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Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
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stieß. Auf der Suche nach der legendären Stadt Vilcabamba war er den alten Inka-Pfaden gefolgt.
    Dieses Bild von Machu Picchu weckte sofort Kitazawas Interesse, da es perfekt zu seiner Vorstellung von Ruinen passte. Er beugte sich über Toshiya und überflog den Text auf dem Monitor, um mehr zu erfahren. Dabei sprang ihm eine der Zahlen auf dem Bildschirm ins Auge. Er hielt inne und las erneut die letzten Sätze, diesmal langsamer.
    Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde die Stätte verlassen, scheinbar über Nacht. Über die Gründe für diese plötzliche Abwanderung gibt es nur Spekulationen. 400 Jahre später stieß Bingham bei seinen Ausgrabungen auf ein offenes Massengrab mit den Überresten von 173 Leichen. Davon wurden 150 als weiblich identifiziert. Allen waren vor ihrem Tod die Gliedmaßen abgetrennt worden. Eine Theorie dazu lautet, dass die Inkas alle loswerden wollten, durch die sie langsamer vorangekommen wären. Deren Leichen hätten sie dann in ein offenes Grab geworfen. Diese Theorie erklärt jedoch nicht die abgetrennten Gliedmaßen der Toten. Wir sind immer noch weit davon entfernt, die Wahrheit darüber herauszufinden, was hier geschehen ist.
    Als sie zu Ende gelesen hatten, sahen sie einander an. Toshiya atmete tief durch; er schien von dem Bericht über die verstümmelten Leichen angewidert zu sein.
    »Kein schöner Abgang…«
    Kitazawa versuchte, die einzelnen Puzzleteile zusammenzusetzen. Waren sich Shinichiro und Haruko in Machu Picchu begegnet?
    Saeko sollte am nächsten Morgen auf dem Weg nach Atami in seinem Büro vorbeikommen, und sie würde sicherlich von dieser Entwicklung hören wollen. Ihr Vater Shinichiro war zu exakt der gleichen Zeit wie Haruko Fujimura nach Südamerika gereist. Es musste hier eine Verbindung geben. Das war die einzige Erklärung dafür, dass Saeko den Terminkalender im Haus der Fujimuras gefunden hatte. Kitazawa schob ein paar Papiere zusammen und schaute Toshiya an. »Sagtest du nicht, du wolltest mir etwas zeigen?«
    »Ach ja, das hätte ich fast vergessen.«
    Toshiya zeigte ihm, was er aus dem Internet ausgedruckt hatte. Die oberste Seite trug den Titel »Verschwunden am Nullpunkt von Magnetfeldern«.
    »Ich habe nach Verbindungen zwischen dem Verschwinden der Personen und magnetischen Störungen gesucht. Dabei bin ich auf diesen Artikel gestoßen.«
    Kitazawa überflog die Seiten. In dem Artikel ging es um das mutmaßliche Verschwinden von Personen an einem Punkt in der Nähe der Nationalstraße 152, der Straße von Akiba, die früher Tenryu und Imoyaverband. Da sie genau über einer aktiven Verwerfungslinie – der Median Tectonic Line – verlief, wurde sie zerstört und nie instand gesetzt. Deshalb musste man auf dem Weg von Hamamatsu nach Norden über Oshikamura in Richtung Komagane abzweigen und an einer T-Kreuzung direkt am Bungui-Pass links abbiegen. In dem Artikel hieß es, aus den Wäldern am Bungui-Pass, einen kurzen Fußmarsch von einem Parkplatz entfernt, seien schon mehrfach Leute auf mysteriöse Weise verschwunden – genau an der Stelle des Nullpunkts eines Magnetfelds.
    Die Quellen dazu waren allerdings Augenzeugenberichte anscheinend recht junger Leute. Der Artikel wirkte nicht besonders überzeugend, eher wie eine aufgemotzte moderne Sage in sensationslüsternem Stil. Doch vor allem eines fiel Kitazawa ins Auge: die Lage des Ortes.
    Die angebliche Störung des Magnetfelds befand sich nur etwa zehn Kilometer südlich vom Haus der Fujimuras in Takato – zu nah, als dass dies reiner Zufall sein konnte. Kitazawa hielt es für sinnvoll, den Artikel zu behalten, und heftete ihn in die Akte, die er Saeko am nächsten Morgen aushändigen wollte.
    Vielleicht kann sie ja ein wenig Licht in die Sache bringen…

TEIL V DER SPALT

38
    Vor zweitausend Jahren versammelte sich eine Gruppe früher Christen an einer Klippe über dem Mittelmeer und grub eine riesige Höhle in deren Wand. Diesen Platz hatten sie für ihr Ende auserwählt.
    Von den Klippen schlängelten sich enge Schluchten abwärts, sodass ein Panorama aus kegelförmigen und spitzen Felsnasen entstand, die gen Himmel strebten. In schmalen Ritzen in den Felswänden wuchsen Büschel von Wildpflanzen, grüne Farbtupfer in der ansonsten tristen und grauen Umgebung.
    Die Gläubigen ließen sich an Seilen über die Kante der Klippe hinab und höhlten die Felswand aus, bis ihre Höhle groß genug war, um sie alle aufzunehmen. Sobald sie fertig gegraben hatten, begannen sie, das Innere der Höhle

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