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Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
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meinte – die Magnetfeldstörung hier schien sich negativ auf den Körper auszuwirken. Er erinnerte sich daran, wie er vor einigen Jahren ein verlassenes Gebäude aufsuchen musste, um über eine Reihe von Selbstmorden zu berichten. Einer seiner Kameramänner hatte begonnen zu klagen, er fühle sich krank – und genau so hatte der Arme auch ausgesehen. Doch Hashiba war sich sicher, dass er sich einfach zu sehr eingeredet hatte, wegen der Selbstmorde habe der Ort etwas Unheimliches an sich.
    Das hier war jedoch etwas anderes. Hashiba spürte es ebenfalls, eine Art Krabbeln unter der Haut. Und dafür gab es eine wissenschaftliche Grundlage, davon war er überzeugt. Sie gingen einen Weg hinauf, der auf einen blumenbepflanzten kleinen Hügel führte. Von oben konnte man gut bis zum Meer hinüberschauen. Der Pfad führte weiter bergan, eine Abkürzung nach oben; bei ihrem letzten Besuch hätten sie beinahe den gleichen Weg genommen. Da sie ihn nun zum ersten Mal gingen, blieb Hashiba stehen, um die Aussicht zu betrachten.
    Die vertraute Silhouette von Hatsushima war zehn Kilometer draußen am Horizont zu erkennen. Der Schatten, den der Abhang übers Meer warf, erstreckte sich bis zu der Insel. Bei ihrem letzten Besuch hatte Hashiba den gleichen Schatten gesehen, doch irgendwie sah er diesmal anders aus. Das lag nicht nur an der Tageszeit – er wirkte seltsam weiß und trübe. Normalerweise beruhigte es Hashiba, aufs Meer zu schauen, doch heute schien es seine nervöse Erregung noch zu steigern. Er schaute zurück zu Kagayama, der sich immer noch die Holzstufen des Weges hinaufschleppte. Sein verkrampfter, langsamer Gang verriet, dass er am liebsten irgendwo anders wäre.
    »Lass uns bloß zusehen, dass wir schnell fertig werden, bevor es dunkel wird«, stöhnte er.
    Hashiba ignorierte Kagayamas negative Einstellung und eilte weiter bergan. Woher kam nur diese seltsame Erregung? Es war, als triebe ihn irgendetwas an. Als er den Berg hinabschaute, sah er die Nationalstraße, die sich ins Tal schlängelte und auf der dichter Verkehr herrschte. Einige Autos hatten die Fenster offen, und die Meeresbrise trug plärrende Weihnachtslieder aus den Wagen nach oben. Hashiba erkannte eines der Lieder – »Stille Nacht«. Irgendjemand hatte die sanfte Melodie viel zu laut aufgedreht. Die Musik vermischte sich mit dem Dröhnen der Motoren und kroch als unmelodischer weißer Lärm durch die Bäume um sie herum.
    Vor ihnen lag ein Bereich mit Bänken; über dem mit Kopfsteinpflaster gepflasterten Weg und den Sitzplätzen spannte sich eine von Glyzinien überwucherte Pergola. Um die Mittagszeit würde die Sonne ein Muster aus Licht und Schatten auf den Boden werfen. Hashiba ging unter der Pergola hindurch und blieb oben auf einem kleinen Hügel stehen. Auf der freien Fläche dort standen eine kleine Holzbank, ein Tisch und in der Mitte ein kleines Häuschen, das aussah wie eine überdimensionale Hundehütte.
    Hashiba ging um die Bank herum und wollte gerade an der Hecke am Rand des Platzes entlanggehen, als er wie angewurzelt stehen blieb. Entsetzt streckte er die Hand aus und vergaß beinahe zu atmen. Nur seine Augen bewegten sich noch und überflogen blitzschnell, was er vor sich erblickte. Hashiba wollte etwas rufen, doch er brachte kein Wort heraus. Wie konnte er je beschreiben, was er sah? In einer Minute würde Kagayama ihn einholen und es selbst sehen, doch es konnte gut sein, dass er seinen Augen nicht trauen würde und sein Verstand leugnete, was seine Sehnerven ihm übermittelten.
    Hashiba starrte in die Mitte des sanft geschwungenen Tals, wo ein riesiges Loch klaffte, das scheinbar in den Boden gegraben worden war.
    Es war jedoch offenbar nicht durch Menschenhand entstanden. Es schien etwa 100 Meter groß und 50 Meter tief zu sein. Also war es eher ein Krater als ein Loch, dachte Hashiba. Er strengte sich an, um auf den Grund zu schauen. Quer über den Boden verlief ein dunkler, gezackter Spalt, von Nordwesten nach Südosten. Es sah aus, als lauerte darunter verborgen eine schreckliche Macht.
    Hashiba bekam das Gefühl, als schaute er in eine Caldera, den Krater eines noch aktiven Vulkans. Er wusste, dass es in dieser Gegend keinen gab, nur zwei inaktive lagen in der Nähe, Omuroyama und Komuroyama. Auf dem Gipfel des Komuroyama befand sich ein calderaartiger Krater, um den man ganz herumlaufen konnte.
    Natürlich war jener Krater durch einen Vulkanausbruch entstanden. Das hier war etwas ganz anderes. Hashiba wusste nicht,

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