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Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
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wäre es für mich genauso.
    Gerade als ihr dieser Gedanke durch den Kopf schoss, erhaschte Saeko einen Blick auf Hashiba, der durch das Gartentor vor dem Haus kam. Sie schaute sich um, vergewisserte sich, dass niemand in der Nähe war, den sie kannten, und rannte dann zu ihm, nahm seine Hände und schmiegte den Kopf an seine Brust. Sofort fühlte sie sich durch seine Wärme getröstet; die Kälte, die ihr von dem Fußweg vom Bahnhof hierher noch in den Knochen steckte, schien einfach dahinzuschmelzen. Nach außen sah es vielleicht so aus, als trauerte sie über Shigekos Tod, doch in Wirklichkeit versuchte sie, ihre Freude über das Wiedersehen mit Hashiba zu unterdrücken. Ohne solche Täuschungsmanöver wären ihre Gefühle auf eine Weise explodiert, die der Situation ganz und gar nicht angemessen war. Saeko war überrascht, wie sehr sie Hashiba nach nur einem Tag des Getrenntseins schon vermisst hatte. Wohin war ihre Schwermut verschwunden, die sie seit ihrer Scheidung empfunden hatte?
    »Es tut mir leid, aber hiernach muss ich direkt wieder zum Sender, dann nach Atami«, flüsterte Hashiba, der Saekos Verhalten richtig interpretierte.
    Saeko erstarrte. Hashiba hatte sie nicht direkt gefragt, doch sie hatte sich darauf gefreut, dass sie wenigstens Heiligabend zusammen verbringen würden. Nun war ihre romantische Stimmung dahin, und sie brachte ihr Missfallen zum Ausdruck, indem sie den Kopf schräg legte und fragte: »Warum?«
    »Um diese Sendung fertig zu bekommen«, sagte Hashiba ausweichend und spuckte aus.
    Er nahm Saeko beiseite und begann, ihr knapp die Änderungen an der Sendung zu erläutern, die tags zuvor bei der Programmbesprechung beschlossen worden waren. Der Produzent hatte Shigekos Tod gar nicht so sehr als Rückschlag betrachtet, sondern Hashiba aufgefordert, von dem Filmmaterial, das ihnen bereits vorlag, so viel wie möglich zusammenzuschneiden. Das Filmteam hatte sich schon in Atami versammelt.
    Wenn Shigeko bei einem Unfall während der Dreharbeiten ums Leben gekommen wäre, hätten sie die Sendung abgesagt, doch da sie eines natürlichen Todes gestorben war, wurde das nicht für nötig gehalten. Im Gegenteil, der mysteriöse Tod einer bekannten Hellseherin, womöglich Selbstmord, würde sonst auch anderen Sendern eine Berichterstattung wert sein. Sie mussten die Sendung so bald wie möglich bringen, um die höchsten Quoten zu erzielen.
    »Es geht zu schnell.« Hashiba lächelte bitter.
    Hashiba selbst hatte die alte Shigeko gebeten, für die Dreharbeiten den weiten Weg nach Atami auf sich zu nehmen, und Saeko sah, dass er sich verantwortlich fühlte. Die Atmosphäre in den Kräutergärten war seltsamer als alles andere zuvor, das hatten sogar diejenigen ohne besondere übersinnliche Fähigkeiten schaudernd bemerkt. Wie viel mehr musste Shigeko mit ihrer feinen Antenne gespürt und aufgenommen haben? Die Wirkung auf ihren Körper musste ungeheuer gewesen sein.
    »Aber könnt ihr die Sendung ohne sie zu Ende bringen?«
    Sie würden jemanden finden müssen, der Shigeko ersetzte. So kurzfristig jemand Prominenten aufzutun, war ein bisschen viel verlangt, und so würden sie wahrscheinlich eine der Nachrichtensprecherinnen des Senders engagieren müssen. Selbst wenn es ihnen gelang, einen Star zu bekommen, war das nicht wirklich eine Lösung. Die andere Idee war, einen Wissenschaftler hinzuzuziehen, es waren auch schon Namen genannt worden. Shigeko hatte im Park sehr wenig Brauchbares über das Verschwinden der Leute geäußert. Der einzige einprägsame Moment war ihre resignierte Bemerkung gewesen, das alles sei ihr zu viel. Das Filmmaterial davon konnten sie verwenden, um zu sagen, dass der Vorfall nicht als übernatürliches Phänomen gedeutet werden konnte und um die Berichterstattung in eine wissenschaftlichere Richtung zu lenken.
    Tatsächlich hatte es eine Störung im Erdmagnetfeld der Region gegeben, und am Abendhimmel waren polarlichtähnliche Erscheinungen aufgetreten. Verwerfungslinien, Sonnenflecken, Störungen des Erdmagnetfelds, Lichterscheinungen – zwischen all dem konnte wissenschaftlich ein Zusammenhang hergestellt werden, vielleicht so, dass ein Einfluss auf die Gruppenpsychologie nahegelegt wurde.
    Hashiba skizzierte Saeko, wie das Ganze möglicherweise aussehen würde: eine gut aussehende Reporterin vor der Kamera, dazu der wissenschaftliche Berater, der durchweg im Hintergrund blieb.
    »Habt ihr schon jemand Passenden gefunden?«, fragte Saeko.
    »Ein Freund von mir ist

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