dazu neigte, ihre »Partner« zu erpressen. Doch nicht nur in der Unterstadt wurden Geschäftsfreunde übervorteilt.
Schweigend aßen sie. Schweigend und schmatzend. Bis sich Pero Krotvie zurücklehnte, verhalten rülpste und mit verdrießlicher Miene klagte: »Du bist noch immer so zäh und ungenießbar wie früher. Mit dir macht es keinen Spaß, Händel zu treiben.«
»Ich habe mir bloß vom besten Betrüger Poitreas einige Kniffe abgeschaut.«
»Du weißt das Herz eines alten Mannes mit deinen Schmeicheleien zu erwärmen. Aber lassen wir das.«
»Das wäre ganz in meinem Sinne. Man wartet auf mich.«
»Du meinst, die
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