Der Grabritter (German Edition)
sich hörte er, wie die Eingangstür zum Jagdhaus geöffnet wurde. Die Schritte zweier Männer kamen in seine Richtung. Als er den Kopf drehte und hochsah, erkannte er Ferruccio Vigiani, der neben ihm stehen blieb. Dann trat ein zweiter Mann hinter Ferruccio hervor. Marquart. Er stellte sich neben den Conte, blickte auf Kerner herunter, und begann höhnisch zu lachen.
»Kein Zweifel, Conte Vigiani, das ist der Hurensohn. Das ist Hauptkommissar Kerner vom BKA. Ich hatte ihn gleich bei meiner Ankunft erkannt. Es wurde überall mit Hochdruck nach ihm gefahndet. Jetzt ist mir auch klar, warum er nicht gefunden werden konnte.« Der Blick des Conte blieb vollkommen ausdruckslos. »Nun, Herr Hauptkommissar oder Mr. Baranow, oder wie auch immer Sie sich nennen wollen, ich fürchte hier endet Ihre Reise. Hatte ich Ihnen nicht gesagt, dass Sie ein sehr dummer Mensch sind? Jetzt werden Sie die Konsequenzen für Ihre Ignoranz tragen müssen. Allerdings möchte ich noch ein paar Dinge von Ihnen wissen. Ich bin sicher, dass sie mir bereitwillig Auskunft geben werden.« Kerner vernahm von draußen das nahende Donnern von Rotorblättern. Ferruccio zeigte nach oben. »Das ist Ihr Hubschrauber, Dr. Marquart. Es wird Zeit. Er wird sie jetzt zu einem Schiff an der Küste bringen. Der General erwartet in drei Tagen Ihre Ankunft. Verschaffen Sie sich einen Überblick über das, was er an Waffen braucht. Anschließend nehmen Sie Kontakt zu mir auf.« Ferruccio sah wieder zu Kerner herunter. »Guiseppe wird sich gleich um Sie kümmern, Herr Hauptkommissar. Ich habe indes noch ein paar Dinge zu erledigen, die leider keinen Aufschub dulden. Heute Abend aber werden wir unsere kleine Unterhaltung etwas intensivieren.« Mit einem schallenden Lachen winkte Marquart Kerner zu und verließ zusammen mit dem Conte das Jagdhaus. Nach ein paar Minuten hörte Kerner, wie der Hubschrauber abhob, und sich das Geräusch der Rotoren wieder entfernte.
Erneut ging die Tür auf, und ein Mann kam herein. Guiseppe, der hünenhafte Bodyguard, ging quer durch den Raum zum Kamin. Er nahm den schweren Morgenstern vom Sims herunter und kam damit in Kerners Richtung. Alle Muskeln des Hauptkommissars spannten sich. Er versuchte irgendwie, die Fesseln zu lockern, aber die dicken, groben Stricke gaben einfach nicht nach. Guiseppe lachte und ging an ihm vorbei. Er bückte sich und legte die schwere Waffe in eine kleine Einbuchtung, auf den Steinplatten des Bodens. Kerner hörte plötzlich, wie eine Hydraulikpumpe anlief. Dort, wo er den Zugang zu einem Keller vermutet hatte, senkten sich einzelne Segmente des Bodens langsam ab, und eine Treppe nach unten entstand. Guiseppe musste mit dem Morgenstern einen Magnetschalter ausgelöst haben. Nachdem das Geräusch der Pumpe verstummt war, kam er wieder zurück. Er fasste den Gefesselten unter den Armen und schleifte ihn zur Treppe. Kerner sah hinüber zur Eingangstür. Guiseppe hatte sie aufgelassen. Tacita und Jupiter standen dort und schauten zu ihnen herüber.
Ein gefährliches Knurren kam aus ihrer Richtung. Kerner kippte den Kopf nach hinten und sah in die Augen von Guiseppe. »Ich glaube, du hast einen großen Fehler gemacht, mein Freund. Du hättest die Tür schließen sollen.« Guiseppe erwiderte die Bemerkung mit einem breiten Grinsen. »Erwartest du etwa irgendwelche Hilfe? Da muss ich dich enttäuschen. Es sind zwei Leute vor dem Haus postiert. Niemand kommt hierher. Wir sind vollkommen ungestört.« Zu Guiseppes größtem Erstaunen, grinste Kerner zurück. »Es muss niemand kommen. Sie sind schon da.« Er sah wieder hinüber zu den beiden riesigen Doggen. »Tacita, Jupiter, … hierher!« Als hätten sie nur auf ein Wort von ihm gewartet, sprangen die beiden nach vorne. Lauernd näherten sie sich von zwei Seiten. Als sie sich fast bis auf Reichweite an Guiseppe herangetastet hatten, blieben sie stehen. Ein tiefes Knurren kam aus ihren Kehlen. Keinen Moment ließen sie den Gorilla des Conte aus ihren Augen. Guiseppe war kalkweiß im Gesicht geworden. »Jupiter, Tacita, seid ihr verrückt geworden. Verschwindet!« Immer näher kamen die Hunde dem Bodyguard. Langsam ließ Guiseppe Kerner auf den Boden gleiten. Er wollte nach seiner Waffe greifen. »Wenn Sie das tun, sind Sie tot, Guiseppe. Sie werden nicht mehr zum Schuss kommen. Die Hunde werden ihre Kehle zerfetzen. Also tun Sie jetzt besser genau das, was ich Ihnen sage.«
Nachdem ihm Guiseppe die Fesseln geöffnet hatte, rieb Kerner seine Gelenke, die
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