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Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
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so gemocht hatte.
    Philip Marlowe, der Detektiv in Raymond Chandlers Romanen, trug stets einen abgewetzten alten Trenchcoat mit aufgeschlagenem Revers. Wenn er in eine Bar kam, bestellte er immer einen doppelten Gimlet. Seine Collegezeit hatte Kitazawa in knallharte Detektivromane versunken verbracht. Er hatte sich alle Mühe gegeben, zu sein wie Philip Marlowe, aber es war ihm nicht besonders gut gelungen. Die Frau, mit der er zusammen gewesen war, bevor er Chieko kennenlernte, hatte ihn damit aufgezogen. »Das kannst du ebenso gut sein lassen«, hatte sie lachend gesagt.
    Als Kitazawa nach den Jobs bei der bankfremden Gesellschaft und dem Immobilienmakler das Gefühl hatte, seine Karriere steckte in einer Sackgasse, war seine Entscheidung, Detektiv zu werden, viel mehr als eine Laune. Seit seiner Jugend hatte er davon geträumt. Er wollte sein wie ein Romanheld: stark, cool, scharfsinnig, begehrt bei den Frauen. Dieser Jungentraum floss ihm immer noch durch die Adern.
    Auch heute noch sonnte Kitazawa sich in der Zufriedenheit über seine Berufswahl, wann immer es in seinem Leben ein bisschen aufregend wurde. Und wenn er in Wirklichkeit nur ein tattriger alter Detektiv mit dickem Bauch und kahlem Schädel war, der den großen Helden spielte, na und? Immer wenn seine Motivation sank, fühlte Kitazawa, dass es wichtig war, trotzdem so zu tun als ob. Er nickte seinem Philip-Marlowe-Spiegelbild zu. Der Lebensmittelladen war nur zwei Häuserblöcke weiter.
    Die Filiale des S-Mart. Kitazawa überprüfte beim Eintreten durch die automatischen Schiebetüren den Namen und ließ den Blick rasch durch den Laden schweifen, während er sich mit aufgestelltem Kragen und den Händen in den Taschen in Positur stellte. Außer ihm waren vier Kunden im Laden. Zwei standen drüben bei den Zeitungsständern und lasen eifrig. Als er auf die junge Angestellte hinter dem Ladentisch zuging, wurde Kitazawas Miene ein wenig sanfter. Vor allem jungen Frauen machte sein drohendes, abgebrühtes Detektivgesicht oft Angst.
    »Verzeihen Sie. Ist der Geschäftsführer dieser Filiale zu sprechen?«, erkundigte Kitazawa sich honigsüß und verbeugte sich tief.
    »Hm, ja…« Die Angestellte zögerte und warf einen raschen Blick in den hinteren Bereich des Ladens, wo ein Mann kauerte und ein Display mit Fertiggerichten herrichtete. Der Mann schien alles gehört zu haben und schaute zu Kitazawa hoch.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte er.
    Kitazawa trat vom Ladentisch weg und schenkte dem Mann ein übertrieben freundliches Lächeln. »Sind Sie der Geschäftsführer?« Mit dieser Frage ging er auf ihn zu.
    »Hm, ja…« Der Mann erhob sich und trat unsicher einen Schritt zurück. Er war blass und mittelgroß. Hinter seiner Brille mit dem Drahtgestell huschten seine schmalen Augen nervös umher. Zweifellos hatten Kitazawas bedrohliche Gestalt und seine finstere Miene den Mann eingeschüchtert.
    Rasch zog Kitazawa seine Visitenkarte heraus, reichte sie dem Mann und erklärte, dass er in einer Vermisstenangelegenheit ermittele. »Der Vorfall hat sich vergangenen September ereignet. Erinnern Sie sich daran?«
    Die Pupillen des Mannes wanderten für einen Moment umher, als suchte er seine Erinnerung.
    »Meinen Sie Nishimura?«
    »Sehr richtig. Als Tomoaki Nishimura verschwand, waren Sie dabei, oder?«
    »Dabei? Ich war im Lager und habe ein paar Kartons verstaut, mit denen wir fertig waren.«
    Genau das stand auch in der Akte. Nishimura hatte die Kasse bedient, während der Geschäftsführer einige Kartons ins Lager brachte, das rechts um die Ecke des Ladens lag.
    Als der Geschäftsführer zurückkehrte, war Nishimura verschwunden.
    »Könnten Sie mir vielleicht ein bisschen mehr darüber erzählen, was passiert ist?«
    »Äh…« Der Geschäftsführer schaute auf seine Armbanduhr, um anzudeuten, dass er dafür keine Zeit habe.
    »Es dauert nicht lang. Nur fünf Minuten«, drängte Kitazawa.
    »Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.« Langsam sah der Geschäftsführer nervös aus. Vielleicht konnte er es sich wirklich nicht leisten, mitten an seinem Arbeitstag herumzustehen und zu quatschen. Kitazawa wollte auch nicht die Zeit des Mannes verschwenden, indem er ihm die gleichen Fragen stellte, die er schon mehrfach beantwortet hatte. Er musste direkt auf den Punkt kommen und ihn etwas fragen, was noch keiner hatte wissen wollen…
    Kitazawa schlug seine Akte auf und holte zwei Dokumente mit Fotos heraus. Eines war der Steckbrief aus den

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