Der Graben: Thriller (German Edition)
neunzehnten Jahrhunderts bewältigte der französische Sprachwissenschaftler Champollion dann diese schwierige Aufgabe dank des Steins von Rosetta.
In geduckter Haltung mache ich ein paar Video- und Polaroidaufnahmen von dem Tor und fertige anschließend von einigen der stärker verwitterten Partien Skizzen an. Falls ich Zeit habe, wäre es eine interessante Herausforderung, die Inschriften selbst zu entziffern. Die Zivilisation scheint sich von der Vergangenheit bis heute nicht immer in geordneter Reihenfolge entwickelt zu haben, und der Grund dafür liegt vielleicht irgendwo in diesem Text verborgen.
Das Wissen über die Konstruktion von Pyramiden ging ebenso verloren wie die Fähigkeit, Hieroglyphen zu lesen und zu schreiben. Wie die alten Ägypter solche großen Bauwerke errichten konnten, ist zum großen Teil immer noch ein Rätsel. Wir wissen, dass für die Pyramiden, die zwischen 3000 und 2000 vor Christus in Ägypten und in Südamerika erbaut wurden, π eine Rolle spielte. Die Geschichte sagt uns jedoch, dass die Zahl erst viel später entdeckt wurde. Und wie soll man je verstehen, dass lange vor der Entstehung der modernen Naturwissenschaften Gebilde errichtet wurden, die auf akkuraten Beobachtungen des Himmels gründen?
Manchmal erscheint es, als ob der Fluss der Zivilisation Vergangenheit und Zukunft einfach vermischt.
Warum wurden die Nazca-Linien gezogen, wenn sie nur von hoch oben gesehen werden konnten?
Warum existieren seit der Antike genaue Karten der Antarktis, obwohl der eisbedeckte Kontinent erst 1820 entdeckt wurde?
Wie haben die alten Indios Südamerikas einen Ofen gebaut, den man möglicherweise bis auf 2.000 Grad Celsius erhitzen konnte, und wie haben sie die Umlaufbahnen der Himmelskörper so exakt abgeschätzt?
Wenn es stimmt, dass Kopernikus die Theorie vom heliozentrischen Weltbild nicht erfunden hat, sondern durch einen antiken Text darauf gekommen ist, wer war dann der Verfasser, und aus welcher Zeit stammte er genau?
Warum waren die Schilfboote, die auf dem Titicacasee verwendet wurden, in Aussehen und Konstruktionsweise iden tisch mit den Booten, die in der Antike den Nil hinunterfuhren?
Warum verzeichnen antike Weltkarten akkurate Längengrade, wenn die Chronometer, die zu deren Bestimmung benötigt werden, erst im achtzehnten Jahrhundert erfunden wurden?
Warum enthält das Mahabharata, der alte heilige Text der Hindu, eine Passage, die offensichtlich eine atomare Explosion beschreibt?
Warum weisen die heiligen Veden der Hindus, die zwischen 1500 und 1200 vor Christus niedergeschrieben wurden, eindeutig auf den Nutzen von Impfungen hin?
Es gibt reichlich Belege für die Existenz einer Zivilisation unklarer Herkunft, und man gewinnt den Eindruck, dass sie plötzlich auftauchte, ohne einzelne Entwicklungsschritte zu durchlaufen.
Zu diesem Thema sind bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht worden, die allesamt versuchten, die Fragen durch Berufung auf eine untergegangene Zivilisation zu beantworten. Sie behaupten, dass ein Kontinent namens Mu im Pazifik oder auch Atlantis im Atlantik hoch entwickelte Zivilisationen hervorgebracht hätten, die jedoch durch tragische Umstände im Meer versunken seien und einen Großteil ihres Wissens mitgenommen hätten.
Mythen entstehen nicht aus dem Nichts, sondern bilden sich um den Kern eines kollektiven Gedächtnisses. Eine Analyse der Mythen der Welt zeigt, dass beinahe alle eine Flut beschreiben. Daher erscheint gesichert, dass es vor über 10.000 Jahren tatsächlich eine globale Überschwemmung gegeben hat. Die Autoren behaupten, eine hoch entwickelte Zivilisation im Pazifik oder Atlantik sei bei einer Flut untergegangen, und ihre landlosen Überlebenden hätten sich auf der ganzen Welt verstreut und andere Völker ihre Sitten und Gebräuche gelehrt. Im Laufe der Zeit und mit dem allmählichen Aussterben der ersten Generation wurden die Erinnerungen der Kultur immer schwächer, und in jeder folgenden Generation sank die Zahl derer, die das Wissen weitergeben konnten. Aus unserer Sicht entwickelte sich die Zivilisation nach und nach zurück.
An den Namen »Mu« und »Atlantis« ist irgendetwas, das die Leute aufregend finden.
Die Argumente sind logisch, doch weit davon entfernt, in akademischen Kreisen breite Akzeptanz zu finden. Keine untergegangene Metropole ist jemals ausgegraben worden, und es ist unwahrscheinlich, dass es vor über 10.000 Jahren eine blühende Kultur gegeben hat, die π einigermaßen genau berechnen konnte.
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