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Der Gottesschrein

Der Gottesschrein

Titel: Der Gottesschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Elijas Gesicht, als er heftig nickt.
    Yared, der den Kleinen offenbar in sein Herz geschlossen hat, lässt ihn von seinem Schoß rutschen und erhebt sich. »Na, dann komm.« Dann reicht er ihm die Hand, und Elija ergreift sie. Wie Vater und Sohn, denke ich gerührt.
    Yared hat meinen Blick bemerkt. Trotz der Schmerzen in seinem verwundeten Arm lächelt er versonnen.

· Yared ·
Kapitel 53
    In Yareds Arbeitszimmer in der Zitadelle
    2. Miyazya 6945, 19. Dhu’l Hijja 848, 22. Nisan 5205
    Ostermontag, 29. März 1445
    Zwei Uhr dreißig morgens

    Warum kommt sie nicht?, frage ich mich unruhig, während ich mich bemühe, Benyamins Worten zu folgen. Ich sehne mich nach ihr. Ich will sie in meine Arme schließen und neben ihr einschlafen.
    »Siehst müde aus«, bemerkt Benyamin.
    »Ich bin todmüde«, gebe ich zu.
    »Du solltest dich mal ausschlafen, Yared«, rät Benyamin und legt mir eine Hand auf die Schulter. »Die letzten Tage und Nächte waren ein wenig … aufregend.«
    Ich lächele freudlos.
    »Sag mal, dein Besuch in der Grabeskirche morgen früh – kannst du den nicht absagen und dich ausruhen? Bis morgen Mittag erwartet Uthman deine Entscheidung.«
    »Meine Entscheidung?«, frage ich verwirrt.
    »Dass du zum Islam konvertierst und Alessandra heiratest, um ihr das Todesurteil zu ersparen. Im Felsendom hat er dich ash-Shah mat gesetzt, erinnerst du dich?«
    Mit beiden Händen fahre ich mir über das Gesicht. Meine Augen tränen vor Erschöpfung.
    »Uthman hat Imam Yusuf gebeten, sich morgen vor dem Mittagsgebet bereitzuhalten, um in der Al-Aqsa zu bezeugen, wie du dich zu Allah und seinem Propheten bekennst. Die Hochzeit findet anschließend in aller Stille im Felsendom statt. Dem Imam gegenüber hat Uthman diese überstürzte Hochzeit als Liebesheirat bezeichnet. Er lässt dir ausrichten: Falls Alessandra auf einem christlichen Priester besteht, der euren Bund segnet, soll sie einen benennen. Patriarch Joachim wäre sicher eine eurem Rang angemessene Wahl … Wenn du nichts dagegen hast.«
    Ohnmächtig hebe ich beide Hände. »Ash-Shah mat.«
    »Und wie«, nickt Benyamin traurig. »Was nun?«
    »Keine Ahnung.«
    Er schnauft. »Was willst du eigentlich in der Grabeskirche?«
    »Tayeb entschlüsselt die Botschaft der Templer in der Baruch-Apokalypse«, murmele ich und reibe mir die Augen. Das Gespräch mit Gebre Christos über das Kebra Negest erwähne ich ebenso wenig wie unsere Flucht nach Aksum, wo wir die Bundeslade zu finden hoffen.
    »Du solltest in der Zitadelle bleiben, Yared«, mahnt Benyamin ernst. »Tristão ist entkommen und sinnt auf Rache für seinen Sohn und seinen Freund. Und dein illustrer Amtsvorgänger Tughan will dich stürzen und ermorden. Ich bitte dich, Yared, verzichte auf den Besuch in der Grabeskirche! Arslan kann dein Leben dort nicht schützen!«
    »Das weiß ich.«
    »Yared, um unserer Freundschaft willen …«
    »Benyamin!«
    »Wie du willst«, nickt er resigniert. »Ich werde alles für deinen Besuch in der Grabeskirche vorbereiten lassen.«
    Ich nicke. »Tust du mir einen Gefallen?«
    »Welchen?«
    »Verschwinde, ich will ins Bett.«
    »Einen Augenblick noch, ich bin gleich weg. Uthman hat heute Mittag eine Taube mit einer vertraulichen Nachricht nach Al-Kahira geschickt, ohne mit dir darüber zu sprechen.«
    »Ich weiß«, gähne ich.
    »Die Botschaft war nicht für den Sultan bestimmt.«
    »Sondern?«
    »Für deine künftige Gemahlin.« Nach einer dramatischen Pause fährt er fort: »Ich nehme an, er hat Jadiya über euer Gespräch im Felsendom und deine bevorstehende Hochzeit mit Alessandra in Kenntnis gesetzt.«
    »Verstehe.«
    »Jadiya wird verstimmt sein, dass du Alessandra nach drei Tagen heiratest, während du ihr nach drei Jahren noch keinen Antrag gemacht hast.«
    Ich stöhne entnervt.
    »Du bist nach Mekka gepilgert, um zu konvertieren.«
    »Ich wurde nach Mekka geschickt «, stelle ich richtig. »Meine Hadj war eine aufwendig inszenierte Bekehrung zum wahren Glauben, das weißt du.« Vor unserer Abreise waren Benyamin und ich heftig aneinandergeraten, weil ich den Übertritt zum Islam ernsthaft in Betracht zu ziehen schien.
    »Weder in Mekka noch in Medina oder in Jeruschalajim hast du die Schahada gesprochen. Dann verliebst du dich Herz über Verstand in Alessandra und konvertierst am Tag vor deiner Abreise, um sie eine Stunde später heiraten zu können. Nachdem du dich sieben Jahre lang standhaft geweigert hast. Wie, glaubst du, wird Jadiya darauf reagieren?«
    O ja,

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