Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
Vom Netzwerk:
es sich ganz von selbst, dass sie miteinander essen wollten.
    »Hier in der Nähe ist ein Italiener mit sehr schönem Ambiente. Was halten Sie davon?«, schlug Hashiba vor.
    »Klar. Mir ist alles recht«, erwiderte Saeko, eher auf die italienische Küche als auf die Einladung selbst bezogen.
    Hashiba wies den Weg, und schon nach wenigen Minuten erreichten sie das siebenstöckige Gebäude. Das Restaurant befand sich in der obersten Etage. Saeko war zum ersten Mal hier, und doch hatte sie das seltsame Gefühl eines Déjà-vu-Erlebnisses. Sie blieb kurz stehen und überlegte, woher das kam. Immer wenn ihr an ihrer Wahrnehmung etwas merkwürdig vorkam, versuchte sie, den Grund dafür zu analysieren.
    Das Gebäude befand sich in einer Einbahnstraße, und vor dem Eingangsbereich stand ein Baum. Saekos merkwürdiger Eindruck schien von irgendetwas an dem Baum herzurühren. Vier niedrige Pfosten steckten rings um seine Wurzeln in der Erde, und der Boden war übersät von seinen Blättern, deren hervortretende Adern Saeko an Blutgefäße erinnerten. Auf dem Laubteppich lagen verstreute Kieselsteine. Als Saeko darüber staunte, wie klein der Baum unter dem Sternenhimmel aussah, hatte sie plötzlich das Gefühl, von oben beobachtet zu werden. Sie hob den Blick. Über dem grellen Schein der Leuchtreklame an den umliegenden Gebäuden schien der Sternenhimmel weniger zu strahlen. Waren die Sterne nicht eben noch etwas heller gewesen?
    Dort, wo die Baumkrone am dichtesten war, genau in der Mitte, zeichnete sich ein schwarzer Schatten ab, als ob eine Katze auf den Baum geklettert wäre und nicht mehr herunterkäme. Es war ganz normal, dass durch den Nachthimmel und die Bäume schwarze Schatten entstanden, doch die Schwärze in der Mitte des Baumes war einen Hauch dunkler und wogte leicht in der Baumkrone herum, beinahe wie ein sich windender Wurm.
    Saeko kniff die Augen zusammen, um ihn besser erkennen zu können, doch plötzlich konnte sie überhaupt nicht mehr scharf sehen, als hätte sie eine Kontaktlinse verloren. Sie schaute nach unten, dann wieder nach oben, dabei schauderte sie, als sie plötzlich eine unheilvolle Vorahnung befiel. Zum Teil zitterte sie auch wegen der eisigen Dezemberluft, doch außerdem hatte sie einen unangenehm strengen Geruch wahrgenommen. Sie war sich sicher, dass sie den Geruch kannte, doch sie konnte ihn nicht einordnen. Ihre Sinne schienen ihre Erinnerung zu blockieren.
    »Was ist denn los?«
    Als Hashiba ihr die Hand unten an den Rücken legte, riss sich Saeko rasch in die Gegenwart zurück. Hashibas Berührung schien ihre Ängste beinahe zu zerstreuen, und Saeko fiel ihr knurrender Magen wieder ein.
    »Ich sterbe vor Hunger«, erwiderte sie. Sie waren um sieben Uhr in Kitazawas Büro angekommen und hatten in den folgenden beiden Stunden nichts als Kaffee zu sich genommen. »Sollen wir?« Saeko durchquerte rasch den Eingangsbereich und schaute unverwandt geradeaus.
    Während sie am Tisch auf das Essen warteten, tranken sie ein Glas Rotwein und besprachen die Entdeckungen, die sie in Kitazawas Büro gemacht hatten. Hashiba hatte immer noch vor Aufregung rote Wangen, als er davon schwärmte, dass sie für die Fortsetzung einen anderen Ansatz wählen müssten als für die vorige Sendung. Er schien angesichts der jüngsten Entwicklung weder Furcht noch Enttäuschung zu empfinden, sondern pure Begeisterung angesichts der Möglichkeiten, die dies für das Projekt bedeutete. In seinem Metier kam es selten vor, dass er über ein verrücktes Naturereignis berichten konnte.
    »D as wird allmählich richtig gut. Knifflig ist nur die Frage , wann und wie wir Shigeko Torii elegant loswerden.«
    Hashiba plante, den Schwerpunkt der Sendung von der okkulten Perspektive hin zu einem rein wissenschaftlichen Blickwinkel zu verlagern. Da der Sendeleiter die Reihe jedoch unter der Voraussetzung genehmigt hatte, dass die Hellseherin Shigeko Torii darin mitwirkte, würde das nicht ganz einfach sein. Wahrscheinlich war es am besten, zunächst fortzufahren wie gehabt und auf eine günstige Gelegenheit zum Umschwenken zu warten. Am liebsten hätte Hashiba es gesehen, wenn Shigeko Torii sich freiwillig aus dem Projekt zurückziehen würde.
    Der Grund dafür, dass Hashiba sich nur mit seinen Plänen für die Sendung befasste und nicht den leisesten Anflug von Furcht verspürte, war, dass er sich durch die Entdeckungen, die sie gemacht hatten, persönlich in keiner Weise bedroht fühlte.
    Während einer kurzen Pause in ihrer

Weitere Kostenlose Bücher