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Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
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Professor der Naturwissenschaften an einer japanischen Universität, und er hat mich jemandem vorgestellt. Das ist vielleicht ein komischer Vogel – Naoki Isogai, eine Art Genie mit Doktortiteln in Mathe und Physik. Er ist noch recht jung, erst in den Dreißigern, ist gerade aus Amerika zurückgekommen und sucht jetzt einen Job. Es heißt, er hat ein paar Marotten, interessiert sich aber sehr für die Medien. Ich würde sagen, er ist ziemlich perfekt für die Rolle. Übrigens wollte ich dich um einen Gefallen bitten, Saeko. Könntest du dich vielleicht morgen mit ihm treffen, entweder in Shinagawa oder in Atami? Es wäre toll, wenn du ihm die Gärten zeigen würdest.«
    Saeko konnte nur zustimmend nicken, da sie immer noch zum Filmteam gehörte. »Ich denke schon…«
    Es ließ sich nicht leugnen, dass Shigekos Tod das ursprüngliche Konzept der Sendung über den Haufen geworfen hatte. Das Umschwenken von einer übersinnlichen Deutung hin zum Schwerpunkt auf einer wissenschaftlichen Analyse war genau, was Hashiba gewollt hatte. Saeko sorgte sich nur, dass die Sendung nicht gelingen würde, wenn sie versuchten, beide Ansätze unter einen Hut zu bringen.
    Doch wenn sie, die sie normalerweise allein arbeitete, versuchte, einen Mann, der an Teamarbeit gewöhnt war, belehren wollte, würde sie am Ende naiv wirken. Um die höchsten Quoten zu erzielen, konnte selbst Shigekos Tod als Trumpfkarte ausgespielt werden. Vielleicht war das beim Fernsehen normal.
    »Man tut, was man kann«, bemerkte sie.
    »Was meinst du damit?« Hashiba legte den Arm um sie, unsicher, wie er ihren Kommentar einschätzen sollte.
    »Ach, nichts.« Saeko hatte sich wirklich nichts dabei gedacht, ihr war nur ein Satz in den Sinn gekommen, den ihr Vater oft verwendet hatte.
    Sie spürte Hashibas Wärme durch ihren Mantel, doch seine Berührung schien anders zu sein als zuvor. Nicht nur zögerlicher, die leichten Bewegungen seiner Finger verrieten auch, dass er irgendwie ein schlechtes Gewissen hatte.
    Obwohl Saeko an so einem kleinen Detail die Veränderung erkannte, ahnte sie nichts von Hashibas innerem Kampf. Er wollte sie nur in die Arme nehmen, sie küssen und mit ihr schlafen. Jetzt war sie zum Greifen nahe, doch er musste sich auf die zögernden Bewegungen seiner Finger beschränken. Er fühlte sich so leidenschaftlich zu ihr hingezogen, dass er sich nicht mehr viel länger würde zurückhalten können.
    Wenn er nur seinen männlichen Egoismus ausleben kön nte, wie grandios wäre das: Dann hätte er sowohl seine Familie als auch eine Geliebte… Doch wenn er das täte, würde seine Frau sterben. Das war für ihn nicht länger bloßer Aberglaube, sondern feste Überzeugung.
    Erst ein paar Stunden, nachdem er Shigekos Abschiedsbrief gelesen hatte, war in ihm das Gefühl aufgekommen, dass sich hinter den Worten eine Botschaft verbarg, die nur für ihn bestimmt war. Als das Team ihm den Brief gefaxt hatte, war ihm selbstverständlich der Satz aufgefallen, der ihn direkt ansprach und andeutete, sein Wunsch werde bald in Erfüllung gehen.
    Zweifellos hatte Shigeko gespürt, dass er sie gern ersetzen und der Sendung einen anderen Schwerpunkt geben wollte. Er hatte ihren hellseherischen Fähigkeiten misstraut, obwohl er der Regisseur war, und dass sie irgendwie seine Gedanken gelesen hatte, flößte ihm Ehrfurcht ein. Doch er dachte noch weiter. Wenn sie seine Gedanken bezüglich ihrer Zusammenarbeit gelesen hatte, dann würde sie auch seine Gefühle gegenüber Saeko erkannt haben.
    Nun endlich scheint Ihr Wunsch bald in Erfüllung zu gehen.
    Das klang wie die harmlose Ermutigung einer alten Frau, doch in Anbetracht ihrer komplexen Beziehungen klang der Satz plötzlich eher wie eine Warnung. Shigeko spielte nicht auf so etwas Banales wie seinen Wunsch an, die Sendung umzugestalten. Sie hatte die Wahrheit über seine Beziehung zu Saeko gesehen und intuitiv erkannt, dass seine Frau einen Knoten in der Brust hatte und zu weiteren Untersuchungen einbestellt worden war. Das alles hatte Shigeko im Kopf gehabt, als sie diesen Satz geschrieben hatte.
    Saeko war nun in Reichweite, er konnte sie haben. Doch Shigeko warnte ihn, dass er damit seine Frau opfern würde. Auf der Schwelle des Todes hatte sie versucht, ihm zu vermitteln, was das im Verborgenen existierende Geflecht von Beziehungen bedeutete: Wenn er sich für die eine entschied, würde die andere verschwinden.
    In Saekos Wohnung war der Liebesakt von Ferne vereitelt worden, als er den Knoten in ihrer

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