Der Grabritter (German Edition)
Schwert hing jedoch nirgendwo in diesem Raum, auch von irgendwelchen Plänen und Aufzeichnungen, fehlte jede Spur.
Fieberhaft suchte er den Zugang zu dem Keller, von dem er fest überzeugt war, dass es ihn geben musste. Eine geschlagene halbe Stunde suchte er. Vergebens. Frustriert ging Kerner zurück zur Treppe und setzte sich auf die unterste Stufe. Er schaltete seine Taschenlampe ein. Der Boden schien längere Zeit nicht gereinigt worden zu sein. Im Schein der Lampe sah er deutlich Schuhabdrücke im Staub auf dem Boden. Merkwürdigerweise waren sie nicht gleichmäßig im Raum verteilt. Eine deutlich größere Anzahl der Abdrücke bildete eine Spur. Sie führte von der Eingangstür direkt zu einer Stelle hinten im Raum. Dort endete sie abrupt.
Kerner ging zu der Stelle und kniete sich hin. Um einige der Platten herum erkannte er schmale Spalten. Aber alle Platten saßen fest. Kerner rutschte ein Stück weiter. In der darauf folgenden Steinreihe war es genauso. Kerner sah weiter nach vorne. Das gleiche Bild. Um sieben solcher Plattenreihen lief der Spalt. Hier musste der Zugang zu dem Keller sein. Irgendwo musste es einen Mechanismus geben, mit dem er zu öffnen war. Erneut begann Kerner zu suchen. Irgendwo musste sich ein Schalter, ein Hebel oder etwas Ähnliches befinden. Eine ganze Stunde war nun schon vergangen. Es war zum verrücktwerden. Nichts! Der Zugang zu dem Keller, wenn er denn wirklich dort unten war, blieb verschlossen. Kerner hatte keine andere Wahl als seine Suche für heute zu beenden. Es war höchste Zeit, zum Haus zurückzukehren. Bevor der Morgen anbrach, musste er wieder in seinem Zimmer sein. Er nahm eine der kleinen Kameras, die Graf Siegfried ihm besorgt hatte, aus der Tasche und brachte sie so an, dass sie den Bereich einfing, wo er de n Zugang zum Keller vermutete.
Kerner stieg wieder hinauf zum Dachgeschoss und kletterte durch das kleine Fenster hinaus . Im Gegensatz zum Weg nach oben, war der nach unten mit Hilfe des Seils ein Kinderspiel. Unten angekommen, sah er sich um. Jupiter und Tacita waren verschwunden. Der Platz, wo sie vorher gelegen hatten, war leer. Wahrscheinlich waren sie zurück zum Haupthaus gelaufen. Kerner zuckte mit den Schultern und rollte das Seil zusammen, um es zurück in seine Tasche zu stecken. Vor ihm tauchte plötzlich ein Schatten auf. Erschrocken blickte er auf. Zwei schwarze Augen funkelten ihn gefährlich an. Conte Ferruccio Vigiani stand im Halbdunkel direkt vor ihm. Kerner war wie gelähmt. Im gleichen Augenblick spürte er den Schlag auf seinen Hinterkopf. Er vernahm das dumpfe Krachen, gleichzeitig breitete sich ein ohrenbetäubendes Dröhnen in seinem Kopf aus. Mit schmerzverzerrtem Gesicht brach er zusammen. Wie durch einen wabernden Nebel spürte er, dass er hochgehoben wurde und jemand ihn über die Schulter wuchtete. Dann schwanden seine Sinne vollends.
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Dr. Kurz ging mit schnellen Schritten durch sein Büro. Er zog seinen Mantel über und öffnete die Tür zu seinem Vorzimmer. »Frau Jansen! Rufen Sie sofort Kommissar Korte an. Er soll einen Wagen holen und unten auf mich warten. Herzog ist wach geworden und will mich sprechen.« Die Sekretärin atmete laut auf und griff umgehend zum Hörer. Der Leiter des BKA ging noch einmal zurück zu seinem Schreibtisch. Er rief den Oberstaatsanwalt an, und bat ihn ebenfalls zur Klinik. Dr. Kurz ahnte bereits, dass das, was Herzog ihm erzählen wollte, ein sofortiges Handeln erfordern würde. Marquart war spurlos verschwunden, ebenso sein Kommissar , Bange. Kurz war sich sicher, dass die beiden bis zum Hals in dieser ganzen Geschichte drin steckten. Deshalb hatte er den Oberstaatsanwalt auch gleich darum gebeten, Haftbefehle mitzubringen. Bestätigte sich sein Verdacht, wollte er keine Zeit verlieren. Als Dr. Kurz aus dem BKA kam, stand Korte bereits mit laufendem Motor vor dem Eingang.
Mit Blaulicht rasten sie in Richtung Bonn. Fast gleichzeitig mit Dr. Junkers, dem Oberstaatsanwalt, trafen sie vor der Klinik ein. Als sie den Flur herunterkamen, sahen sie einen Arzt, der schon auf sie zu warten schien. Er erklärte den drei Männern, dass der gesundheitliche Zustand von Kriminalrat Herzog immer noch sehr labil sei. Er hatte aber vehement darauf bestanden, mit Dr. Kurz zu sprechen. Schließlich hatte der Arzt zugestimmt. Er bat die Männer darum, es so kurz wie möglich zu machen. Dr. Kurz und Dr. Junkers gingen an den beiden Wachleuten vorbei in das Zimmer.
Herzog
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