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Der Grabritter (German Edition)

Der Grabritter (German Edition)

Titel: Der Grabritter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Lierss
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aus der Tasche. Mit dem Kopf presste er ein Ende davon gegen die Mauer. Dann nahm er einen Schraubenzieher, den er zwischen d ie Zähne gesteckt hatte , aus dem Mund und stach ihn durch eine Flechtung des Seiles. Wieder sah er nach oben zu den Balken. Seine Knie fingen bereits an, leicht zu zittern. Er nahm den Schraubenzieher und zielte auf den schmalen Freiraum über einem der Balken. Kurz ließ er seinen Arm nach unten schwingen und warf den Schraubenzieher mit dem Seilende hoch. Über ihm hörte er ein hölzernes Klappern. Dann fiel der Schraubenzieher wieder herunter. Kerner holte tief Luft und rollte das Seil wieder auf. Dann warf er es erneut.
    Ein kurzes Klappern auf dem Holz, dann hörte er nichts mehr. Vorsichtig sah er nach oben. Der Schraubenzieher war durch die Lücke hindurch geflogen und hing nun auf der anderen Seite ein Stück weit herunter. Er nahm das Seil und bewegte es mit ruckartigen Bewegungen nach hinten. Langsam wanderte es über dem Balken weiter, bis zu einer Stelle, wo der Spalt so schmal war, dass der Schraubenzieher nicht mehr hindurchrutschen konnte. Mit einem kräftigen Ruck klemmte Kerner ihn fest. Mit beiden Händen umfasste er das Seil und zog daran. Es hielt.
     
    Einen Moment lang verharrte er und bewegte nur die vollkommen tauben Finger seiner linken Hand. Schließlich hangelte er sich den letzten Meter bis zum Fenster hoch. Er setzte einen Fuß auf den Fenstervorsprung und stemmte sich hoch. An dem Balken über seinem Kopf hielt er sich mit einer Hand fest, löste das Seil und verstaute es in der Tasche. Der Rest war ein Kinderspiel. Das Fenster war alt , b eim ersten kräftigen Ruck brach der Riegel krachend weg . Kerner stieß es auf und kletterte hinein. Der Boden bestand aus alten, verstaubten Brettern. Kerner ließ sich darauf fallen, und blieb vollkommen erschöpft einen Moment lang liegen. Sein Herz raste und der Schweiß rann aus allen Poren seines Körpers. Als er wieder zu Atem gekommen war, stand er vorsichtig auf. Der Dachboden war gerade eben noch hoch genug, um stehen zu können. Er schaltete die Taschenlampe ein. Überall standen  verstaubte Kartons. Ketten mit Fangeisen daran lagen verrostet in einer Ecke und überall sah Kerner allerlei ausgestopfte Jagdtrophäen, die in Folie eingepackt waren. Er leuchtete über den Boden und suchte nach einer Möglichkeit, in die unteren Räume zu gelangen.
     
    Auf der anderen Seite fand er schließlich eine Luke, an der eine Ausziehleiter montiert war. Er öffnete den Schnappverschluss der Luke, drückte sie gegen die Feder nach unten und schob die Leiter aus. Im Licht der Taschenlampe erkannte Kerner einen schmalen Flur unter sich. Vorsichtig stieg er hinab. Überall hingen Bilder mit Jagdmotiven an den Wänden. Mehrere schwere, alte Landhaustüren entlang des Flures öffnete er und sah hinein. Regale, voll mit uralten Büchern und Aktenordnern, standen an den Wänden. Einige von ihnen nahm er heraus. Sie beinhalteten Aufzeichnungen der Familie Vigiani über Hunderte von Jahren. Nur das, wonach er suchte, fand er nicht.
    Er ging zurück auf den Flur und näherte sich langsam der Treppe. Das Erdgeschoss bildete ein riesiger Raum, der fast so groß war wie der Grundriss des Hauses. Der Boden bestand aus quadratischen Steinplatten. Sie ergaben das Muster eines Schachbrettes. Schwere, antike Möbelstücke waren im Raum verteilt, und die Wände strotzten vor mittelalterlichen Werkzeugen und Waffen. Über einem Kamin hing ein Morgenstern. Eine furchtbare Waffe, die bis ins siebzehnte Jahrhundert verwendet wurde. Es war ein dicker, langer Holzknüppel, an dessen Ende sich eine schwere Eisenkugel befand. Überall standen spitze Eisendorne aus der Kugel heraus. Ein Hieb mit einer solchen Waffe ließ den Kopf eines Menschen aufplatzen wie eine Kokosnuss. Links und rechts vom Kamin hingen zwei überlebensgroße Ölgemälde. Eines davon zeigte Donatello, das andere Ferruccio Vigiani. Die beiden Bilder hatten eine auffällige Gemeinsamkeit.
    Nicht nur, dass sich beide Contes in der gleichen Position hatten malen lassen, es war auch die gleiche Waffe auf beiden Bildern zu sehen. Jeder von ihnen hielt ein kostbar verziertes Schwert in seiner Rechten, dessen Spitze den Boden berührte. Sofort schoss ein Gedanke durch Kerners Kopf. Das Schwert, mit dem der Mann aus dem Sarg hingerichtet worden war. Kerner war sich sicher, dass der Splitter, den das BKA hatte, an genau diesem Schwert fehlen würde. Gründlich sah er sich weiter um. Ein

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