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Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
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Infrastruktur geben. Sachlich und unbewegt zog der Reporter eine Verbindung zwischen dem Verschwinden der Sterne und dem Erdspalt, der in Kalifornien aufgetaucht war. Dadurch, dass er zum Himmel hinaufschaute, war er gezwungen, stockend zu sprechen, und er vermied es, wie ein Schwätzer zu wirken.
    Es war Nacht in Japan. Hashiba stand auf und öffnete das Fenster; er müsste das beschriebene Phänomen selbst beobachten können. Er beugte sich hinaus und verrenkte den Hals, um den dunklen Himmel über sich zu betrachten. Er suchte die Milchstraße. Es stimmte: Wo zuvor der Himmel voller heller Sterne gewesen war, schien jetzt nur noch ein schwarzes Loch zu sein. Er war erschrocken darüber, dies mit eigenen Augen zu sehen, doch dann verwandelte sich sein Entsetzen zuerst in ein Gefühl der Einsamkeit, danach in unbeschreiblichen Schmerz.
    Die Milchstraße war immer so romantisch gewesen. Hashiba konnte gar nicht zählen, wie oft er in den Himmel geschaut hatte, um sich inspirieren zu lassen. Einmal, in einem Sommer damals auf der Highschool, hatte er ein Mädchen, in das er verknallt gewesen war, dazu eingeladen, draußen nach Sternschnuppen zu schauen. Sie hatten die ganze Nacht im Freien verbracht. Er erinnerte sich, dass er sie küssen wollte, aber nicht den Mut aufbrachte, sie zu fragen. Jedes Mal, wenn er es versuchte, war ein kurzer peinlicher Moment entstanden, und jedes Mal hatten ihn die Sternschnuppen gerettet, die quer über die Milchstraße zogen und es ihm leicht machten, das Thema zu wechseln. Die Sterne hatten dafür gesorgt, dass seine Verabredung keine Katastrophe geworden war. Auch wenn er das Mädchen in jener Nacht nicht geküsst, ja, er kaum ihre Hand gehalten hatte, war es wundervoll gewesen.
    Jetzt verschwanden die Sterne im Nichts, und es fühlte sich an, als verlöschten die Erinnerungen mit ihnen.
    Erst die Sterne, dann wir.
    Hashibas ganzer Körper schmerzte bei dieser ungeheuerl ichen Vorstellung. Es war schier undenkbar, dass nach all der langen Entwicklung, trotz vier Milliarden Jahren der Evolution, alles in einer einzigen Nacht einfach weggefegt werden konnte. Hashiba akzeptierte nun, dass der Tod nahte, doch in seinem Innersten war er noch nicht überzeugt davon, dass es wirklich stimmte. Es war anders, als gesagt zu bekommen, dass er Krebs im Endstadium hätte und ihm nur noch ein paar Tage zum Leben blieben, anders als mit einem Todeskommando in einen Krieg zu ziehen und zu wissen, dass es keine Rückkehr geben würde; anders, als ein Gefangener im Todestrakt zu sein. Es würde keinen Countdown geben. Die Menschheit konnte nur passiv und hilflos auf ihr plötzliches, unvermeidliches Hinscheiden warten. Mehr als alles andere empfand Hashiba dies als ungeheure Verschwendung – dieses Gefühl war stärker als seine Angst. Zugleich frustrierte es ihn, zu wissen, dass man nichts dagegen tun konnte.
    Er schüttelte den Kopf, weil er sich darüber wunderte, wie bereitwillig er eine Vorstellung akzeptierte, die eigentlich nicht mehr war als eine von zwei Männern zusammengebastelte Theorie. Warum konnte er das Ganze nicht einfach als absurde Idee abtun? Die Entscheidung, an eine bestimmte Hypothese zu glauben, entstammte einem unbewussten Wunsch, so viel wusste Hashiba. Er erinnerte sich an einen Freund vom College, zwei Jahre älter als er, den er durch den Skiklub kennengelernt hatte. Der Typ hatte sich eine Menge auf seine Fähigkeit zum logischen Denken eingebildet, und was den Geruch des Okkulten hatte, war für ihn völlig indiskutabel. Seine Noten waren glänzend, und er war eine charismatische Gestalt auf dem Campus. Nach dem Studienabschluss ergatterte er einen Job bei einer sehr erfolgreichen, renommierten Handelsfirma, und da seine Zukunft damit so gut wie gesichert war, erhielt er eine Reihe von Angeboten, reich zu heiraten. Dann jedoch vermählte er sich völlig überraschend mit einer Frau, die er auf einer Geschäftsreise nach Hachinohe kennengelernt hatte, einer Witwe, die zehn Jahre älter war als er. Irgendwie hatte er die fixe Idee, sie wäre die lebende Reinkarnation seiner Sandkastenliebe, die gestorben war, als sie noch zur Mittelschule gingen.
    Das erfuhr Hashiba während der Hochzeit, zu der er mit ein paar anderen Freunden eingeladen war. Zuerst war es nur ein Gerücht, das er für einen Scherz hielt, doch bald wurde klar, dass sein Freund ernsthaft daran glaubte. Noch heute sah er die entgeisterten Gesichter der Gäste vor sich, als sein Freund es ihnen sagte.
    Er

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