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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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die Haare zu kämmen?
    „Wie heißt du?“
    Die Zofe versank in einem tiefen Knicks. „Nadine. Ich komme aus Kerrigor.“
    Das war ganz in der Nähe. Eines der vielen kleinen Dörfchen, die zur Grafschaft des Comte gehörten, so wie auch ihr eigener Geburtsort, Kerrignan. Jeanne betrachtete die Zofe jetzt mit mehr Aufmerksamkeit. Wie schmal sie war. Ihre Wangen waren blass, Kinn und Nase spitz – das ganze Gesicht unter der weißen Haube hatte etwas von einem Mäuschen. Nur die übergroßen hellblauen Augen waren schön, fand Jeanne.
    „Wie lange bist du schon hier auf dem Schloss, Nadine?“
    „In diesem Sommer werden es drei Jahre. Die selige Comtesse, die Mutter des Comte, hat mich aus meinem Dorf geholt und hierher gebracht.“
    „Warum hat sie das getan?“
    Nadine bemühte sich, eine Schleife in Jeannes Haar zu binden. „Ich habe keine Eltern“, sagte sie leise. „Die selige Comtesse hat sich sehr oft der Waisenkinder in den Dörfern angenommen. Habt ihr das nicht gewusst?“
    Doch, das wusste Jeanne. Die Comtesse war überall als gütige und gerechte Landesherrin beliebt gewesen. Man hatte sehr um sie getrauert, als sie vor einem Jahr zu Grabe getragen wurde.
    Jeanne spürte plötzlich eine Art Solidarität mit der kleinen Nadine. Auch sie stand ganz allein in der Welt. „Du machst das sehr gut“, sagte sie und lächelte ihr zu. „Ich hatte noch nie zuvor eine so schöne Frisur.“
    Die Zofe errötete und knickste erneut. Sie freute sich über das Lob. „Oh, das ist noch gar nichts. Die selige Comtesse hat mich noch viel mehr gelehrt. Ich könnte Euch schnüren und ganz nach der Mode zurechtmachen – dann würdet Ihr aussehen wie eine Prinzessin. Ach nein – noch viel schöner.“
    Jetzt musste Jeanne lachen, auch wenn ihr eigentlich gar nicht danach zumute war. „Ich bin aber keine Prinzessin, Nadine. Und auch keine feine Dame. Diese Kleider sind nicht für mich gemacht, verstehst du?“
    Die kleine Zofe schüttelte eifrig den Kopf. „Das glaube ich nicht. Diese Kleider haben auf Euch gewartet. Sie sind für eine Frau gemacht, die so schön und bezaubernd ist, wie Ihr es seid. Ach, die selige Comtesse hätte ihre Freude daran gehabt. Sie hat die schönen Dinge so sehr geliebt.“
    Nachdenklich blickte Jeanne auf die Kleidungsstücke, die auf dem Bett lagen. Sie waren so kostbar, dass sie nicht einmal gewagt hatte, sie anzufassen. Der gestrige Abend kam ihr wieder in den Sinn, und sie schämte sich. „Und der Comte, liebt er auch die schönen Dinge?“, fragte sie in bitterem Ton.
    Nadine verstand sie sofort. „Der Comte ist seit gestern völlig verändert, Mademoiselle. Er hatte beschlossen, nach Paris zu reisen und kehrte dann ganz überraschend wieder ins Schloss zurück. Mit Euch, Mademoiselle.“
    „Wirft er seine Entschlüsse immer so rasch um?“
    „Eigentlich nicht, Mademoiselle. Er hat auch noch niemals zuvor angeordnet, dass eines der Mädchen dieses Kleid anlegen sollte.“
    „Mädchen?“
    Jeanne begriff. Die Zofe sprach von jenen Dorfmädchen, die hin und wieder ins Schloss geholt wurden, um dort dem Comte und seinen Gefährten zu verschiedenen Vergnügungen zu verhelfen. Zorn überkam sie. Wenn er das von ihr glaubte, dann hatte er sich gründlich geirrt!
    „Es ist gut“, sagte sie zu Nadine und stand auf. „Ich möchte jetzt den Comte sprechen.“
    Erschrocken sah die Zofe sie an. „Den Comte sprechen? Aber das geht nicht. Ihr müsst warten, bis er Euch rufen lässt.“
    Aber Jeanne stand schon an der Tür. „Das werden wir ja sehen.“
     
    Christian legte die Armbrust, in die er eine neue Sehne eingespannt hatte, beiseite und horchte amüsiert auf die Geräusche im Flur. Schau an, die Kleine hatte also schon Sehnsucht nach ihm. Es gefiel ihm. Andrerseits ging es ihm ein wenig zu rasch. Die Geschichte drohte langweilig zu werden, und das war schade.
    „Das ist unmöglich, Mademoiselle. Niemand außer dem Comte darf die Waffenkammer betreten....“
    Es war Bertrand, der auf verlorenem Posten kämpfte. Sie würde sich nicht abweisen lassen, die kleine Wildkatze. Christian schmunzelte und nahm sich wieder die Armbrust vor.
    „Dann sag ihm, dass ich ihn sofort sprechen möchte!“, hörte er ihre ärgerliche Stimme.
    „Der Comte möchte nicht gestört werden, wenn er sich mit den Jagdwaffen beschäftigt.“
    „Dann gehe ich eben hinein!“
    „So nehmt doch Vernunft an, Mademoiselle. Ich bitte Euch.... Das geht doch nicht....“
    Christian hob erstaunt den Kopf, als

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