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Der Grabritter (German Edition)

Der Grabritter (German Edition)

Titel: Der Grabritter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Lierss
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uns doch keine Schwierigkeiten. Wir tun nur unseren Job.« Wütend drehte Bice sich um. Sie stieg wieder auf das Cart und wollte gerade abfahren, als ihr Blick noch einmal zum Jagdhaus fiel. Dort sah sie die beiden Doggen auf der Veranda liegen. »Jupiter, Tacita, kommt hierher.« Freudig bellend liefen die Hunde zu Bice hinüber und sprangen mit auf das Cart. Mit einem bösen Blick auf die beiden Wachmänner drehte sie um und fuhr zurück zum Haupthaus. Immer mehr keimte der Verdacht in ihr auf, dass ihr Vater nicht die Wahrheit gesagt hatte. Sie fühlte plötzlich Angst in sich aufsteigen. Sie hatte sich aus tiefstem Herzen in Victor Baranow verliebt und der Gedanke daran, dass ihm etwas passiert sein könnte, schnürte ihr fast die Kehle zu.
     
     
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    Durch die Via Alessandrina in Rom brauste ein ganzer Convoy von Fahrzeugen. Er bestand aus den verschiedensten Polizeikräften Italiens. Die zivile Staatspolizei des Innenministeriums, die Finanz- und Zollpolizei sowie die Truppen der Carabinieri waren an der groß angelegten Aktion beteiligt. Ohne Sirenen rasten die Wagen die Straße herunter. Vor der Fassade der imposanten Rechtsanwaltskanzlei Ragusa stoppte die Kolonne. Die Türen der Autos flogen auf und bewaffnete Einsatzkräfte begannen sofort damit, den Komplex hermetisch abzuriegeln. Zwei gesonderte Trupps stürmten in das Innere des Gebäudes. Ein Teil von ihnen machte sich auf den Weg zur zentralen Telefonanlage, um sie lahmzulegen, eine andere Gruppe stürmte in den ersten Stock. Überall im Gebäude gingen die Türen auf. Erschreckte und fassungslose Gesichter erschienen auf den Korridoren und sahen dem Geschehen entgeistert zu. Sechs der Carabinieri stürmten in das Vorzimmer von Alfredo Ragusa. Entsetzt stand seine Sekretärin von ihrem Stuhl auf. »Was wollen Sie hier? Was soll das?«
    Einer der Carabinieri ging auf sie zu. »Wo ist Advokato Ragusa?«, fragte er schroff. Die Sekretärin nahm eine trotzige Haltung ein. »Den kann im Moment niemand stören. Er befindet sich in einer äußerst wichtigen Sitzung im Konferenzraum nebenan.« Der Carabinieri blieb bei der Frau stehen und forderte sie auf, sich hinzusetzen, während die anderen sich unverzüglich auf den Weg zum Konferenzraum machten. Sie stießen die Tür auf und drängten hinein. Um einen großen Tisch versammelt, saßen Alfredo Ragusa und sechs weitere Männer, die wie erstarrt auf die Carabinieri blickten. Mit Maschinenpistolen im Anschlag, verteilte sich die Truppe um den Tisch. Einer von ihnen stellte sich direkt neben Ragusa. »Sofort alle die Hände auf den Tisch, meine Herren! Sie werden jetzt einzeln durchsucht!« Alfredo Ragusa wollte sich von seinem Stuhl erheben, um zu protestieren. Unsanft drückte ihn der Carabinieri wieder zurück. »Sitzen bleiben, Advokato!« Zwei der Polizisten tasteten alle Anwesenden von oben bis unten ab. Ihre Handys wurden eingesammelt. Ebenfalls die Pistolen, die zwei der am Tisch Sitzenden bei sich trugen. Eisiges Schweigen trat in den Raum. Von draußen näherten sich Schritte. Ein hagerer, weißhaariger Mann betrat, begleitet von zwei Männern der zivilen Staatspolizei, den Raum. Der oberste Richter des Corte suprema di cassazione, Armando Catani, stand dort und sah in die Runde. Sein Blick blieb an Alfredo Ragusa haften. »Advokato, hatte ich Ihnen nicht versprochen, dass ich Sie eines Tages kriege? Jetzt ist es soweit, und i ch kann es nicht verhehlen, ich genieße diesen Augenblick. Verschafft er mir doch eine tiefe  Befriedigung.« Catanis Blick wurde scharf.
    Er wies die Carabinieri mit kurzen Sätzen an. »Alle außer Ragusa raus hier. Einzeln zum Verhör in Untersuchungshaft bringen. Keinen Kontakt untereinander, keinen Kontakt nach außen und zwar solange, bis ich etwas anderes anordne.« Wenige Minuten später war der Raum leer. Richter Catani, Advokato Ragusa und die beiden Männer der zivilen Staatspolizei waren allein in dem Konferenzraum.
    Catani ging zu einem Stuhl und setzte sich darauf. Er nahm seinen Hut ab und legte ihn auf den Tisch. Schweigend betrachtete der Richter Ragusa. Er ließ sich Zeit. Immer schneller ging indes der Blick des Advokato zwischen Catani und den Männern von der Staatspolizei hin und her. Er begann zu schwitzen. »Was wollen Sie, Catani? Sind Sie noch ganz bei Trost? Das hier wird Sie teuer zu stehen kommen. Ich habe einflussreiche Freunde. Das müssten Sie doch wissen.« Unbeeindruckt lehnte der Richter sich auf seinem Stuhl zurück. Langsam begann

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