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Der Grabritter (German Edition)

Der Grabritter (German Edition)

Titel: Der Grabritter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Lierss
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vollkommen taub waren. Noch immer standen Tacita und Jupiter drohend vor dem Bodyguard. Kerner ging langsam auf ihn zu. Zur Salzsäule erstarrt, stand der Hüne da. Kerner nahm ihm die Waffe ab, trat einen Schritt zurück und richtete sie auf ihn. »Na los, vorwärts. Ich möchte mir diesen Keller da unten mal ansehen.« Guiseppe begriff endlich, dass sich das Blatt gewendet hatte. Er ließ die Arme fallen und ging die Treppe herunter. Kerner sah noch einmal zu den Hunden und zwinkerte ihnen zu. »Gut gemacht, Kinder. Während ich mir jetzt mit unserem Freund hier den Keller ansehe, passt ihr mal besser hier auf. Also, … Platz, Jupiter und Tacita.« In aller Seelenruhe streckten sich die beiden in der Nähe der Treppe aus, legten den Kopf auf den Boden und sahen etwas gelangweilt zu, wie Kerner hinter Guiseppe die Treppe hinabstieg.
     
    Sie kamen in einen engen, dunklen Gang, und Kerner drückte einen Schalter, auf dem eine kleine Leuchtdiode saß. Eine winzige Deckenlampe ging an und spendete gerade einmal so viel Licht, dass man etwas erkennen konnte. An den Seiten des Ganges befanden sich schwere Kerkertüren aus Eisen. Kerner blieb stehen und versuchte, eine der Türen zu öffnen. Sie war verriegelt. »Los aufmachen!«, befahl er dem riesigen Guiseppe. Der Bodyguard schüttelte langsam den Kopf. »Das kann ich nicht. Zu den verschlossenen Räumen hier unten, haben nur Ferruccio und Donatello Vigiani einen Schlüssel.« Kerner deutete dem Gorilla mit der Pistole an, weiter zu gehen.
    Nacheinander kontrollierte er die anderen Türen. Schließlich kamen sie zu einer, die nicht verschlossen war. Mit lautem Knarren bewegten sich die Scharniere. Es war stockdunkel. Von der Wand im Gang nahm Kerner eine der Fackeln, die dort hingen, und befahl Guiseppe sie mit seinem Feuerzeug anzuzünden. Dann dirigierte er ihn vor sich her in den Raum. Ein groteskes Bild bot sich Kerner. Der Raum war eine mittelalterliche Folterkammer. Überall an den Wänden hingen Folterwerkzeuge. In der Mitte stand ein uralter, mächtiger Stuhl. An den Armlehnen sowie an den Stuhlbeinen waren schwere Eisenmanschetten angebracht. Die Sitzfläche war gespickt mit langen Nägeln, und unten vor dem Stuhl befanden sich zwei mächtige Fangeisen, die am Boden befestigt waren. Die schweren Zähne daran, die einen unwillkürlich an eine Bärenfalle denken ließen, würden einen Fuß wohl ohne Weiteres abtrennen können. An einer Seite stand ein Gestell mit einem großen Holzrad daran. Schwere Stricke lagen darauf, deren Ende eine Schlaufe bildete. Mit einer solchen Streckbank könnte man einem Menschen sämtliche Glieder auseinanderreißen.
    Plötzlich fiel sein Blick auf etwas, das ihm die Bilder des Toten aus dem Sarg wieder vor Augen führte. Dort an der Wand hing ein Folterwerkzeug von ganz besonders bestialischer Art. Es war ein schwerer Strick, der sich an seinem Ende in viele kleine Stricke aufteilte. An jedem dieser Enden befand sich ein Stück Eisen mit lauter Widerhaken. Überall hingen Gewebereste daran. Kein Zweifel, mit solch einer Geißel wurde der Mann aus dem Sarg vor seinem Tod gefoltert. Die herausgerissenen Fleischstücke aus dem Rücken, das waren die Wunden, die von genau diesem Folterwerkzeug herrührten. Kerner stellte sich vor, wie viele Menschen hier wohl schon darum gefleht hatten, dass ihre Qualen beendet würden. Ihr sehnlichster Wunsch dürfte es gewesen sein, endlich den letzten Atemzug zu tun, um für immer ihren Peinigern zu entkommen.
     
    Guiseppe drehte sich um. »Und was jetzt, Sie superschlauer Hauptkommissar? Sehen Sie das hier? Wenn der Conte zurückkehrt, werden Sie sterben. Auf welche Art, das ist Ihnen doch wohl hoffentlich jetzt klar. Ich bin der Einzige, der Ihnen vielleicht noch auf eine bestimmte Art helfen kann. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Sie geben mir die Waffe, und ich werde Sie erschießen. Das wäre dann wenigstens kurz und schmerzlos.« Der Gorilla zeigte, um seine Worte noch einmal zu unterstreichen, mit seiner Hand durch den Raum. »Vielleicht haben Sie ja eine gewisse Vorstellung davon, welches Schicksal Sie sonst erwartet.« Kerner machte einen Schritt auf Guiseppe zu. »Ich weiß Ihr großzügiges Angebot wirklich zu schätzen, Guiseppe, aber ich denke doch, dass Sie mich ein wenig unterschätzen. Wie dem auch sei, das hier dürfte für die nächsten Stunden der geeignete Aufenthaltsort für Sie sein. Dabei dürfen Sie sich gerne ausmalen, was mit Ihnen geschieht, sollte der Conte wirklich

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