Der Grabritter (German Edition)
Fahrzeugbaufirma tätigen. Sie war damit beauftragt gewesen, schwere Räumfahrzeuge zu liefern. Damit sollte in dem Waldstück von Oberried der Zugang zum Stollen freigeräumt werden. Der andere, dessen Zugriff ebenfalls verweigert wurde, hatte Zahlungen an ein Sicherheitsunternehmen leisten wollen. Deren Spezialisten sollten das ganze Waldgebiet weitläufig mit modernster elektronischer Überwachung sichern. Alle Zugriffe auf das Konto wurden geblockt. Von den Anrufern war ihm unverhohlenes Misstrauen entgegen geschlagen. Sie alle waren der Überzeugung, dass er dieses Konto für die anderen habe sperren lassen. Ferruccio Vigiani hatte sie mühevoll dazu bewegen können, ihm bis zur Versammlung heute Abend Gelegenheit zu geben, diesen unbegreiflichen Irrtum aus der Welt zu schaffen. Mehrfach hatte er indes versucht, mit der Bank auf den Caymans telefonisch zu verhandeln. Er bekam immer wieder die gleiche Auskunft. Das Konto war mit seinem Security-Code gesperrt worden.
Die einzige Möglichkeit, diese Sperrung aufzuheben, bestand darin, dass er persönlich vorstellig wurde. Er musste dann eine Freigabeerklärung unterzeichnen. So waren nun einmal die Sicherheitsbestimmungen. Nachdem der Conte während der Telefonate mit der Bank mehrfach ausfallend geworden war, hatte man die Verbindung einfach unterbrochen. Ferruccio tobte in seinem Wagen. Mit angstgeweiteten Augen blickte sein Fahrer in den Rückspiegel. Er wusste nur zu gut, dass der Conte in diesem Zustand unberechenbar war. Ohne auch nur einen Ton von sich zu geben, fuhr er so schnell, wie es die Straßenverhältnisse erlaubten, in Richtung Bellagio. Schon zum zehnten Male versucht Ferruccio, Alfredo Ragusa zu erreichen. Alle Anschlüsse in der Kanzlei waren tot.
Auch über sein Handy war der Advokato nicht zu erreichen. Dunkle Schatten legten sich über das Gesicht des Conte. Das waren jetzt keine Zufälle mehr. Hier war etwas im Gange, wovon er bisher noch keine Ahnung hatte. Hauptkommissar Marcus Kerner. Der Mann vom BKA. Wie ein Blitz fuhr der Gedanke durch Ferruccios Kopf. Aber das war unmöglich. Guiseppe hatte ihn mit Sicherheit in eines der Verliese gesteckt. Guiseppe konnte mit einer Hand den Schädel eines Mannes zerquetschen, und dieser Mann war zudem noch an Händen und Füßen gefesselt gewesen. Aber auch Guiseppe war nicht zu erreichen. Erneut griff der Conte zum Handy. Er wählte die Nummer des Anwesens in Bellagio. Nach kurzem Läuten meldete sich Maria, die Haushälterin der Vigianis. »Na , wenigstens Sie! Ich muss meinen Vater sprechen, Maria. Es ist dringend. Beeilen Sie sich.«
Maria merkte der Stimme des Conte an, dass es ratsam war, keine unnötigen Fragen zu stellen. So schnell sie konnte, rannte sie die Treppe hoch, zu den Zimmern des alten Conte. Sie klopfte an und hörte von drinnen die schwache Stimme Donatellos. Als sie hereinkam, saß der Conte in einem Sessel und hielt auf seinem Schoß ein altes Familienalbum. »Conte Donatello, Ihr Sohn ist am Apparat. Er sagt, es sei sehr dringend.« Müde sah der Conte zu ihr herüber. »Ist gut Maria, ich werde das Gespräch hier annehmen.« Maria ging wieder hinunter und legte den Hörer auf. Aus dem Kaminzimmer heraus hatte Bice das Ganze beobachtet. Nachdem Maria wieder in ihrer Küche verschwunden war, ging sie hinüber zur Bibliothek. Sie schloss die Tür hinter sich und ging zu dem Telefon, das dort auf einem kleinen Tisch stand. Einen Moment lang überlegte sie. Dann griff sie nach dem Hörer und hob ihn vorsichtig ab. Der alte Conte hatte in seinem Zimmer das Gespräch mit seinem Sohn entgegengenommen. Ferruccios Stimme ließ das Telefon fast zerspringen. Wütend schilderte er seinem Vater die rätselhaften Ereignisse der letzten Stunden. Dann kehrte die eisige Kälte in seine Stimme zurück. »Du musst zum Jagdhaus, Vater. In einer Stunde werden unsere Freunde dort mit dem Hubschrauber landen. Ich weiß nicht, ob sie mit uns ein böses Spiel treiben oder jemand anderes dahintersteckt. Auf jeden Fall müssen vorerst alle Unterlagen über das Projekt in Sicherheit gebracht werden . Noch etwas. Guiseppe hat heute Morgen diesen falschen Baranow, diesen Hauptkommissar vom BKA dort unten eingesperrt. Er kann uns ohnehin nicht mehr von Nutzen sein. Erschieß ihn! Sicher ist sicher … und spart dir außerdem das Geld für den Rubens.«
Bei den letzten, sarkastischen Worten von Ferruccio Vigiani schossen Tränen in Bices Augen. Ihre ganze Welt stürzte innerhalb von Sekunden für sie
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