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Der Gottesschrein

Der Gottesschrein

Titel: Der Gottesschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Albträume mit rasender Geschwindigkeit auf mich zu.
    Keuchend vor Angst werfe ich mich auf den Boden, presse mich gegen den nassen Fels und schütze meinen Kopf mit den Armen, während ein riesiger Schwarm Fledermäuse panisch fiepend über mich hinwegflitzt. Es sind Hunderte, nein, Tausende!
    Yared und ich liegen nebeneinander auf dem Boden, während sich die Mamelucken in Wandnischen kauern, bis wieder Ruhe herrscht. Aufatmend richte ich mich auf.
    »Y’allah!«, wispert Arslan. »Weiter!«
    Lautlos huschen wir weiter vorwärts.
    »Was ist das?«, fragt Yared plötzlich.
    Ich lausche. »Sie singen. Auf Lateinisch. Es ist schon nach Mitternacht. Die Christusritter halten ihr Stundengebet.«
    »Wir müssen sie aus der Nische herauslocken. Weg von Elija. Er ist bestimmt bei ihnen«, flüstert Yared.
    Ich nicke.
    »Während Tristão und Lançarote sich auf einen Kampf mit uns einlassen, wirst du Elija befreien, und dann verlasst ihr so schnell wie möglich die Höhle.«
    »Mach ich.«
    »Wir treffen uns vor Jeremias Grotte.«
    »In Ordnung.«
    »Na, dann los!«
    Auf einen Wink von Arslan springen zwei Mamelucken mit gezücktem Schwert aus ihrer Deckung und huschen an den feucht schimmernden Wänden der Höhle entlang auf die Nische der Christusritter zu. Zwei weitere folgen ihnen lautlos. Dann noch zwei.
    Im Gang gegenüber bemerke ich eine Bewegung. Das rußgeschwärzte Schwert eines Mamelucken. Timur und seine beiden Freunde haben das andere Ende der Kaverne erreicht. Tristão und Lançarote sitzen in der Falle. Es gibt kein Entkommen.
    Es sei denn, sie haben Elija in ihrer Gewalt.
    O Gott, nur das nicht!
    Aus dem Gang gegenüber dringt ein metallischer Laut.
    Der lateinische Gesang verstummt. Die Christusritter tauchen mit gezogenem Schwert am Eingang der hell erleuchteten Nische auf.
    Timur tritt aus den Schatten. »Bism’Allah!«, ruft er seinen Männern zu.
    Mit einem zornigen Aufschrei stürzen die Portugiesen aus der Nische. Timur und seine Männer weichen Schritt für Schritt zurück, um sie von Elija wegzulocken. Dann gibt Arslan den Befehl zum Vorrücken, um den Rittern den Fluchtweg abzuschneiden. »Y’allah!«
    Die Ritter Christi kämpfen um ihr Leben.
    Das Klingen der Schwerter hallt dröhnend durch die Kaverne, während ich zur Nische hinüberhusche, um Elija zu befreien.
    Gott sei Dank, er ist am Leben! An Händen und Füßen gefesselt, sitzt er ganz hinten in der Nische auf dem Boden.
    »Alessandra!«, ruft er erleichtert, als er mich erkennt.
    Ich knie mich hinter ihn und durchtrenne seine Fesseln mit meinem Dolch. »Haben sie dir wehgetan, mein Mäuschen?«
    Elija schüttelt den Kopf. »Werden die Ritter sterben?«, fragt er mit aufgerissenen Augen.
    Ich nicke.
    »Aber Lançarote hat mich getröstet, als ich geweint habe. Er kann aufregende Geschichten erzählen. Ich hab ihn gern.«
    Ich packe seinen Arm. »Komm jetzt! Wir müssen so schnell wie möglich verschwinden.«
    Plötzlich taucht Tristão vor mir auf. Er bedroht mich mit seinem Schwert. »Lasst den Jungen los!«
    Ich werfe einen Blick in die finstere Kaverne.
    »Werft den Dolch weg!«, befiehlt er barsch.
    Ich lasse die Klinge fallen.
    »Erhebt Euch! Langsam, ganz langsam! Und keine unbedachten Bewegungen!« Die Klinge seines Schwertes schneidet in meinen Hals.
    Der Kampflärm in der Kaverne ist verhallt.
    Ist Lançarote tot?
    Wo, zum Teufel, sind denn alle?
    »Ihr begleitet mich als Geisel!«
    Aus den Augenwinkeln nehme ich wahr, wie Elija sich vorbeugt und versucht, meinen Dolch zu erreichen. Er schneidet sich an der Klinge und zieht scharf die Luft ein, als seine Hand zu bluten beginnt.
    Tristão steckt sein Schwert ein, tritt hinter mich, hält mich fest und legt seinen Dolch an meine Kehle.
    Yared taucht mit der Klinge in der Hand am Eingang der Nische auf. Er atmet schwer. »Lasst sie los! Sofort!«, fordert er auf Portugiesisch.
    »Du verfluchter jüdischer Gottesmörder! Befiehl deinen Männern, die Waffen niederzulegen. Oder sie stirbt!«, droht Tristão.
    Yared zögert. Dann senkt er sein Schwert und bückt sich, um die Klinge auf den Boden zu legen. Unvermittelt stürmt er vorwärts, zwei Schritte, drei, vier, und wirft sich schwungvoll gegen Tristão und mich. Zusammen taumeln wir rückwärts. Tristão schreit vor Überraschung auf. Er stolpert über eine Bodenerhebung und verliert das Gleichgewicht. Dabei lässt er mich los. Er torkelt durch das Feuer. Brennendes Holz wird Funken stiebend über den Boden verteilt. Es wird

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