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Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
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verschwunden war. Ihren Vater schien ihre übertriebene Reaktion zu amüsieren, und er machte sich einen Spaß daraus, mit ihr Versteck zu spielen.
    Die brütende Sommerhitze, das Rascheln der Blätter, das Summen der Mücken. Vielleicht hatte Saeko in gewisser Weise damals schon eine Vorahnung von dem, was kommen würde. Im Sommer, in dem sie siebzehn war, sollte sie ihren geliebten Vater verlieren. Irgendwie hatte sie damals schon Angst davor.
    Mit einem Ruck tauchte Saeko aus ihrem Tagtraum auf. Warum hatte sich jetzt ausgerechnet an die Regenwürmer erinnert? Zuerst konnte sie keinen Zusammenhang erkennen. Dann begriff sie, dass das Bild einer Spalte im Boden für sie so ausgesehen hatte, als lauerte in der Erde eine lange, dünne Kreatur. Im Geiste sah sie ein schlangenförmiges Wesen entlang der aktiven Verwerfungen kriechen und züngeln, als wollte es ihre Gehirnwindungen kitzeln…
    Wenn Saeko noch ein Kind gewesen wäre, hätte sie sich bestimmt vorgestellt, dass die vermissten Personen von irgendeinem Monster tief in die Erde gehext worden wären.
    Ohne es zu merken, hatte sie beide Füße vom Boden gehoben. Sie wusste, dass unter Tokio keine Verwerfung verlief, und doch konnte sie die Gegenwart eines langen, dünnen, reptilartigen Geschöpfs beinahe fühlen und spüren, wie es näher und näher kam.
    Ein tiefer Abgrund, eine Welt, die kein Sonnenstrahl je erreicht…
    Die Sonne. Stimmt. Saekos Gedanken an die Dunkelheit erinnerten sie an das Gegenstück dazu. Erst vor zwei Tagen hatte sie beim Stöbern in der Bibliothek erfahren, dass am Tag, an dem ihr Vater verschwunden war, ungewöhnliche Sonnenaktivität beobachtet worden war. Saeko stürzte zum Computer. »Darf ich?«, fragte sie Kitazawa.
    »Bitte sehr, gerne.«
    Saeko öffnete den Browser, gab »Sonnenflecken« in die Suchmaschine ein und rief Kalender auf, die bis März 2011 zurückgingen. Als sie ein Datum anklickte, erschien auf dem Monitor ein Bild der Sonnenaktivitäten an jenem Tag. Saeko versuchte, ihre Ungeduld zu zügeln, als sie den 13. September 2011 anklickte, den Tag, an dem die drei Personen in Itoigawa verschwunden waren. Dann probierte sie den 25. September aus, den Tag, an dem die Insassen der beiden Autos in der Nähe des Soda Lake verschwunden waren. Und den 22. Oktober, an dem die fünf Menschen vom Lake Merced bei San Francisco nicht zurückgekommen waren.
    An den meisten Tagen trübten nur ein paar sesamkorngroße Fleckchen das Bild der Sonne. Doch an den drei Tagen der mysteriösen Vorfälle war ein deutlicher Unterschied zu erkennen. Hässliche, schwarze, amöbenartige Kleckse krochen über die Sonne, beinahe wie lebendige Wesen.
    Kitazawa und Hashiba, die über Saekos Schulter auf den Bildschirm schauten, begriffen noch nicht, was Saeko entdeckt hatte.
    »Was ist das?«
    Als beide ihr gleichzeitig auf die Schultern tippten, wandt e sie sich endlich vom Monitor ab.
    »An allen drei Tagen dieser Vermisstenfälle wurde ungewöhnliche Sonnenaktivität verzeichnet.«
    Saeko benutzte erneut die Zeigerfunktion, um die unglaubliche Übereinstimmung zwischen dem Verschwinden von Menschen und der Sonnenaktivität zu verdeutlichen.
    Unter normalen Umständen hätte sie erwartet, dass ihre Kollegen den Gedanken an einen Zusammenhang zwischen Sonnenflecken und dem Verschwinden von Menschen sofort verwarfen. Doch Hashiba und Kitazawa hatten gerade eben erkannt, dass eine ganze Reihe solcher Vorfälle direkt über aktiven Verwerfungen stattfand.
    »Aktive Verwerfungen und Sonnenflecken. Was haben diese beiden Phänomene gemeinsam?«, fragte Hashiba.
    Saeko fuhr mit ihrem Drehstuhl herum, um die anderen beiden anzuschauen. »Die Magnetfelder, die Sonnenflecken verursachen, brechen durch die Oberfläche und wirken als Magnetstürme auf die Erde ein. Es ist auch möglich, dass aktive Verwerfungen einen starken Einfluss auf die Magnetfelder im Raum über ihnen haben. Magnetfelder – sie sind die Verbindung zwischen beidem.«
    Saeko biss sich auf die Unterlippe, während Hashiba und Kitazawa mit fest zusammengepressten Lippen dasaßen und darüber nachdachten. Keiner der beiden erhob Einwände gegen Saekos Behauptung – wodurch sie stillschweigend anerkannten, dass eine Verbindung bestand. Die ungewöhnlichen geophysischen Umstände von Ort und Zeit des Verschwindens der Personen legte einen Zusammenhang nahe. Es musste mehr als nur Zufall sein.

TEIL III VERKETTUNG

22
    Als Saeko und Hashiba später in Richtung U-Bahn -Station gingen, ergab

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