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Der Gottesschrein

Der Gottesschrein

Titel: Der Gottesschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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siebenschiffigen Gebetsraum betreten kann. Er sieht mich nicht an. Seine Schultern sind verkrampft, sein Gesicht wirkt angespannt.
    Beklommen betrete ich die Mesdjid al-Aqsa.
    Das hereinflutende Sonnenlicht wirft ein Muster aus Licht und Schatten auf die weißen Säulenarkaden, was dem mit dicken Teppichen ausgelegten Gebetssaal majestätische Weite und Höhe verleiht. Auf dem Stützbogen, über dem sich die Kuppel erhebt, neigen sich als Symbole des Paradieses Palmwedel aus goldschimmerndem Mosaik einander zu und bilden einen herrlichen Triumphbogen. Kein Wunder, dass die Kreuzfahrerkönige den ›Templum Salomonis‹ als Königspalast nutzten, bevor sie ihn den Tempelrittern als Hauptquartier zur Verfügung stellten.
    Arslan geleitet mich zum Mihrab am Ende der Moschee. Während wir mit Blick nach Mekka vor der Gebetsnische niederknien, höre ich hinter mir Uthman und Alessandra erregt miteinander flüstern. Ich drehe mich zu ihnen um.
    »Ich fasse es nicht! Guck dir das an!«, wispert Arslan und knufft mich in die Seite. »Streiten sie sich jetzt schon?«
    »Scheint so.«
    Uthman will ihr offenbar den Eintritt in die Moschee verwehren, aber sie setzt sich sehr resolut gegen ihn durch, lässt ihn stehen und kommt zu mir herüber.
    »Der künftige Sultan von Ägypten wird schon noch begreifen, dass sie keine der Haremsdamen ist, die ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen. Oder widerspruchslos gehorchen, wenn er befiehlt«, lästert Arslan trocken. »Wusstest du, dass sie vor sechs Jahren den Kardinal des Satans gestürzt hat? Kardinal Vitelleschi regierte in Rom als Stellvertreter des Pontifex, der im Exil in Florenz war. Er verriet Papst Eugenius. Mit dem fünften Evangelium in Händen, das sie gefunden hatte, wollte er sich selbst zum Pontifex krönen. Nachdem er versucht hatte, Alessandra zu ermorden, hat sie ihn mit päpstlichem Segen gestürzt. Stell dir vor, Yared, sie hat mit ihren Truppen die Engelsburg besetzt und den Kardinal des Satans …!« Arslan macht eine eindeutige Geste.
    »Was du nicht sagst.«
    »Du wusstest es?«
    »Tayeb hat’s mir erzählt.«
    »Sieh mal einer an. Mir auch. Und noch einiges mehr. Uthman kann sich auf etwas gefasst machen, wenn er sich mit ihr anlegt.« Arslan senkt den Blick, damit Uthman, der sich neben mir auf den Teppich kniet und die Falten seiner Djellabiya ordnet, sein schadenfrohes Grinsen nicht sieht.
    Während meine Mamelucken in die Al-Aqsa strömen, um der Zeremonie beizuwohnen, nimmt Alessandra auf einen Wink des Imams drei Schritte hinter mir Platz.
    Vor mir liegt die Qibla-Wand, die nach Mekka weist. Hinter meiner linken Schulter, an der Ostseite der Moschee, erkenne ich eine Nische, die wohl einst eine Kapelle der Tempelritter gewesen ist. Daneben liegt das verschlossene Portal zur Omar-Moschee.
    Während sich der Imam mit dem Koran im Arm nähert, beobachtet Arslan irritiert einen verkrüppelten Bettler, dessen Füße mit zerschlissenen Stofffetzen umwickelt sind. Auf eine Krücke gestützt, humpelt er quälend langsam zu uns herüber, um ein Almosen von uns zu erbitten. Mit einer Geste wie ein Schwerthieb verscheucht Arslan den Krüppel, der sich augenscheinlich kaum noch auf den Beinen halten kann. Lässig wirft er ihm einen Dirham zu. Mühsam hebt der Bettler die Münze auf und steckt sie ein. »Allah behüte dich und deine Kinder!«, ruft er Arslan zu.
    Dann schlurft er um uns herum auf die andere Seite, um Uthman mit der Almosenschale in der ausgestreckten Hand anzubetteln. Der zieht einen Denar hervor und wirft ihn in die hölzerne Schale.
    »Alf shukran – Tausend Dank! Möge Allah dich segnen, mein Prinz! Möge er deiner Herrschaft als Sultan Glück und Frieden bescheren!«
    Der Bettler will sich mir zuwenden.
    »Jetzt reicht es aber!« Arslan springt auf, packt den Krüppel derart grob am Arm, dass er seine Krücke verliert, und zerrt ihn zu einem der mächtigen Pfeiler des Kuppelraums, wo der junge Mann haltlos in sich zusammensackt. Wortlos hockt sich Arslan wieder neben mich.
    Der Imam kniet sich mit dem Koran vor mir auf den Teppich und ordnet umständlich die Falten seiner Djellabiya. Er wirkt unruhig. »Prinz Yared ben Netanya ben Yona ibn Chasdai Ibn Shaprut al-Gharnati«, spricht er mich in feierlichem Tonfall an. »Bist du bereit?«
    Mein Herz krampft sich zusammen. Ich atme tief durch. »Ich bin bereit«, quäle ich hervor. Das Echo meiner Worte hallt viel zu laut von der hohen Kuppel zurück. Hinter mir höre ich, wie Alessandra scharf

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