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Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
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was genau wollte sie der Schwester eigentlich sagen, wenn sie kam?
    Ich hatte einen Anfall von Schlaflähmung, und neben meinem Bett war ein Geist…
    Oder vielleicht sollte sie die Schwester rundheraus fragen, ob ein Mann namens Seiji Fujimura in dieser Klinik lag. Es war die einzige vernünftige Erklärung. Bevor sie an jenem Tag mit den Dreharbeiten im Haus der Fujimuras begonnen hatten, war Seiji ihr nicht von der Seite gewichen, ihr regelrecht auf die Pelle gerückt. Kaum hatten sie zu filmen angefangen, hatte er sich jedoch verdrückt, und Saeko hatte ihn seither nicht mehr gesehen. Trotzdem konnte es sein, dass er noch in der Nähe herumgelungert hatte, als das Erdbeben losging, und es war durchaus möglich, dass er ebenfalls Verletzungen erlitten hatte und ins gleiche Krankenhaus gebracht worden war. Wenn er nun erfahren hatte, dass sie hier lag, und sich mitten in der Nacht in ihr Zimmer gestohlen hatte? Doch selbst wenn, erklärte das nicht, woher er so genau wusste, wo er den Knoten in ihrer Brust finden würde.
    Die Möglichkeit, dass er bewusst auf eine der Ängste in Saekos tiefsten Inneren abgezielt hatte, erschreckte sie mehr als alles andere.
    Bevor sie die Klingel betätigte, schaute sie auf die Uhr: 23.55. Der Morgen war noch fern, die Nacht begann eben erst. Was, wenn er in der Nacht zurückkam? Sie war viel zu verängstigt, um zu schlafen.
    Sie musste mit irgendeinem Menschen reden. Egal mit wem. Das brauchte sie, um sich zu beruhigen. Ohne noch eine Sekunde zu zögern, drückte Saeko den Knopf.
    Bitte, kommen Sie!
    Sie verstand nur zu gut, wie der schluchzende alte Mann auf der anderen Seite des Gangs sich fühlen musste.

TEIL II DER RISS

15
    Mitte Dezember, beinahe drei Wochen, nachdem Saeko nach Tokio zurückgekehrt war, wurden aus der Gegend von Ina, wo sie im Krankenhaus gelegen hatte, häufige Erdbeben gemeldet.
    Die Stadt befand sich genau über einer aktiven Verwerfung und war schon immer erdbebenanfällig gewesen, in letzter Zeit allerdings besonders. Früher hatte es oft schwächere Erschütterungen gegeben, doch das Beben, das aufgetreten war, während Saeko sich im Haus der Fujimuras aufhielt, schien die jüngste Serie von Erdstößen ausgelöst zu haben. Der Nachrichtensprecher erläuterte, dass sie durch eine Verschiebung in der aktiven Verwerfung verursacht würden.
    Bei jeder Erdbebenmeldung in den Nachrichten musste Saeko unwillkürlich an die Ereignisse jener Nacht im Krankenhaus von Ina denken.
    Ihr Körper erinnerte sich noch lebhaft an das Gefühl, wie gelähmt zu sein, während der Mann an ihrem Bett stand und ihre Brust befummelte.
    Dank eines Besuchs von Hashiba am folgenden Nachmittag hatte der Schrecken nur diese eine Nacht gedauert.
    Hashibas Besuch rief die widersprüchlichsten Empfindungen in Saeko hervor. Die Krankenschwester, die sie gerufen hatte, damit sie ihr gut zuredete, hatte sie nicht ernst genommen. Da sie vor Angst, das Gleiche würde noch einmal passieren, nicht schlafen konnte, hatte sie den Rest der Nacht wach gelegen und die Minuten bis zum Tagesanbruch gezählt.
    Der Einzige, der sie vielleicht verstehen, ihr vielleicht sogar helfen konnte, war Hashiba. Wie sie gehofft hatte, kam er am folgenden Tag während einer Drehpause zu Besuch. Er hörte sich an, was sie zu sagen hatte, und erkundigte sich dann an der Pforte, ob sich unter den Patienten ein gewisser Seiji Fujimura befinde. In der Klinik lag allerdings niemand dieses Namens, sodass das Ganze noch rätselhafter wurde. Doch allein die Tatsache, dass Hashiba sie ernst genommen hatte, bedeutete Saeko viel. Er hätte ihre Geschichte auch als Traum oder Hirngespinst abtun können, aber die Art und Weise, wie er ernsthaft versuchte zu begreifen, was sie durchgemacht hatte, war ihr ein großer Trost. Als er an jenem Tag wieder ging, sagte er: »Ich muss heute Abend nach Tokio zurück, aber sagen Sie mir bitte Bescheid, wenn Sie heim dürfen. Dann komme ich und hole Sie ab.« Er hatte seine Handynummer auf einen Zettel gekritzelt und war am Tag von Saekos Entlassung tatsächlich den ganzen Weg von Tokio hergefahren, um sie abzuholen.
    Auf der Nationalstraße nach Tokio hatte Hashiba aufgeregt von seinen Plänen für das Projekt berichtet. Wenn die Sendung gute Einschaltquoten bekam, würde der Sender ihm bestimmt ein weiteres ähnliches Projekt zuteilen. Würde Saeko in diesem Fall wieder mit von der Partie sein?
    Saeko freute sich wahnsinnig, dass Hashiba sein Versprechen gehalten und den weiten Weg

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