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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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hat“, forderte sie, ohne auf seine Frage einzugehen. „Der Offizier, der zu mir in die Wohnung kam, sprach von einer Anklage.“
    Das Gesicht des Mannes blieb unbeweglich. „Ihr werdet es zu gegebener Zeit erfahren, Duchesse. Leider bin ich gezwungen, Euch zu Eurem Schutz für einige Tage hier einzuquartieren.“
    Panik erfasste sie. Man wollte sie hier einsperren. Sie würde hier bei Wasser und Brot bis ans Ende ihrer Tage schmachten müssen. Und niemand würde ihr helfen, wenn Roger starb. „Ich lasse mich nicht einfach ins Gefängnis werfen“, tobte sie und packte einen der Aktenstapel auf seinem Schreibtisch. „Ich bin unschuldig. Lasst mich sofort frei!“ Sie warf die Akten durch das Zimmer, die Deckel öffneten sich, und unzählige Papiere flatterten wie eine Schar freigelassener, weißer Vögel umher.
    „Duchesse!“, rief er ärgerlich und erhob sich von seinem Sitz, um einige seiner Papiere auffangen zu können.
    „Ich will wissen, wer mich so hinterhältig beschuldigt hat!“, rief sie. „Man mischt uns Gift in den Wein, und der Arzt meldet es der Polizei, anstatt seine Pflicht bei dem Kranken zu tun. Glaubt Ihr vielleicht, dass wir uns selbst vergiftet haben? Was habt Ihr in Eurem Schädel? Ein Bündel Stroh?“
    Zwei harte Fäuste packten sie. Sie versuchte sich zu wehren, trat mit den Füßen und biss einem der Soldaten in den Finger. Schließlich bog man ihr die Arme auf den Rücken, sodass sie keine Chance mehr hatte. „Vergesst nicht, Duchesse, dass auf Giftmischerei die Todesstrafe steht“, sagte der Mann, dessen Gesicht jetzt rot angelaufen war. „Mit Mörderinnen machen wir kurzen Prozess.“
    Man stieß sie aus dem Zimmer, zwang sie die Wendeltreppe hinab, dann hörte sie, wie ein Schlüsselbund rasselte – und eine schmale Holztür öffnete sich. Dahinter lag ein kleiner runder Raum, in dem sich nichts weiter befand als ein niedriges Lager und ein Stuhl. „Nein!“, schrie sie verzweifelt. „Ich will nicht! Lasst mich los! Hört ihr nicht, ihr Mistkerle?“
    Sie erntete höhnisches Gelächter. Ein Arm legte sich blitzschnell um ihre Taille, eine Hand strich über ihr Dekolleté und folgte der Rundung ihres Busens.
    „Ganz ruhig, meine Süße“, sagte der Soldat. „Du wirst jetzt viel Zeit zum Nachdenken haben. Vielleicht überlegst du es dir dann, ob du weiterhin die Widerspenstige spielen willst. Mir wäre es ganz recht. Ich mag es, wenn die Weiber sich wehren.“
    Sie war so erschrocken, dass sie sich widerstandslos in den Raum schieben ließ. Die Tür fiel hinter zu, ein Schlüssel drehte sich knirschend im Schloss. Sie war gefangen.
     
    Roger de Gironde lag stöhnend in den Kissen und wandte den Kopf hin und her. Sein Körper glühte im Fieber, das Herz hämmerte, als wollte es den Brustkasten sprengen. Er hatte große Mühe zu atmen.
    „Wird er sterben?“, flüsterte die Köchin angstvoll. „Oh Gott, er wird doch nicht sterben?“
    „Gib mir die Schale herüber“, sagte Nadine.
    Vorsichtig richtete sie den Kranken ein wenig auf und flößte ihm einige Schlucke des Gebräus ein, das sie gemeinsam mit der Köchin hergestellt hatte. Kamille, Weißdorn, Arnika – es sollte den Kranken stärken und das Fieber senken.
    Die kleine Zofe war plötzlich die ganze Hoffnung der erschrockenen Dienerschaft, die ihren Herrn hilflos umstanden. Man hatte seine beiden Kammerdiener aus dem Louvre herbeigeholt, sein Kutscher hockte mit trostloser Miene auf einem Schemel in einer Ecke des Schlafzimmers, bereit, jeden Auftrag zu erfüllen, den die Zofe ihm erteilen würde. Die Köchin war in Tränen aufgelöst, jammerte und betete, während sie gleichzeitig schon darüber nachdachte, wo sie einen neuen Dienstherrn finden könnte.
    Nadine bot alle Künste auf, die sie daheim bei Marie gelernt hatte – ob sie helfen würden, wusste nur Gott allein. Aber sie hatte den Auftrag von ihrer jungen Herrin, sich um de Gironde zu kümmern, und sie erfüllte ihn so gut sie konnte. Am Nachmittag ließen die Schmerzen nach, und Roger fiel in den Schlaf völliger Erschöpfung. Immer noch war sein Körper heiß und fiebrig, doch der Puls hatte sich beruhigt, und er atmete zwar rasch, doch gleichmäßig. Nadine trug der Köchin auf, den Kranken mit kühlenden Umschlägen und Tee zu versorgen und warf sich ihren Umhang um.
    „Spann an“, sagte sie dem Kutscher. „Ich habe etwas zu erledigen.“
    „Du willst fort?“, jammerte die Köchin. „Und wenn er mir unter den Händen stirbt?“
    „Er wird

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