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Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
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polizeilichen Untersuchungen von Mizuho Takayamas Verschwinden. Die Ermittler hatten bereits fast zweitausend Kopien verteilt.
    Zuoberst standen in eleganter Schrift die Wörter »Bitte findet mich!« Es folgten ein Porträtfoto von Mizuho Takayama, eine Ganzkörperaufnahme sowie Informationen über Größe, Gewicht, Name, Alter, persönliche Habe und die Umstände ihres Verschwindens. Auf den Fotos sah man Mizuho Takayamas feine Gesichtszüge hinter einer randlosen Brille; den Kopf hatte sie leicht geneigt. Der Riemen ihrer Schultertasche schnitt in ihre schmale, zerbrechliche Schulter. Was hatte sie in dieser Tasche transportiert? Ihr Stil und ihr ganzes Erscheinungsbild waren das einer seriösen, fleißigen Karrierefrau.
    Das andere Dokument stammte aus dem Dossier, das die Herausgeberin des Sea-Bird- Magazins Saeko zum Fall Nobuhisa Igarashi ausgehändigt hatte. Außer zwei Farbfotografien enthielt es Igarashis vollständigen Namen, Angaben zu Größe, Gewicht und Alter sowie weitere Einzelheiten zu Frisur und äußerer Erscheinung. Einer der Redakteure des Magazins hatte es zusammengestellt. Zu Nobuhisa Igarashis Verschwinden hatte es keine polizeilichen Ermittlungen gegeben. Seine Familie glaubte lieber, er werde von allein wieder zurückfinden. Nicht dass sie irgendeine Ahnung gehabt hätten, was ihm zugestoßen war, doch sie hatten den guten Ruf der Familie nicht dadurch aufs Spiel setzen wollen, dass sie die Polizei einschalteten.
    »Kennen Sie eine dieser Personen?«, fragte Kitazawa den Geschäftsführer des Ladens und hielt beide Dokumente hoch.
    Der Geschäftsführer betrachtete die Fotos ganz genau. »Nein. Leider nicht.« Er schüttelte den Kopf.
    »Sehen Sie genau hin. Waren es keine Kunden von Ihnen?«, ermunterte ihn Kitazawa.
    »Tut mir leid – ich kenne sie nicht.« Der Geschäftsführer biss sich mit den oberen Schneidezähnen auf die Lippe.
    Mizuho Takayama lebte in Tokio. Falls sie den Laden aufgesucht hatte, dann nur ein einziges Mal, und das vor über einem Jahr. Natürlich erinnert er sich nicht. Kitazawa wollte schon aufgeben, als sein Blick nach oben schweifte und plötzlich an einem kleinen Gegenstand an der Decke hängen blieb, direkt über der Kasse. Er erstarrte.
    Eine Überwachungskamera!
    Das menschliche Gedächtnis war unzuverlässig. Aufnahmen einer Videokamera dagegen…
    Sofort änderte Kitazawa seine Strategie. »Diese Überwachungskamera nimmt alles auf, was hier im Laden geschieht, ja?«
    Kitazawa wusste in etwa, wie solche Kameras funktionierten. Wahrscheinlich befand sich hinter der Ladentheke ein Monitor, sodass die Person an der Kasse den gesamten Innenraum des Ladens überblicken konnte. Das half, Ladendiebstahl zu verhindern, indem tote Winkel im Blickfeld der Angestellten vermieden wurden. In der Regel war der Monitor an einen Computer angeschlossen, der die Aufnahmen speicherte, sodass man sie sich später ansehen konnte.
    Der Geschäftsführer drehte sich um und folgte Kitazawas Blick. »Ja.« Er nickte. Doch die Aufnahmen der Kamera wurden nicht endlos gespeichert, um nicht Unmengen von Speicherplatz zu verbrauchen. Die meisten Läden überspielten die Aufnahmen alle zwei bis drei Wochen oder zumindest jeden Monat.
    »Wie lange speichern Sie die Aufnahmen?«, erkundigte sich Kitazawa.
    »Wenn es keine ungewöhnlichen Vorkommnisse gibt, überspielen wir sie alle zwei Wochen.«
    »Keine ungewöhnlichen Vorkommnisse, hm?«
    »Ja. Wenn es irgendeinen Zwischenfall gibt, könnten die Aufnahmen Hinweise enthalten, die für die Polizei von Nutzen sein können. In dem Fall löschen wir die Aufnahmen nicht.«
    Kitazawa dachte über die Informationen in Saekos Vermisstenakten nach. Als Tomoaki Nishimura an der Kasse arbeitete und der Geschäftsführer ging, um einige Kartons ins Lager zu bringen, hatte es ein Erdbeben gegeben.
    Genau so stand es in der Akte.
    »Was ist, wenn ein Erdbeben passiert?«
    »Was, ein Erdbeben?«
    »Ja. Würden Sie die Aufnahmen dann verwahren?«
    »Ah, verstehe. Sie meinen den Tag, an dem Nishimura verschwunden ist.« An jenem Tag hatte es ein Erdbeben gegeben – jetzt erinnerte sich der Geschäftsführer. »Wir könnten sie noch haben. Es ist sinnvoll, in einem solchen Fall die Aufnahmen aufzuheben.«
    Kitazwa legte eine Verschnaufpause ein und überschlug im Geiste eine Rechnung. Es kam oft vor, dass Detektive Informationen von Mitgliedern der Bevölkerung kauften, und der Mindestpreis, den sie dafür zahlten, war 50.000 Yen. Je entscheidender

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